Wenn der Grill kalt bleibt
20.07.2021 Baselbiet, GesellschaftSander van Riemsdijk
Sommerzeit ist Grillzeit. Eigentlich. Aber nach ohnehin schon schlechtem Wetter zog zuletzt auch noch Tief Bernd über die Schweiz und vermieste mit seinen Niederschlägen und kühlen Temperaturen allerorten den Grillplausch. Und damit das ...
Sander van Riemsdijk
Sommerzeit ist Grillzeit. Eigentlich. Aber nach ohnehin schon schlechtem Wetter zog zuletzt auch noch Tief Bernd über die Schweiz und vermieste mit seinen Niederschlägen und kühlen Temperaturen allerorten den Grillplausch. Und damit das lukrative Saisongeschäft für die lokalen Metzger. «Wir verkaufen deutlich weniger Grillfleisch», sagt Ralph Eglin von der Metzgerei Zimmermann in Zunzgen auf Anfrage – «massiv weniger sogar.» Er rechnet mit einer Umsatzeinbusse von mindestens 50 Prozent; wettmachen lasse sich diese Einbusse kaum. Und dies, nachdem viele Restaurants aufgrund der Pandemie lange Zeit nicht beliefert werden konnten.
Es ist offensichtlich, dass die Konsumenten vor ihrem Fleischeinkauf zuerst den Wetterbericht konsultieren, aber immerhin stieg der Verkauf von anderen Fleischsorten. Dazu Metzger Ralph Eglin: «Die Menschen haben, bedingt durch das miese Wetter, einfach auf Braten, Ragout oder Hackfleisch umgestellt und bereiten ihr Essen in der Pfanne oder im Ofen zu.» Diese Umstellung bei der Kundschaft sorgt dafür, dass sich der Rückgang des Gesamtumsatzes bei den Metzgereien im finanziell erträglichen Rahmen hält.
Verkaufsflaute in Ferienzeit
Ähnliche Erfahrungen hat auch Dieter Recher, Inhaber der gleichnamigen Metzgerei in Lausen, gemacht. Dadurch, dass die Leute vermehrt anderes Fleisch wie Geschnetzeltes oder Rahmschnitzel bestellen − eigentlich typische Wintergerichte − halten sich der Umsatzrückgang und damit das Loch in der Kasse in Grenzen. «Umsatzmässig erleiden wir derzeit einen Verlust zwischen 10 und 20 Prozent», sagt er und schiebt nach: «Man muss zusätzlich die übliche Verkaufsflaute in der Ferienzeit einberechnen, die wir gerade jetzt gut spüren.»
Dass bislang kein ideales Wetter herrschte, um den Grill anzufeuern, hat auch Roland Maurer von der Metzgerei in Läufelfingen zu spüren bekommen. Nachdem schon viele Anlässe pandemiebedingt ausgefallen waren, kommt jetzt auch noch das miese Wetter hinzu. Der Umsatzverlust sei schwer zu beziffern, dennoch möchte er sich nicht beklagen: «Wir verkaufen jetzt halt mehr andere Fleischsorten wie zum Beispiel Hackfleisch.» Er sei guter Hoffnung, dass uns der Sommer seine Aufwartung doch noch mache.
Die Kundschaft zum Grillieren zwingen, wenn es buchstäblich Bindfäden schüttet, kann auch Rolf Häring von der Metzgerei in Sissach nicht. «Es ist halt, wie es ist, ich kann das Wetter nicht beeinflussen», sagt er mit leicht fatalistischem Unterton. «Man muss sich einfach darauf einstellen, dass bei dieser Witterung weniger Grillfleisch verkauft wird.» Spürbar ist auch bei ihm, dass die Leute umdenken und dass daher statt Spiessli und sonstige Grilladen mehr andere Fleischsorten über die Ladentheke gehen: «Fleisch wird ja auch bei schlechtem Wetter gegessen.»
«Wir produzieren auf Bestellung»
chr. Das Unternehmen Bell, einer der «Grossen» in der Fleischproduktion, produziert Würste, Grillschnecken, Steaks, Schweinshälse und anderes Grillgut in den Sommermonaten «en masse». Die Frage stellt sich: Was passierte bei den Wetterbedingungen der vergangenen Wochen mit der hergestellten Ware? Der Projektleiter Corporate Communication von Bell, Fabian Vetsch, gibt sich entspannt. Das Unternehmen produziere nur auf Bestellung. Die abgesprochene Ware werde an die Kunden geliefert. Wenn kein Grillwetter herrscht und zu viele Produkte bestellt wurden, bleibt der Ladenbetreiber für sie verantwortlich. Dies hat in den vergangenen Wochen zu vielen Aktionen geführt. Wer beim Grossverteiler auf die Rabatte reagiert hat, kann sich in den nächsten Tagen auf einen «günstigen» Grillspass freuen.