Ein zukunftsweisendes Projekt
27.07.2021 Baselbiet, Energie/Umwelt, Bezirk LiestalWilli Wenger
Für die EBL Genossenschaft Elektra Baselland (EBL) als Bauherrin wie auch für die ausführenden Unternehmungen stellt der Grosswärmeverbund Liestal ein bedeutendes Projekt dar. Ziel ist es letztlich, alle sieben Wärmeverbunde im Baselbieter ...
Willi Wenger
Für die EBL Genossenschaft Elektra Baselland (EBL) als Bauherrin wie auch für die ausführenden Unternehmungen stellt der Grosswärmeverbund Liestal ein bedeutendes Projekt dar. Ziel ist es letztlich, alle sieben Wärmeverbunde im Baselbieter Kantonshauptort in den nächsten zehn Jahren in drei Etappen zu einem effizienteren und nachhaltigeren Verbund zusammenzuschliessen. Mit der Investitionssumme von 72 Millionen Franken ist dies einer der grössten Wärmeverbunde in der Nordwestschweiz und in diesem Sinne ein zukunftsorientiertes Bauvorhaben. Mit der Anlieferung der neuen Holzheizkessel konnte ein erster wichtiger Meilenstein gesetzt werden.
EBL-CEO Tobias Andrist sagt, dass die im März gelieferten Holzheizkessel am Ende des Projekts dafür sorgen werden, dass die Heizzentrale Liestal in Zukunft gleich viermal so viel Wärme aus erneuerbarer Energie erbringen wird, als dies bisher der Fall war. «Im Endausbau wollen wir auch angrenzende Teile der Gemeinden Frenkendorf und Füllinsdorf, über die ganze Länge von Liestal bis nach Lausen, mit Wärme beliefern.» Und richtungsweisend ist dann die Tatsache, dass die neue Heizzentrale neu bis zu 90 Prozent erneuerbarer Energie aus 100 Prozent regionalem Holz beisteuern wird.
Der Bau des Wärmeverbunds ist ein hochkomplexes Projekt. Andrist hält fest, dass die Platzverhältnisse an der Liestaler Spitalstrasse «enger als eng» seien. «Die Gebäude stehen dicht und wir müssen mehrere Aspekte sicherstellen. Zum einen muss der dicht getaktete Zeitplan beim parallelen Rück- und Neubau eingehalten werden.» Bei diesem komplexen Projekt mit seinen zahlreichen, voneinander abhängigen Schritten sei zudem sicherzustellen, dass die bestehenden Kundinnen und Kunden, darunter das Kantonsspital Baselland, ohne Unterbruch Wärme geliefert bekommen. Und, so Andrist weiter, dürfe die benachbarte Zentralwäscherei in ihrem Betrieb nicht gestört werden.
Anspruchsvolle Baustellenlogistik
Mit der Leistung von total 19 Megawatt werden die beiden Holz-Heizkessel – sie wurden vor Ort auf kleinstem Raum zusammengeschweisst und mit dem Kran über das rückgebaute Dach in das bestehende Gebäude gehievt – ab diesem Spätherbst/Winter dafür sorgen, dass der künftige Grosswärmeverbund Liestal rund 90 Prozent erneuerbare Energiequellen nutzen kann. Alles Holz stammt aus regionalen Wäldern. Lieferantin ist die Raurica Holzvermarktungs AG Muttenz, die den Bedarf von 100 000 Kubikmetern pro Jahr und einem Schnitzellager von 3300 Kubikmeter sicherstellen wird. Drei Fossilkessel werden am Ende des Gesamtprojekts zudem dafür garantieren, dass (Winter)- Spitzenlasten abgedeckt und Redundanzen genutzt werden können.
Ein weiterer Schritt bei der Umsetzung des Projekts ist ab Herbst der Anschluss der Wärmeverbunde Burg, Brunnmatt und Hallenbad an die modernisierte Heizzentrale. 50 Prozent der notwendigen (Transport)-Leitungen sind bereits verlegt. Was folgen wird, sind jetzt unter anderem Strassenbaustellen.
Die nächsten Ausbauetappen sind in den Jahren 2027 und 2030 geplant. Die Vision, die Vernetzung mit dem Wärmeverbund Pratteln ab zirka 2030, sei ein weiteres Generationenprojekt der EBL, blickt Andrist in die Zukunft. Die jetzigen Bauarbeiten sind im Übrigen mit dem Vierspurausbau der Schweizerischen Bundesbahnen SBB am Bahnhof Liestal, mit der Erneuerung der Waldenburgerbahn sowie mit der Baustelle Zentrum Nord von Kanton und Stadt Liestal koordiniert.
Die Kerngeschäfte der EBL
en. Strom, Wärme und Telekommunikation sind die Kerngeschäfte der privatrechtlichen und unabhängigen Genossenschaft EBL. Sie setzt sich für die ökologische Energiegewinnung ein und leistet damit ihren Beitrag zum nachhaltigen Schutz der Umwelt. Die EBL ist zudem ein führender Anbieter für überregionale Telekommunikationsdienstleistungen. Sie ist nicht nur im Kanton Basel-Landschaft tätig, sondern auch im sogenannten «Jurabogen», der Romandie und in Teilen der Zentralschweiz. CEO Andrist sieht gerade im Bereich der Wärmeverbunde ein Riesenpotenzial für die Zukunft.
Heizzentrale fit gemacht
en. In der jetzigen ersten Bauetappe wird die Heizzentrale, welche die EBL vor sechs Jahren vom Kanton gekauft hat, fit gemacht.
Sie erhält zwei Holzheizkessel sowie zwei Fossilkessel. Zwei Elektrofilteranlagen gegen Feinstaub, zwei zusätzliche Heisswasserspeicher mit je 160 Kubikmetern Fassungsvermögen, zwei Rundbauten zur Lagerung der Holzschnitzel sowie eine Förderanlage, damit die Holzschnitzel automatisiert vom Lastwagen ins Lager und von dort in die beiden Heizkessel gelangen können, ergänzen die Infrastruktur.