Nachhaltiger arbeiten mit neuen Maschinen
30.04.2021 Baselbiet, Wintersingen, LandwirtschaftTechniktag des Obstverbands strahlte Innovationsfreudigkeit aus
Die Techniktagung des Baselbieter Obstverbands in Wintersingen hat dokumentiert, dass die Landwirte auf einem guten wie soliden Kurs sind. Mit Maschinen aus dem kantonalen Förderprogramm zeigten sie, dass sie innovativ, ...
Techniktag des Obstverbands strahlte Innovationsfreudigkeit aus
Die Techniktagung des Baselbieter Obstverbands in Wintersingen hat dokumentiert, dass die Landwirte auf einem guten wie soliden Kurs sind. Mit Maschinen aus dem kantonalen Förderprogramm zeigten sie, dass sie innovativ, wirtschaftlich und ökologisch unterwegs sind.
Willi Wenger
Im Gebiet Breitfeld in Wintersingen hat am Mittwoch die Techniktagung des Baselbieter Obstverbands das Schaffen der Obstbauern dokumentiert und aufgezeigt, dass Nachhaltigkeit das A und O in der heutigen Obstproduktion darstellt. «Landwirte müssen heute generell innovativ sein, wirtschaftlich arbeiten können und letztlich der Ökologie die notwendige Aufmerksamkeit schenken», kommentierte Andreas Kaufmann, der Obmann Arbeitsgruppe Erwerbsobstbau im Verband. Nur so könne man bestehen, hielt er fest. Kaufmann wies auch auf das kantonale Förderprogramm des Ebenrains hin, aus dem substanzielle Mittel für den Erwerb der vorgestellten Geräte und Maschinen gesprochen wurden.
Diese Fördergelder wurden vonseiten des Ebenrain-Zentrums für Landwirtschaft, Natur und Ernährung aufgrund von strengen Massstäben gesprochen. Erfüllt werden mussten unter anderem «bodenschonende» Vorgaben oder der Nachweis einer sichtbaren Reduktion von eingesetzten Herbiziden. Die Gesuchsteller mussten zudem Businesspläne beziehungsweise Betriebskonzepte einreichen.
Am Mittwoch zeigte sich deutlich, dass die Mitglieder des Obstverbands ihr Handwerk verstehen. Sie informierten einander gegenseitig über ihre Maschinen. Frei nach dem Motto «Von der Praxis für die Praxis». Es waren daher keine Verkaufsgespräche, wie sie üblicherweise durch professionelle Verkäufer erfolgen. Es kam vielmehr zu einem in jeder Beziehung grundehrlichen Austausch unter Berufskollegen. Die Obstbauern wiesen auf die Stärken und zum Teil auch auf die Schwächen der Geräte hin. Denn: Nicht alle können an jeden Traktor angehängt werden. So müssen Anhängervorrichtung, die Hydraulik oder das Gewicht stimmen. Es sei vielfach besser, wenn man den wirklichen Profi ans Werk lässt, sagte Kaufmann zur «Volksstimme». Neben Vermietungen sei hier Lohnarbeit gefragt, die sehr oft die sinnvollste Variante sei.
Vorgestellt worden ist ein Fahrgassen-Einsaatgerät mit Striegel und Walze für Obstkulturen. Dieses stelle letztlich eine bessere Tragfähigkeit des Bodens sicher, sagte David Lüthi. «Beim Einbringen der Mulch-Mischung wird zum Beispiel Klee oder Moos aus dem Boden entfernt, sodass das Gras wieder besser wachsen kann.» Lüthi wies darauf hin, dass nicht jeder Traktor seine Maschine «bedienen» kann. Der Traktor müsse stabil und stark genug sein und über die notwendigen Anschlüsse verfügen.
Daten direkt auf dem Smartphone
Eine andere Maschine, ein Blühstreifen-Mulchgerät, stellt sicher, dass Nützlinge gefördert werden und so die Biodiversität genutzt werden kann. Die Nützlinge seien grundsätzlich unabdingbar für die Bekämpfung der Schädlinge, hielt Franco Weibel vom Ressort Spezialkulturen des Ebenrains fest. Er war es, der über den Projektstand für eine innovative Bewässerungssteuerung informierte. Diese soll spätestens ab dem kommenden Jahr praxistauglich und zu einem bezahlbaren Preis zu haben sein. Die Steuerung verfügt unter anderem über Bodensonden, die den Wassergehalt messen und die Daten auf das Mobiltelefon des Obstbauern übermitteln. Dieser weiss dann punktgenau, wann und wo er seine Anlagen bewässern muss.
Einen nachhaltigen Eindruck hinterliess ein Stangenausdünngerät. Dieses verfügt über 3000 Stäbe und hat einen Durchmesser von drei Metern bei ebenfalls drei Metern Höhe. Damit erspart sich der Bauer mindestens einen Viertel der bisherigen Handarbeit, wenn es gilt, Jungfrüchte, beispielsweise bei Zwetschgen, zu entfernen. In Wintersingen war in diesem Zusammenhang zu hören, dass heuer die Steinobsternte infolge des Frostes gelitten habe. Lokale Ausfälle seien garantiert.
Über den präsentierten Kompoststreuer, dank dessen erheblich Dünger eingespart werden kann, war nur Gutes zu hören, wie auch über die selbstfahrende Hebeleiter für den Hochstammschnitt. Die vorgestellte Topf-Heidelbeeranlage ist mit ihren technischen Installationen (Wasser) ein sehr anspruchsvolles Objekt. Eine «Voll-Einnetzung» garantiert auf der anderen Seite dennoch den Ertrag. Alles in allem: Innovationswillige und -freudige Betriebsleiter zeigten auf, dass die heutige Landwirtschaft mit jener vor wenigen Jahrzehnten in keiner Art und Weise mehr vergleichbar ist.