«Diese Schule ist ein Spezialfall»
17.08.2021 Bildung, HemmikenBarbara Saladin
Herr Lüthy, wie einzigartig ist das «Modell Hemmiken» im Kanton?
Beat Lüthy: Die Schule in Hemmiken ist die kleinste Schule im ganzen Kanton, und sie ist ein Spezialfall. Dieses Modell gibt es nur in Hemmiken. Zwar ...
Barbara Saladin
Herr Lüthy, wie einzigartig ist das «Modell Hemmiken» im Kanton?
Beat Lüthy: Die Schule in Hemmiken ist die kleinste Schule im ganzen Kanton, und sie ist ein Spezialfall. Dieses Modell gibt es nur in Hemmiken. Zwar existieren in verschiedenen Dörfern im Oberbaselbiet und im Laufental eher kleine Schulen, aber Hemmiken hat mit Abstand die kleinste. Die kantonale Tendenz geht eher in Richtung Kooperation mit anderen Gemeinden als in Richtung eigene Schule. Beispiele sind etwa die Kreisschule Homburgertal oder die Kreisschule Buus-Maisprach. Dort wurde darauf geachtet, dass ein Teil des Angebots im Dorf bleibt. Dies ist eine gelungene Partnerschaft zwischen den beiden Gemeinden, finde ich.
Waren besondere Verhandlungen mit dem Amt für Volksschulen (AVS) oder sonstige Schritte nötig, damit Hemmiken die Grundstufe realisieren konnte?
Die entsprechende Anfrage kam im Frühling 2019 aus Hemmiken zu uns, ob es überhaupt möglich sei, den Kindergarten von Ormalingen zurück ins Dorf zu holen. Es ist so, dass das Bildungsgesetz Mehrjahrgangsklassen zulässt. Da es im Gesetz keine Äusserung dazu gibt, dass dies für den Kindergarten nicht gelte, war hier der Weg also frei. Das AVS machte aber ein paar Auflagen, damit die Wahrung der Qualität garantiert ist, beispielsweise betreffend Platz, Pensen der Lehrpersonen und pädagogisches Konzept, um den Schulkindern gerecht zu werden. Unsere Verpflichtung ist es, immer aus der Perspektive der Schülerinnen und Schüler zu schauen.
Wie steht das AVS zu einer solchen «Miniaturschule»?
Mehrjahrgangsklassen kennen wir in vielen kleinen Gemeinden, und sie sind explizit für diese vorgesehen. Für die Lehrpersonen ist das «altersdurchmischte Lernen» eine Herausforderung. Hemmiken wagt nun den Versuch mit acht Jahrgängen in vier Klassen.
Was sind die Vorteile solcher Mehrjahrgangsklassen?
Es gibt viele positive Nebeneffekte. Grössere Kinder lernen beispielsweise, auf die Kleineren Acht zu geben, und können ihnen Dinge erklären. In Lerngemeinschaften profitieren die Kinder gut voneinander.
Wo sehen Sie als Vertreter des Kantons Risiken?
In der Qualität des Unterrichts für die einzelnen Kinder. Aber dies ist eine pädagogische Aufgabe, die geleistet werden kann, und bis jetzt hat die Schule Hemmiken bewiesen, dass es gut gelingt. Für uns ist es wichtig, dass es für die Schülerinnen und Schüler keine Nachteile gibt.
Was bedeutet eine eigene Schule für ein Dorf?
In Sachen Standortattraktivität ist es ein wichtiger Faktor, wenn die Kinder im Dorf zur Schule gehen können. Es ist allerdings ein grosser finanzieller Grundaufwand, denn eine kleine Schule muss das gleiche Lektionenangebot gewährleisten können wie eine grosse Schule.