Pestizidfrei-Initiative
04.06.2021 GesellschaftSo war es damals ohne Pestizide
Die viel umstrittenen Pestizide werden ganz schlecht dargestellt. Warum musste denn eigentlich so etwas erforscht werden? Da ich vieles in meiner Jugend selbst erlebt habe, möchte ich mich ein wenig zu dieser Pestizidfrei-Initiative ...
So war es damals ohne Pestizide
Die viel umstrittenen Pestizide werden ganz schlecht dargestellt. Warum musste denn eigentlich so etwas erforscht werden? Da ich vieles in meiner Jugend selbst erlebt habe, möchte ich mich ein wenig zu dieser Pestizidfrei-Initiative äussern.
Ich sehe vor mir Bilder, die heute unvorstellbar sind, aber sie sind wahr: Maikäfer hingen an Laubbäumen wie Trauben und frassen sich an den Blättern satt, bis die Bäume kahl waren. Man musste das Geäst schütteln und die Käfer einsammeln, dann wurden sie in einer Jauchegrube versenkt. Im Frühjahr wurden Grasflächen dürr, man hob die Büschel auf, darunter lagen weisse Engerlinge, vollgefressen von den Wurzeln. Auch sehe ich, wie schwarze Wolken voller Ungeziefer dahergeflogen kamen und auf die Obstbäume zusteuerten, um die Früchte zu «begatten» (ihre Eier in die Früchte zu legen); niedliche Würmer wuchsen heran und schmatzten das Beste der Frucht weg.
Natürlich wurde auf Hochtouren geforscht, um solches Übel zu stoppen. Nach und nach kamen Spritzmittel auf den Markt, aber die Forschung musste dranbleiben, bis immer wirksamere Pestizide erhältlich waren. Ein grosses Problem ist gegenwärtig die Kirschessigfliege. Es ist traurig zu sehen, wie die Kirschen von einem fast unsichtbaren Viech attackiert werden. Die Frucht tropft, als würde sie weinen.
Ich erinnere mich noch an ein anderes Beispiel: Die Stadt Zofingen besass sehr viel Holzland. So musste man dort grosse Flächen Wald roden, um Ackerland zu gewinnen. Kartoffeln wurden gesetzt und Weizen gesät. Die Nahrungsmittel waren knapp und nicht in solcher Hülle und Fülle vorhanden wie heute. In der 6. Klasse mussten wir ausrücken zum Kartoffelacker. Jedem wurde eine Blechbüchse in die Hand gedrückt, um die Kartoffelkäfer einzusammeln, und ihre Eier unter den Blättern mussten wir zerdrücken. Zeile um Zeile wurde gesäubert, einen ganzen Vormittag lang. Das war nicht Kinderarbeit, sondern eine schöne und befriedigende Abwechslung.
Dennoch: Wollen die Ja-Stimmenden wirklich eine solche Misere in Kauf nehmen? Wollen sie das Pestizidverbot unterstützen und zusehen, wie unsere blühenden Obstbäume nach und nach verschwinden? Ich fände das schlimm!
Irma Weber, Ormalingen