Ein stacheliger Nachbar
16.09.2021 Baselbiet, RatgeberGartentipp | Über Schutz und Leben der Igel
Igel fühlen sich nicht nur in freier Natur, sondern auch mitten im Siedlungsgebiet wohl. Besitzer von Hausgärten können mit einfachen Massnahmen dazu beitragen, dem Igel einen attraktiven Lebensraum zu ...
Gartentipp | Über Schutz und Leben der Igel
Igel fühlen sich nicht nur in freier Natur, sondern auch mitten im Siedlungsgebiet wohl. Besitzer von Hausgärten können mit einfachen Massnahmen dazu beitragen, dem Igel einen attraktiven Lebensraum zu bieten.
Lina Ferrari
Bei einem Abendspaziergang durch ein Einfamilienhausquartier hat man grosse Chancen, ihm zu begegnen: dem Igel. Um sich wohlzufühlen, braucht er einen strukturreichen Lebensraum. Das bedeutet, dass offene Flächen genauso wichtig sind wie Hecken, Büsche, Sträucher oder Asthaufen. Igel waren ursprünglich vor allem in der abwechslungsreichen Kulturlandschaft anzutreffen. Diese hat sich allerdings im Lauf der vergangenen Jahrzehnte stark verändert und viele für den Igel wichtige Strukturen sind verschwunden. In der Folge bezog das relativ zutrauliche Tier sein Zuhause vermehrt in menschlichen Siedlungen.
Der Igel habe es auch im Siedlungsraum nicht immer leicht, erklärt Pascale Hutter, Präsidentin der Hedwig Karrer-Stiftung der Igelfreunde Baselland. Die Zerstückelung des Lebensraums stellt eine grosse Herausforderung für diese Tierart dar. Gartenzäune und Mauern bilden in der Regel unüberwindbare Hindernisse. So müssen Igel auf der Nahrungssuche grosse Umwege auf sich nehmen und haben zu gewissen Nahrungsquellen keinen Zugang. Ausgewachsen kann der Igel lediglich eine Stufenhöhe von etwa 15 Zentimetern erklimmen, erklärt Hutter. Igeltreppen aus Steinen, die helfen, kleinere Mauern oder Treppen zu überwinden, können für ihn eine grosse Hilfe sein. Auch ein Durchschlupf von 10 mal 10 Zentimetern im Gartenzaun kann dem Igel die nächtlichen Wanderungen vereinfachen.
Zudem ist ein reiches Futterangebot unerlässlich, wenn man den Igel im eigenen Garten unterstützen möchte. Dies kann nur ohne Einsatz von Pestiziden und mit einheimischen Pflanzen, die Insekten anlocken, garantiert werden.
Nicht füttern
So stehen dem Igel während des ganzen Sommerhalbjahrs genügend Insekten und andere Wirbellose als Nahrung zur Verfügung. Regelmässig zufüttern soll man bei Igeln nicht, betont Hutter. Dies würde andere Igel aus den umliegenden Revieren anlocken und so können sich Krankheiten rasch verbreiten. Auch bedient sich der Fuchs gerne bei der eigentlich dem Igel zugedachten Nahrung, und ein Treffen der beiden kann für Jungigel tödlich enden. Es reicht, für einen strukturreichen Garten mit einheimischen Hecken und Blütenpflanzen zu sorgen.
Der «Jöö-Effekt» und dass man den Igel im eigenen Garten gut beobachten und fördern kann, regt das Interesse vieler Menschen am Igel an. Das Herzigsein sei aber lange nicht das wichtigste Argument für den Schutz der kleinen Vierbeiner, so Hutter. Durch den Igelschutz werden viele andere Siedlungstierarten mitgeschützt, die von einem strukturreichen Lebensraum profitieren. Zum Beispiel helfen Igeltreppen auch anderen Tieren wie Fröschen und Kröten auf ihren Streifzügen.
Lina Ferrari ist Co-Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft für Naturund Heimatschutz, Sissach (AGNHS)