Mit neuen Gesichtern zum alten Glanz
20.07.2021 Buus, Gastronomie, GesellschaftChristian Horisberger
Seit Freitag ist die Buusner «Waldgrotte» nach einem mehrere Monate dauernden Unterbruch wieder offen. Die Gaststube wirkt heller, freundlicher und peppiger als vor der Schliessung im Dezember: Im Eingangsbereich befindet sich eine hübsche ...
Christian Horisberger
Seit Freitag ist die Buusner «Waldgrotte» nach einem mehrere Monate dauernden Unterbruch wieder offen. Die Gaststube wirkt heller, freundlicher und peppiger als vor der Schliessung im Dezember: Im Eingangsbereich befindet sich eine hübsche Lounge, Sonnenblumen dekorieren die Tische. Was die Küche hergibt, steht Weiss auf Schwarz auf einer Schiefertafel beim Buffet. Es ist die Handschrift der neuen Herrinnen des Hauses: Anja und Jasmin Gschwind haben sich Mühe gegeben, eine neue Ära einzuläuten, nachdem das einst beliebte Ausflugslokal in den vergangenen Jahren viel von seinem Glanz verloren hat.
Ihr Vater Peter Staub hatte öfter mit Scharmützeln mit Gemeinde und Kanton (Reklamationen über Badi-Parkplätze, Anstrich des Gasthauses in einer nicht bewilligten Farbe) von sich und seinem Restaurant reden gemacht, als mit seinen Fähigkeiten als Gastgeber. Darunter litt der Gastrobetrieb und verlor ebenso Ansehen wie Gäste.
Nun hat Staub die «Waldgrotte» seinen beiden Töchtern überschrieben und sich gleichzeitig aus dem Gastronomiebetrieb zurückgezogen. Nur als Stiftungsratspräsident des Tierparks wirkt der 65-Jährige noch.
Verpachten oder selber probieren
«Wir hatten die Wahl, das Restaurant zu schliessen, zu verpachten oder es selber zu probieren», sagt Anja Gschwind. Es zu schliessen, sei für sie und ihre Schwester keine Option gewesen – zu schade für das Lokal mit grosszügiger Gaststube, Saal, Gartenterrasse und riesigem Parkplatz. Gegen das Selberwirten sprach eigentlich das mangelnde Know-how der Schwestern. Ausser, dass Anja als junge Frau und während ihres Studiums in der «Waldgrotte» oft im Service ausgeholfen hat, bringen die Schwestern keine gastronomische Erfahrung mit: Anja (29) ist Grafikund Produktedesignerin, Jasmin (32) Schreinerin.
Dennoch haben sie sich für das Abenteuer entschieden. Im Business Park Oberbaselbiet, Laufental, Thierstein fanden sie den unternehmerischen Hintergrund und den Mut, mit dem Ausflugslokal an die erfolgreichen Zeiten anzuknüpfen. Neben der einladenden Atmosphäre setzen sie auf eine saisonale, regionale und urbane Küche, sagt Anja Gschwind, die das Wirtepatent erworben hat und an der Front anzutreffen sein wird. Auch Vegetarier und Veganer sollen auf ihre Kosten kommen: Unter anderem wird sautierter Blumenkohl auf Tomatenbulgur serviert.
Die «Waldgrotte»-Frauen, die von einem angestellten Koch und Jasmins Ehemann unterstützt werden, wollen sich langsam an die Vorlieben ihrer Gäste herantasten. «Wir werden zum Beispiel ein spezielles Bier oder ein besonderes Gericht für eine Woche oder einen Monat anbieten und sehen, wie es ankommt. Was die Gäste mögen, nehmen wir auf die Karte», sagt Anja Gschwind.
Langsam in Fahrt kommen
An Bewährtem wird derweil festgehalten: Den «Heissen Stein», die Trüffelgerichte oder den «Waldgrotte»- Klassiker «Siebenburger» – ein Salatteller mit einem Stück Fleisch nach Wahl und Pommes frites – hätten sie niemals von der Speisekarte verbannt. Man wolle den Gästen bieten, was sie sich von einer Beiz auf dem Land erwarten und sie keinesfalls enttäuschen, sagt Jasmin Gschwind. Die «Siebenburger»-Auswahl werde aber um ein vegetarisches Schnitzel als Beigabe ergänzt.
Ein Hochfahren des Betriebs Schritt für Schritt haben sich die Schwestern nach der kräftezehrenden Renovation auch beim Betrieb der «Waldgrotte» verordnet. So haben sie zunächst nur auf Social Media Werbung für die Wiedereröffnung gemacht. Der erste Betriebstag am Freitag verlief denn auch eher ruhig. In Zukunft hoffen die «Waldgrotte»- Herrinnen jedoch, Wanderer, Töfffahrer, Biker und Reisegruppen – auch in Cars; der Parkplatz ist gross – begrüssen zu dürfen. Ebenso Familien: Der grosse Tierpark mit Hirschen, Lamas, Wollschweinen, Pfauen oder Fasanen könne nach jahrelangem Umbau bald besucht werden, ohne dass man dabei schmutzige Schuhe bekomme.