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02.09.2021 Baselbiet, Wittinsburg, Gesellschaft, Bezirk SissachDurchgangsplatz «Holchen» für Fahrende wurde modernisiert
Für 1,2 Millionen Franken hat der Kanton den Durchgangsplatz für Menschen mit nomadischer Lebensweise in der Sommerau-Kurve im Homburgertal modernisiert. Zehn Plätze mit bester Infrastruktur stehen den Fahrenden ab sofort zur ...
Durchgangsplatz «Holchen» für Fahrende wurde modernisiert
Für 1,2 Millionen Franken hat der Kanton den Durchgangsplatz für Menschen mit nomadischer Lebensweise in der Sommerau-Kurve im Homburgertal modernisiert. Zehn Plätze mit bester Infrastruktur stehen den Fahrenden ab sofort zur Verfügung.
André Frauchiger
Seit 1993 betreibt der Kanton in der Sommerau-Kurve zwischen Diepflingen und Rümlingen den Durchgangsplatz «Holchen». Fahrende können sich hier befristet niederlassen. In der Regel verweilen sie für einen Monat auf dem Platz und ziehen dann mit ihren Wohnwagen weiter.
Am Dienstag wurde der vollständig erneuerte Durchgangsplatz eröffnet. Zehn Plätze und eine moderne Infrastruktur stehen hier nun zur Verfügung.
Laut Raumplanungs- und Baugesetz des Bundes müssen Siedlungen nach den Bedürfnissen der Bevölkerung gestaltet werden. Womit auch Jenische und Sinti ihre «nomadische Lebensweise» pflegen können müssen. Deshalb sind die Kantone verpflichtet, Stand- und Durchgangsplätze für Fahrende anzubieten. Wie nötig solche Durchgangsplätze sind, zeigte Dave Huser vom Verein Bewegung der Schweizer Reisenden an einer Medienorientierung anlässlich der Wiedereröffnung des sanierten Durchgangsplatzes im Homburgertal auf: In den 1980er-Jahren gab es in der Schweiz zwischen 20 000 und 25 000 Jenische und Sinti, heute seien es zwischen 35 000 und 50 000. Dementsprechend würden mehr Durchgangsplätze für den Sommer und auch Standplätze für das ganze Jahr, insbesondere für die Wintermonate, benötigt. Bund und Kantone seien gefordert.
Suche nach Winterquartier
Baselland stellt heute 20 Plätze auf zwei Durchgangsplätzen zur Verfügung – je zehn beim Altmarkt in Liestal und auf dem «Holchen» in Wittinsburg. Neben einem Durchgangsplatz auf dem Gebiet der «Friedmatt» in Basel ist der nächstgelegene Durchgangsplatz in der Schweiz erst in Spreitenbach in Betrieb.
Wie die vom Bund initiierte Stiftung Zukunft für Schweizer Fahrende festhält, fehlen in der Schweiz rund 20 bis 30 Standplätze fürs Winterquartier. Und statt heute 24 bräuchte es rund 80 Durchgangsplätze. Baselland prüft zurzeit Standorte für ein Winterquartier – wenn möglich in einer mittelgrossen Gemeinde, wie Brigitte Reinhard vom Hochbauamt Baselland, zuständig für den Betrieb der Durchgangsplätze in Baselland, erklärte. Der Bund erwarte ein entsprechendes Engagement der Kantone.
Der Durchgangsplatz für Fahrende in Wittinsburg befand sich vor der Sanierung in einem sehr schlechten Zustand. Der Kanton entschloss sich deshalb, diesen zu sanieren. Die Kosten belaufen sich auf rund 1,2 Millionen Franken. Diese werden vom Kanton übernommen, da dies durch die Gemeinde Wittinsburg nicht zu finanzieren wäre.
Gemeindepräsidentin Caroline Zürcher zeigte sich für diese Entlastung sehr dankbar. Die Bevölkerung ihrer Gemeinde stehe hinter dem Durchgangsplatz, die notwendige Sanierung sei als richtig erachtet worden. Gemeindepräsidentin Caroline Zürcher und auch Simon Röthlisberger, Geschäftsführer der Stiftung Zukunft für Schweizer Fahrende, unterstrichen die Bedeutung des Mitwirkungsprozesses bei der Planung mit allen Beteiligten.
Toiletten, Duschen und Spielwiese
Nach rund einem Jahr wird der Durchgangsplatz «Holchen», auf Gebiet der Gemeinde Wittinsburg zwischen Diepflingen und Rümlingen gelegen, nun nach rund einem Jahr Bauzeit wiedereröffnet. Neu gibt es einen Sanitärcontainer mit behindertengerechten Toiletten und Dusche, einen Unterstand für Handwerksarbeiten und im hinteren Teil des Platzes eine Spiel- und Aufenthaltswiese.
Der Boden der insgesamt zehn Stellplätze wurde mit Rasengittersteinen versehen, damit auch Vorzelte gut aufgestellt und mit Heringen im Boden gesichert werden können. Jeder Stellplatz verfügt über einen direkten Anschluss an Wasser, Elektrizität und Kanalisation. Wegen des Verkehrslärms der direkt angrenzenden Hauensteinerstrasse wurde der Durchgangsplatz mit einer Lärmschutzwand geschützt. Auch wurde beim anschliessenden Spielplatz ein Zaun errichtet. Gegen den Wald hin wurde der Platz bewusst offen gehalten. Die abschliessende Begrünung soll im kommenden Herbst vorgenommen werden.
Wie Projektleiter Jonas Wirth vom Hochbauamt erklärte, beträgt die Tagesmiete für einen Standplatz 15 Franken. Mit der Vermietung der zehn Plätze sollen die Betriebskosten gedeckt sein. Das Tagesticket kann am Eingang elektronisch gelöst werden. Zuständig für die regelmässige Reinigung und auch Kontrolle des Platzes ist eine grosse private Reinigungsfirma.