Weniger, dafür sauberes Wasser im Bach
10.09.2021 BaselbietLandratskommission für Aufhebung der ARA Bubendorf
Die Abwasserreinigungsanlagen in Niederdorf und Bubendorf sollen zugunsten einer vergrösserten ARA Füllinsdorf stillgelegt werden. Die vorberatende landrätliche Umweltschutz- und Energiekommission stimmt diesem Plan der ...
Landratskommission für Aufhebung der ARA Bubendorf
Die Abwasserreinigungsanlagen in Niederdorf und Bubendorf sollen zugunsten einer vergrösserten ARA Füllinsdorf stillgelegt werden. Die vorberatende landrätliche Umweltschutz- und Energiekommission stimmt diesem Plan der Regierung zu, macht aber zusätzliche Umweltauflagen.
David Thommen
5,3 Millionen Franken beantragt die Kantonsregierung beim Landrat, um die Erweiterung der ARA Ergolz 2 in Füllinsdorf projektieren zu können. Der Kanton will in dieser Anlage deutlich mehr Kapazität schaffen, um zusätzlich auch die Abwässer aus den beiden Frenkentälern dort reinigen zu können. Die heute bestehenden und veralteten kleineren Anlagen in Niederdorf und Bubendorf sollen nach der Realisierung geschlossen und die Abwässer in einem neuen Kanal nach Füllinsdorf abgeleitet werden. Von der einst geplanten Erweiterung und Modernisierung der Kläranlage Bubendorf hat die Regierung bereits vor einiger Zeit Abstand genommen, da die ARA-Betriebskosten dank der Zentralisierung in Füllinsdorf tiefer sind – es ist von einer jährlichen Einsparung in der Höhe von 2 Millionen Franken die Rede – und die Qualität der Wasserreinigung in einer Grossanlage als deutlich besser erachtet wird.
Die vorberatende landrätliche Umweltschutz- und Energiekommission hat dieser Zentralisierung mitsamt dem beantragten Baukredit soeben zugestimmt. Das Geschäft ist nun reif, um im Kantonsparlament beraten zu werden. Das Resultat in der Kommission fiel mit 12 Ja- gegen nur 1 Nein-Stimme deutlicher aus, als dies im Vorfeld erwartet worden ist. Denn gegen die systematische Stilllegung von kleinen Abwasserreinigungsanlagen im Baselbiet hat sich in den vergangenen Jahren einiger Widerstand formiert. So wehrte sich nicht zuletzt die Natur- und Landschaftsschutzkommission, die vom Regierungsrat eingesetzt ist und diesen berät, mit deutlichen Worten gegen alle geplanten ARA-Schliessungen im Kanton. Sogar eine Einsprache hat sie eingereicht. Gefordert wurde ein Marschhalt.
Rund 18 Prozent weniger Wasser
Grund für die Bedenken ist, dass den kleinen Bächen ein stattlicher Anteil des Wassers entzogen wird, wenn das Abwasser nicht mehr vor Ort gereinigt, sondern in Röhren in weit entfernte Anlagen abgeleitet wird. Im konkreten Fall nimmt die Wassermenge in der Vorderen Frenke ab Niederdorf, in der Frenke ab Bubendorf und in der Folge auch in der Ergolz zwischen Liestal und Füllinsdorf bei Niederwasser um 15 bis 18 Prozent ab. Die Gefahr, dass in trockenen, heissen Sommern die Bäche vor allem für die empfindlichen Forellen zu warm werden oder sogar ganz austrocknen und die Bachfauna irreversiblen Schaden nimmt, steigt damit stark.
Der Widerstand gegen die Baselbieter ARA-Zentralisierungspolitik wurde in den vergangenen Monaten mehrfach in Meinungsbeiträgen in der «Volksstimme» artikuliert. Die landrätliche Bau- und Planungskommission nimmt die Bedenken nun auf. Die Reduktion der Wassermenge in der Frenke sei tatsächlich ein Problem. Allerdings sei das Abwasser nach der Reinigung in kleinen Anlagen nach wie vor so schmutzig, dass den Bächen damit ebenfalls nicht gedient sei und auch die Trinkwassergewinnung weiter unten im Tal beeinträchtigt werde. Im Sinne einer Güterabwägung entscheide man sich lieber für weniger, dafür saubereres Wasser in Vorderer Frenke, Frenke und Ergolz, heisst es im Kommissionsbericht.
Denn immerhin sei als Kompensationsmassnahme auch Geld vorgesehen, um den auf weiten Strecken künstlichen, zu breiten Bachlauf mit einer zu geringen Fliesstiefe zwischen Niederdorf und Füllinsdorf auf insgesamt 18 Kilometern natürlicher zu gestalten. Die Regierung hat dafür 2 Millionen Franken vorgesehen. Unter anderem ist die Rede von einer neuen Niederwasserrinne und einer besseren Beschattung. Überdies erhoffen sich sowohl die Regierung als auch die Landratskommission von der laufenden Generellen Entwässerungsplanung (GEP) in den Gemeinden einen positiven Effekt. Eines der GEP-Ziele ist, dass weniger Regenwasser den Weg in die Kanalisation findet, sondern vor Ort versickert. Dies käme dann via Grundwasser auch den Bächen zugute.
Projekt breit abstützen
Ihr Ja zur Ausbau-Projektierung der ARA in Füllinsdorf knüpft die Umweltschutz- und Energiekommission allerdings an eine Bedingung: Der Kanton muss für die Konkretisierung der Kompensationsmassnahmen zugunsten der betroffenen Gewässer auch «interessierte Organisationen» beiziehen. Ziel sei es, «gemeinsam zu einer Lösung zu finden», heisst es im Bericht. Die Kommission will sich voraussichtlich Ende 2022 über die geplanten Ausgleichsmassnahmen informieren lassen. Erst danach kommt der eigentliche Baukredit für das Projekt vor den Landrat. Der Ausbau der ARA Ergolz 2 in Füllinsdorf samt neuem Abwasserleitungskanal und Kompensationsmassnahmen dürfte – inklusive der 5,3 Millionen Franken für die Projektierung – dereinst rund 95 Millionen Franken kosten.