AUSGEFRAGT | REMO BUESS, FESTIVALDIREKTOR DES INTERNATIONAL PHOTO FESTIVAL OLTEN
27.08.2021 Gesellschaft, Wenslingen, KulturChristian Roth
Herr Buess, wie kommt man dazu, in Olten prestigeträchtige Fotoausstellungen zu organisieren?
Remo Buess: Ich wohne in Olten und bin ursprünglich gelernter Maschinenmechaniker. Durch meinen Jugendfreund Marco Grob, der seine ...
Christian Roth
Herr Buess, wie kommt man dazu, in Olten prestigeträchtige Fotoausstellungen zu organisieren?
Remo Buess: Ich wohne in Olten und bin ursprünglich gelernter Maschinenmechaniker. Durch meinen Jugendfreund Marco Grob, der seine Karriere als Fotograf in Amerika so richtig lancierte, packte mich das Fotofieber. Deshalb beschlossen wir zusammen das International Photo Festival Olten – kurz Ipfo – 2017 zu organisieren. Damit haben wir, etwas Spezielles für die Kulturszene geschaffen. Was ursprünglich noch klein war, hat sich zu einer grossen Geschichte entwickelt.
Wie kommen Sie an die grossartigen Fotografen, die an den Austellungen teilnehmen und Vorträge halten?
Dies ist ein Verdienst meines Freundes Marco Grob. Da er sich einen grossen Namen in der Szene gemacht hat, kennt er über sein Netzwerk zahlreiche Künstler persönlich. Als wir das Festival im Mai 2017 gründeten, erhielten wir innerhalb einer Stunde schon etliche Zusagen für das Line-up. Übrigens hatten wir mit dem bekannten Regisseur und Oscarpreisträger David Lynch die erste Ausstellung seines Gesamtwerks in Europa in unserem neuen Haus der Fotografie.
Was wird in Olten alles geboten?
Es handelt sich um ein richtiges Festival. Es gibt Vorträge, Workshops, Seminare und Reviews. Auch Ausstellungen und Filme sind zu bestaunen. Wir richten das Augenmerk nicht auf die Technik der Fotografie, sondern lassen stilbildende Künstlerinnen und Künstler über ihre Interessen und Beweggründe sprechen. Das erfreut sich grossen Zuspruchs. Auch wenn man bedenkt, dass die Fotografen und Seminarleiter kein Honorar erhalten. Nur der Flug und die Unterkunft werden bezahlt. Auch wir arbeiten ehrenamtlich, sodass jeder Franken wieder in neue Projekte investiert werden kann. So konnten wir das frei stehende Naturmuseum für eine Zwischennutzung erhalten und haben für mehr als 100 000 Franken die Räume umgestaltet.
Wie kam es dazu, dass die prestigeträchtigen Fotografien des «Word Press Award» in Olten ausgestellt werden?
Das war schon ein glücklicher Zufall. Normalerweise werden die preisgekrönten Fotografien im Landesmuseum in Zürich ausgestellt. Wegen Covid-19 wurde die Ausstellung aber abgesagt. So bemühten wir uns, dass die Bilder bei uns einen wichtigen Teil der Ausstellung bilden. Zu sehen sind die Werke übrigens bis zum 3. Oktober.
Was ist an dieser Ausgabe des Festivals neu?
Wir haben neu die «PhotoVille4600» ins Leben gerufen. Wir zeigen einen aktuellen Auszug aus der Schweizer Fotografielandschaft. Die Fotografen konnten sich bewerben und wurden durch eine hochkarätige internationale Jury ausgewählt. Auch haben wir zum ersten Mal den «Ipfo Swiss Photo Award» vergeben, der ging in diesem Jahr an Maurice Haas. Das Festival läuft seit Donnerstag und noch bis Sonntag. Zudem freuen wir uns, dass wir in kurzer Zeit auch die Werke von Brian Adams präsentieren dürfen. Viele wissen nicht, das Adams nicht nur als Sänger brilliert, sondern auch ein begnadeter Fotograf ist.
Das International Photo Festival Olten
chr. Das Festival findet vom 25. bis 29. August in Olten statt. Im Ipfo-Haus der Fotografie, Haus der Museen, in der Kirche St. Martin, im Stadttheater Olten und in Pavillons werden die Werke namhafter Fotografinnen und Fotografen ausgestellt. Ausserdem werden Vorträge, Workshops und diverse Seminare angeboten. Prominente Referenten wie zum Beispiel Brigitte Lacombe, Anton Corbijn, Stuart Franklin oder Dominic Nahr werden Vorträge halten. Insgesamt werden 15 Workshops und 50 Seminare abgehalten, unter anderem von Marco Grob. Die ausgewählten und prämierten Werke des «World Press Award» sind im Ipfo-Haus der Fotografie an der Kirchgasse zu sehen. Diese Ausstellung dauert bis zum 3. Oktober. Für alle Fotobegeisterten ist Olten das ultimative Eldorado.
Zur Person
chr. Remo Buess, 42, wohnt in Olten. Sein Bürgerort ist Wenslingen. Mit seinem Jugendfreund und Fotografen Marco Grob teilte er ein Hobby: Segelfliegen und den Flugraum über Olten unsicher machen. Da Buess auch das Fotografieren interessiert, ist es nicht erstaunlich, dass sein Freund ihn das Handwerk gelehrt hat. So arbeitet er auch als Assistent bei Grob und verfolgt seine eigenen Projekte. Was Buess vor allem interessiert, sind Menschen und die Gesichter dazu. Er hat unter anderem Kampagnen für Jura mit Roger Federer und für andere grosse Unternehmen fotografiert.