Straftaten nehmen weiter zu
01.04.2021 BaselbietCorona hat grossen Einfluss auf die Polizeistatistik
Mehr häusliche Gewalt, mehr Internetkriminalität, mehr Drogendelikte bei der Jugend und Einbruchsdiebstähle auf einem historischen Tiefstand – die Corona-Pandemie hatte sowohl statistisch als auch auf den ...
Corona hat grossen Einfluss auf die Polizeistatistik
Mehr häusliche Gewalt, mehr Internetkriminalität, mehr Drogendelikte bei der Jugend und Einbruchsdiebstähle auf einem historischen Tiefstand – die Corona-Pandemie hatte sowohl statistisch als auch auf den Arbeitsalltag der Baselbieter Polizei grossen Einfluss.
Tobias Gfeller
Martin Grob, der Chef der Kriminalpolizei, will sich an Spekulationen gar nicht erst beteiligen, weshalb die Straftaten seit 2018 stetig zunehmen. Dass es im vergangenen Jahr 343 Straftaten mehr waren als 2019 – das entspricht einer Zunahme von 3 Prozent –, bestätigt den Trend weiter. Doch Grob beruhigt: «Ich bin der Meinung, dass die Zahlen noch nicht alarmierend sind.» Ab wann die Zahlen für die Baselbieter Polizei tatsächlich alarmierend wären, wollte Grob nicht sagen.
Trotz dieser negativen Entwicklung sei das Baselbiet nach wie vor einer der sichersten Kantone der Schweiz. Dies betonte auch Sicherheitsdirektorin Kathrin Schweizer (SP) in ihren einleitenden Worten anlässlich der Medienkonferenz zur Polizeistatistik 2020. Mit 36 Straftaten auf 1000 Einwohner bewegt sich Baselland noch immer im unteren Drittel der Kantone im schweizweiten Vergleich. Der landesweite Durchschnitt beträgt 49 Straftaten pro 1000 Einwohner.
Während im vergangenen Jahr der Trend bei den Einbrüchen weiter zurückging – wegen Homeoffice und Lockdown noch stärker als zuletzt – nahm die Kriminalität im Internet weiter zu. Gemäss Martin Grob dominieren dabei bei Einkäufen im Internet vorausbezahlte Produkte, die nie ankommen, und Missbräuche von Zugangsdaten. Die Baselbieter Polizei hat ihre Bemühungen im Kampf gegen Internetkriminalität zuletzt verstärkt.
Eine Zunahme um 14 Prozent gegenüber 2019 gab es wohl coronabedingt auch bei der häuslichen Gewalt. Besonders psychische Gewalt habe in den eigenen vier Wänden zugenommen, verrät Sicherheitsdirektorin Kathrin Schweizer. «Die Coronakrise verstärkt bereits bestehende Probleme wie Arbeitslosigkeit, psychische Belastung und Machtmissbrauch.» Für Schweizer ist klar: «Wir dürfen da nicht wegschauen.»
Dass im vergangenen Jahr mehr Delikte von Jugendlichen im Rahmen des Betäubungsmittelgesetzes vermeldet wurden, hänge auch mit der Pandemie zusammen, ist Schweizer überzeugt: «Das Freizeitangebot für Jugendliche war enorm eingeschränkt. Bei allen regierungsrätlichen Beschlüssen haben wir auf die Bedürfnisse der Jugendlichen und Kinder Rücksicht genommen.»
Wie generell die Straftaten, steigen auch die Gewaltdelikte analog zur Gesamtschweiz seit wenigen Jahren stetig an. Einen grossen Teil machen Drohungen aus. Weil es sich dabei um Antragsdelikte handelt, kann die Polizei nicht sagen, ob es diesbezüglich einfach mehr Anzeigen gab oder ob wirklich mehr Drohungen ausgesprochen wurden.
«Nachholeffekt» bei Gewaltdelikten
Corona hatte auch auf die Gewaltdelikte grossen Einfluss. Im ersten Lockdown gingen diese zurück, nach den ersten Lockerungen spürte die Polizei einen gewissen «Nachholeffekt», wie es Martin Grob beschreibt. Auch bei den Sexualdelikten – insbesondere bei Pornografie und Exhibitionismus – verspürt die Polizei seit 2018 eine Zunahme, die im vergangenen Jahr fortgesetzt wurde.
Die Coronavirus-Pandemie hatte auch Auswirkungen auf die Verkehrsunfallstatistik. Unfälle gingen grundsätzlich um 10 Prozent zurück. Trotzdem gab es mehr Tote (9 gegenüber 5 im Vorjahr) und mehr Schwerverletzte (68 gegenüber 51). Vor allem im Bereich Zweiräder nahmen die Unfall- und entsprechend die Verletztenzahlen zu, was gerade bei älteren Personengruppen mit dem Elektrovelo-Boom zu tun habe. Daher nimmt die Geschwindigkeit als Unfallursache im Vergleich zu anderen Ursachen am stärksten zu. Auch Alkohol als Unfallursache hat zugenommen.