Jürg Gohl
Es geschah in der Nacht auf Sonntag. An der einstmals prächtigen Linde neben der Kirche in Lausen brach ein grosser Teil der Krone ab. Rund die Hälfte des Baums sei dadurch in Mitleidenschaft gezogen worden, schreibt die Gemeinde. Das bedeutet das ...
Jürg Gohl
Es geschah in der Nacht auf Sonntag. An der einstmals prächtigen Linde neben der Kirche in Lausen brach ein grosser Teil der Krone ab. Rund die Hälfte des Baums sei dadurch in Mitleidenschaft gezogen worden, schreibt die Gemeinde. Das bedeutet das definitive Ende für die mehrere Jahrhunderte alte Linde. Einen ähnlich massiven Schaden an seiner Krone hat der Baum bereits im Sommer vor vier Jahren erlitten. Damals entschied sich die Stiftung Kirchengut Baselland, seine «Besitzerin», gegen das Fällen und versuchte mit einem sogenannten Kappschnitt und mit sichernden Gurten, den Baum zu retten. Der zuständige Fachmann gab dem Projekt damals sogar «eine gute Überlebenschance».
Junger, kräftiger Nachfolger
Doch am vergangenen Wochenende zeigte sich, dass die Linde doch nicht mehr zu retten war. Da zudem für die Sicherheit der Besucherinnen und Besucher des Kirchhofs und der nahen Umgebung mit einem Fuss- und Veloweg nicht mehr gebürgt werden konnte, musste das Natur-Wrack rasch entfernt werden. Gestern Donnerstag rückten Facharbeiter am Morgen mit ihren Kettensägen und anderem Gerät an und entfernten den Baum Stück um Stück, während sich zur Betzeit um 11 Uhr die Kirchenglocken bei ruhenden Sägen von ihrem langjährigen Nachbarn verabschiedeten.
«Wir bedauern diesen Umstand sehr, verstehen aber diese Sicherheitsmassnahme», teilt die Gemeinde mit und fügt sogleich in Richtung der Stiftung Kirchengut Baselland an: «Gleichzeitig würden wir uns freuen, wenn an diesem Standort wieder eine junge, kräftige Linde gepflanzt wird.» Zu sehen ist die Linde in ihrer ursprünglichen Form bereits auf einem unsignierten und undatierten Ölbild «Kirche in Lausen» des als Porträtisten bekannten Lausner Malers Wilhelm Balmer, der von 1865 bis 1922 lebte – bereits dort ist sie gleich hoch wie der Kirchturm. Die Lausner Kirche steht auf dem Gebiet von Bettenach, das vermutlich auf eine römische Siedlung zurückgeht.
Beim ersten grossen Abbruch vor vier Jahren wurden mehrere Äste gekappt, um so das Gewicht zu reduzieren. Eine zusätzliche Seiltechnik entlastete den «gerupften» Baum zusätzlich. Dabei mussten die Fachleute feststellen, dass nicht nur der Stamm, sondern auch die Äste ausgehölt waren. Für Linden dieses Alters ist dies nichts Aussergewöhnliches. Sie würden sich von Kappschnitten schnell erholen, sagte damals Experte Martin Müller aus Nusshof und gab deshalb eine gute Prognose ab, die sich aber nicht erfüllte.
Als Ursache ortete er damals, dass die Baumpflege in den 30 Jahren zuvor vernachlässigt worden sei. Schon vor vier Jahren hätte es sich unter normalen Umständen aufgedrängt, die malträtierte Linde ganz zu fällen. Wegen ihrer Bedeutung gaben ihr ihre Eigentümer nochmals eine Chance, eine letzte.