POSTSKRIPTUM
18.05.2021 BaselbietNeulich, ganz in der Nähe
Robert Bösiger
Ob ich nicht ihre beiden alten Banknoten der Serie 8 auf der Bank austauschen könne gegen neue, fragt mich Schatzi. Sie habe vergeblich in einem Laden damit zahlen wollen. Wenn sie so lieb fragt, ...
Neulich, ganz in der Nähe
Robert Bösiger
Ob ich nicht ihre beiden alten Banknoten der Serie 8 auf der Bank austauschen könne gegen neue, fragt mich Schatzi. Sie habe vergeblich in einem Laden damit zahlen wollen. Wenn sie so lieb fragt, wie könnte ich da widerstehen … Zudem ist die Bankfiliale vom Büro in Basel aus ja gleich ums Eck. Eben.
Am nächsten Tag schon stehe ich vor dem Schalter nämlicher Basler Kantonalbank. «Leider nein», wird mir beschieden. Ich müsse schon BKB-Kunde sein, damit sie den Tausch Alt gegen Neu vornehmen könne. «Verstehe ich nicht», sage ich. Denn als BLKB-Kunde könne ich ja auch Geld vom BKB-Bankomaten abheben. Mag sein, sagt die Dame, dennoch müsse ich an den Schalter einer BLKB.
Na gut, so stehe ich tags darauf vor dem Schalter der grössten BLKB-Filiale im oberen Baselbiet, jener in Sissach nämlich. «Leider nein», heisst es da, «wir können kein Bargeld mehr handeln in Sissach.» Aha. Ich solle doch bitte entweder nach Gelterkinden oder nach Liestal. Sagt die Dame meiner «Bank in Ihrer Nähe» und wendet sich ab … Ratlos stehe ich wieder in der Begegnungszone und frage mich, womit die Bank denn sonst handelt wenn nicht mit Geld. Vis-à-vis erblicke ich den provisorischen Schalter der Raiffeisenbank Liestal-Oberbaselbiet.
Probieren geht über Studieren, heisst es – auch wenn ich kein Raiffeisenkunde bin. Der mich begleitende Kollege aber wäre zur Not Kunde dieser Bank. Die Bedienung ist sehr nett. Und sie nimmt die beiden alten Nötli ohne langes Hin und Her an, indes nur, weil der Kollege sein Kärtli zeigt. Wunderbar, geht doch!
Eine Stunde später realisiere ich: Ui, in den Tiefen des Portemonnaies liegen noch zwei 50-Franken-Nötli genau jener Banknoten-Serie, die die Schweizerische Nationalbank SNB aus dem Umlauf nehmen will. Weil ich zufällig nach Liestal fahre, könnte ich dieses «Altgeld» ja beim Hauptsitz umtauschen. Hier bin ich selbstverständlich nicht der Einzige und reihe mich deshalb in die Schlange der Wartenden ein. Nach einiger Zeit bin ich dran – und siehe da, es klappt. Schatzi wird Freude haben …
Uff, nochmals gut gegangen! Wieder zu Hause, möchte ich per E-Banking eine Rechnung begleichen. Nein! Ausgerechnet heute macht die Bank ihre seit Monaten ausgesprochene Drohung wahr und will mir ihr neues Loginsystem aufdrängen. Los dann halt. Selbstverständlich klappt es nicht und der Blutdruck steigt in gefährliche Bereiche. Ich schäume vor Ärger. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als mich an das Helpdesk zu halten.
Doch rasch wird klar, dass ich auch hier in guter Gesellschaft bin. «Es tut uns leid! Unsere Mitarbeitenden sind noch immer besetzt. Wir bitten Sie um Verständnis und danken für Ihre Geduld. Gerne können Sie Ihr Anliegen auch via Nachrichtenfunktion im E-Banking mitteilen. Wir werden Ihre Anfrage schnellstmöglich beantworten.» Bald kenne ich diesen Spruch auswendig. Doch dann, nach gut 20 Minuten Warten in der Leitung, erbarmt sich jemand. In flottem «Züridüütsch» und mit offensichtlichen Nerven aus Drahtseilen lässt mich eine (mutmasslich) sehr junge Frau zu Hause Schritt für Schritt am Laptop vollziehen. Heureka! Es klappt!
Schade nur, dass ich vergass zu fragen, was denn zu tun sei, wenn ich die Geschäfte von jemand anderem auch per E-Banking erledige. Vielleicht werde ich an einem anderen Tag halt noch einmal die BLKB-Hotline bemühen (müssen). Den Hinhaltespruch (siehe oben) kann ich mir dann gleich selber aufsagen.
Bleibt zu hoffen, dass sich die «Bank in Ihrer Nähe» sich dann nicht noch etwas weiter entfernt hat von mir.