Wie viel Strom frisst Homeoffice?
13.04.2021 Baselbiet, Energie/UmweltEnergieverbrauch von Privathaushalten während Corona
Infolge Corona halten sich Herr und Frau Schweizer mehr in den eigenen vier Wänden auf. Dies macht sich bei der Stromrechnung kaum bemerkbar. Spürbar war dagegen der Rückgang des Energieverbrauchs in den ...
Energieverbrauch von Privathaushalten während Corona
Infolge Corona halten sich Herr und Frau Schweizer mehr in den eigenen vier Wänden auf. Dies macht sich bei der Stromrechnung kaum bemerkbar. Spürbar war dagegen der Rückgang des Energieverbrauchs in den Gewerbebetrieben.
Lisa Zumbrunn
Fast die ganze Familie sitzt vor Computern und geht dem Berufs- und Schulalltag in den eigenen vier Wänden nach: Das war während des Lockdowns im vergangenen Frühling in vielen Haushalten an der Tagesordnung – und kostete viele Betroffene einiges an Energie. Welche Auswirkungen hatten Lockdown, Homeschooling und Homeoffice aber auf den Stromverbrauch in den Privathaushalten?
Stephan Jurt, Geschäftsführer der Elektra Sissach, winkt ab. 2020 sei der Stromverbrauch von Privaten gesamthaft nicht gestiegen. Eine Aufschlüsselung nach der Verwendung des gelieferten Stroms kann Jurt nicht machen. Stark ins Gewicht fallen würden sicherlich die Temperaturen: Im vergangenen Jahr seien «Heiztage» um 7,5 Prozent zurückgegangen, was einen erheblichen Einfluss auf die Rechnung haben könne. Gleichzeitig sei die Elektromobilität im Vergleich zum Vorjahr gewachsen.
Grosskunden brauchten weniger Strom
Einen geringeren Stromverbrauch registrierte die Elektra Sissach 2020 bei Industriebetrieben und Grossgewerbe: Gegenüber 2019 gingen die Bezüge um 4 Prozent zurück. Ob der Rückgang auf Homeoffice zurückzuführen ist, vermag Jurt nicht zu beurteilen. Von einer markanten Abnahme der Strombezüge von bis zu 12 Prozent in dieser Kategorie während der Lockdown-Monate spricht Jonas Jenni von der Elektra Baselland (EBL). Dies konnte bei Grosskunden, die mehr als 100 000 Kilowattstunden pro Jahr beziehen, beobachtet werden. Übers ganze Jahr 2020 verzeichnet die EBL bei ihren Stromlieferungen an Industriebetriebe einen 2,6-prozentigen Rückgang. Zahlen zum Verbrauch der Privaten kann die EBL nicht nennen.
Die Stromfachleute schätzen den Verbrauch von elektronischen Geräten wie Notebooks gering ein. Joel Jenni von der EBL rechnet vor: «Nutze ich meinen Computer 40 Stunden in der Woche, braucht das jährlich rund 250 kWh.» Mit einem Tarif von 20 Rappen pro kWh macht dies 50 Franken zusätzliche Stromgebühren pro Computer im Jahr aus. Deutlich stärker würden Tätigkeiten wie Kochen, Heizen und Waschen ins Gewicht fallen.
Die weitere Entwicklung der Stromverkäufe an Private hängt gemäss Jenni von unterschiedlichen Faktoren ab: «Die Geräte werden effizienter.» Hersteller optimierten permanent den Energieverbrauch von Geräten. Allerdings werde durch den vermehrten Einsatz von Wärmepumpen zum Heizen der Haushalte sowie die E-Mobilität der Stromverbrauch zunehmen. Photovoltaikanlagen könnten den Netto-Netzbezug aber ausgleichen.
Längerfristige Änderungen bezüglich der Coronakrise sind schwierig vorauszusagen und hängen von deren Verlauf ab, heisst es bei der EBL. Die Tendenz zu mehr Homeoffice sei aber festzustellen. In vielen Haushalten dürfen somit zusätzliche Stromkosten von 50 Franken anfallen – pro Jahr und Notebook.