«Kunst ist visuelle Sensibilität»
22.06.2021 Bennwil, Kultur, PorträtSander van Riemsdijk
«Eigentlich wollte ich Grafiker werden, doch schon in meinen noch jungen Jahren war ich der zeitgenössischen Kunst zugeneigt», sagt der Kurator Samuel Leuenberger in seinem Ausstellungsraum Country Salts an idyllisch grüner Lage zwischen ...
Sander van Riemsdijk
«Eigentlich wollte ich Grafiker werden, doch schon in meinen noch jungen Jahren war ich der zeitgenössischen Kunst zugeneigt», sagt der Kurator Samuel Leuenberger in seinem Ausstellungsraum Country Salts an idyllisch grüner Lage zwischen Diegten und Bennwil. Am 2. Juni hat die Alexander-Clavel-Stiftung zum ersten Mal seit ihrer Gründung im Jahr 1983 ihren mit 35 000 Franken dotierten Kulturförderpreis an einen Kurator vergeben. Die Preisverleihung fand in der Villa Wenkenhof am Ortsrand von Riehen statt.
Dem in Basel aufgewachsenen Samuel Leuenberger fiel für seine nationalen und internationalen kuratorischen Tätigkeiten diese Ehre zu. Er schätzt den Preis sehr hoch ein: «Ich sehe es als grosse Anerkennung für meine jahrelange Arbeit in der Region. Der Preis ermöglicht es, Gelder in neue Projekte zu investieren und so auch den Aufgabenbereich als Kurator sichtbar zu machen.» Er gilt als einer der innovativsten Kuratoren, Ausstellungsmacher und Vermittler für zeitgenössische Kunst in der Schweiz.
Schritt in die Selbstständigkeit
Nach vielen Studien und kuratorischen Tätigkeiten im In- und Ausland wollte sich Leuenberger selbstständig machen. Er gründete darauf im Jahr 2009 zusammen mit seiner damaligen Partnerin in der ehemaligen Metzgerei seiner Eltern in Birsfelden einen eigenen Projekt- und Ausstellungsraum. Diesem gab er den Namen Salts. «Mit diesem Schritt in die Unabhängigkeit wollte ich mit dieser besonderen Art von Kunstsalon – mit seiner einzigartigen Infrastruktur von unter anderem zwei umgebauten Garagenboxen und einem Pavillon – ganz zurück an den Ursprung der Kunst», erläutert er die Gründung des Non-Profit-Vereins. Der Name Salts ist abgeleitet von den Anfangsbuchstaben seines Namens, des Namens seiner früheren Partnerin und des Künstlers Tobias Spichtig, der im 2011 zum Verein stiess.
Samuel Leuenberger hat diesen wichtigen Schritt in seiner kuratorischen Laufbahn nie bedauert. «Ich wollte einen simplen Ausstellungsraum, wo nationale und internationale Künstler gefördert werden können.» Und dies mit grossem Erfolg. Leuenberger gilt derzeit als einer der innovativsten Kuratoren, die den aktuellen Kunstmarkt prägen und erlangte durch seine Vermittlungstätigkeit grosse Bekanntheit als einer der bedeutenden Protagonisten der internationalen Kunstszene. Auch durch seine Präsenz in den Sozialen Medien macht er sich in den internationalen Künstlerkreisen erkennbar. Er besucht regelmässig Kunstmessen und Kunstausstellungen, stets auf der Suche nach Künstlern, die gerade an einem speziellen Thema arbeiten. Ist er überzeugt von den künstlerischen Qualitäten, lädt er die Künstler, die kurz vor dem Durchbruch stehen, in seine Ausstellungsräume ein und bietet ihnen eine Plattform, um ihre Kunstwerke zu präsentieren.
Ein zweites Standbein in Bennwil
Von seiner Arbeit als Kurator in der Kunstszene ist Samuel Leuenberger fasziniert. «Das Schöne am Künstlersein ist, dass Künstler kein Ablaufdatum haben und unabhängig vom Alter jeden Moment den Durchbruch schaffen können.» Bei der Auswahl der Künstler für seine Ausstellungen schaut er auf den Stil und die Qualität der Arbeiten des Künstlers. Aber nicht nur: «Kunst ist visuelle Sensibilität gegenüber politischen Tendenzen. Ich versuche im Kunstwerk eine bestimmte Art von Ehrlichkeit zu finden, die Persönlichkeit des Künstlers zu entdecken, und zu erkennen, welche Botschaft sie damit vermitteln.»
Dank seines grossen Erfolgs als Kurator konnte er im Herbst 2019 in Bennwil mit «Country Salts» ein zweites Standbein schaffen und benannte den Kunstraum in Birsfelden in «City Salts» um. In Bennwil, zwischen «sanften und grünen Hügeln», werden unter anderem Workshops und Künstlerresidenzen in Bezug auf Natur und Ökologie organisiert. Innovation prägt sein Wirken als Kurator.
Inmitten der Corona-Pandemie, die ihm trotz aller Widrigkeiten und fehlender Einnahmen viel Raum gab, um Neues zu entdecken, realisierte er mit «Cyber-Salts-Raum» ein weiteres ambitioniertes Vorhaben, das den virtuellen Besuch ermöglicht und ein unmittelbares physisches und sinnliches Kunsterlebnis bewirken soll.
Zur Person
svr. Der 47-jährige Samuel Leuenberger ist Vater eines Kindes und wohnt seit Herbst 2019 zusammen mit seiner Partnerin, der Schweizer Künstlerin Claudia Comte, in Bennwil. Er ist seit 2016 Kurator des Parcours-Sektors der Art Basel und war die vergangenen fünf Jahre als Ausschussmitglied des Basler Kulturdepartements und des Kunstkredits Basel-Stadt tätig. Seit 2019 ist er zudem Mediator für die «Neuen Auftraggeber» – Menschen, die etwas verändern wollen. Sie beauftragen Künstlerinnen und Künstler damit, Kunstwerke zu entwickeln, die in ihrer Stadt oder in ihrem Dorf Antworten auf drängende Fragen geben.
Im Jahr 2017 erhielt Leuenberger den mit 25 000 Franken dotierten Baselbieter Kulturpreis für seine herausragenden Verdienste im Kunstbereich. Im Jahr 2020 wurde «Salts» in die Kulturpauschale des Kantons Baselland aufgenommen.