Plötzlich fehlt die Planungssicherheit
04.05.2021 BaselbietDer Holzbau kämpft mit langen Lieferfristen und stark gestiegenen Preisen
Die Lieferengpässe bei Holz, Holzwerkstoffen und Zubehör erschweren den Holzbauern und Schreinern das Arbeiten − trotz voller Auftragsbücher. Die Gründe dafür liegen auch in der ...
Der Holzbau kämpft mit langen Lieferfristen und stark gestiegenen Preisen
Die Lieferengpässe bei Holz, Holzwerkstoffen und Zubehör erschweren den Holzbauern und Schreinern das Arbeiten − trotz voller Auftragsbücher. Die Gründe dafür liegen auch in der Coronavirus-Pandemie. Eine Rückkehr zu normaleren Verhältnissen wird erst für 2022 erwartet.
Paul Aenishänslin
Der Holzbau befindet sich in einer paradoxen Situation: Einerseits sind die Auftragsbücher voll, andererseits besteht ein grosses Problem bei der Beschaffung der für die Produktion notwendigen Ausgangsmaterialien, insbesondere von Konstruktionshölzern und -platten.
Statt mit Lieferfristen von zwei bis drei Wochen ist mit solchen von 12 bis 15 Wochen zu rechnen. Zudem haben sich die Preise in den vergangenen fünf Monaten um 50 bis 100 Prozent erhöht. Lukas Hasler, Chef der gleichnamigen Holzbaufirma in Gelterkinden, erklärt: «Die Lage ist dramatisch. Ich bin den ganzen Tag daran, dem Material nachzurennen, das wir für unsere Produktion brauchen. Für die Branche gilt: Ändert sich die Beschaffungslage nicht, droht einigen Betrieben trotz voller Auftragsbücher im Sommer schon Kurzarbeit.»
Die Gründe für diese Lieferengpässe sind vielschichtiger Natur, wobei die Coronavirus-Pandemie einen grossen Anteil hat. Nehmen wir das Beispiel der Konstruktionsplatten: Sie werden zu einem grossen Teil in Deutschland und Österreich hergestellt (auch aus Schweizer Holz) und dann in die Schweiz eingeführt und verteilt.
Coronabedingt ruhte diese Produktion im vergangenen Jahr während Monaten, und die Lager wurden abgebaut. Zudem gibt es nun eine starke Nachfrage für diese Platten aus den USA, um Häuser zu bauen. Das Konjunkturprogramm der Administration Biden hilft. Der Handelszwist der USA mit Kanada führte auch zu weit höheren Einfuhren aus Europa. Die Amerikaner zahlen hohe Preise. Dazu kommt die Nachfrage aus China. Resultat: Der Plattenmarkt in Europa ist leergefegt. Darum die langen Lieferfristen und die rekordhohen Preise.
Fehlende Planungssicherheit
Konrad Gertiser von der Holzhandelsfirma Kuratle & Jaecker in Füllinsdorf ist der Ansicht, dass sich die Preis- und Liefersituation bei den Konstruktionsplatten erst im kommenden Jahr wieder normalisieren wird. Er sagt: «Wir haben das absolut einmalige Vorkommnis, dass wir bei unseren Lieferanten auf Monate hinaus bestimmte Mengen an Ware bestellen, ohne zu wissen, ob diese Bestellung dann auch schon kommt, und zu welchem Preis. Hauptsache für uns ist aber, überhaupt Aussicht zu haben, beliefert zu werden.» Diese abnormale Situation wirkt sich dann auch auf die Kunden dieser Handelsfirma, also die Holzbauer, und deren Kunden, die Architekten und Bauherren eines Holzhauses aus. Es gibt keine Planungssicherheit mehr bezüglich Preis und Termin.
Weniger dramatisch präsentiert sich die Situation bei den von der «Volksstimme» befragten Schreinereien im Oberbaselbiet. Einerseits verfügen sie über Lager, die sie vor einer neuen Bestellung aufbrauchen können. Grössere Preisaufschläge stellen sie bei OSB-Platten (rund 30 Prozent) sowie bei Beschlägen fest. Andererseits bewegen sich die Preisaufschläge für Holz, das sie von einer Sägerei wie Meier Holz in Zeglingen beziehen, in einem moderaten Rahmen.
Förster Andreas Freivogel aus Gelterkinden erklärt: «In unserer Region haben wir eigentlich genug Rundholz. Bei Nadelholz kam es wegen Borkenkäfer-Befalls zu grossen Abholzungen und Preiseinbrüchen in den vergangenen Jahren. Der Ertrag überstieg die Rüstkosten kaum. Ein bescheidener Preisanstieg beim Rundholz ist zu erwarten, bei künftig geringerem Angebot an Nadelholz.»
Fazit: Der Holzbau steht vor grossen Problemen, solange insbesondere bei den Konstruktionsplatten die gegenwärtigen Lieferengpässe und die Preisexplosion anhalten. Generell kann aber festgestellt werden, dass es in unserer Region immer noch genug Holz gibt, ohne dass grosse Preissteigerungen für Sägereiprodukte zu beobachten sind.