Es fehlt etwas
01.04.2021 Region, SportEs fehlt etwas
Es steht uns also ein weiterer Sommer ohne Turnfeste bevor. Es wird der zweite in Folge sein, in dem im ganzen Land nicht wettkampfmässig geturnt werden kann. Dass sich die Situation bis Juni verbessern würde, dass wir ab dann wieder einem normalen ...
Es fehlt etwas
Es steht uns also ein weiterer Sommer ohne Turnfeste bevor. Es wird der zweite in Folge sein, in dem im ganzen Land nicht wettkampfmässig geturnt werden kann. Dass sich die Situation bis Juni verbessern würde, dass wir ab dann wieder einem normalen Turnbetrieb nachgehen können, an diese Möglichkeit haben wir wohl je länger, je weniger geglaubt. Und trotzdem, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Für uns Breitensportler heisst es derzeit nach wie vor abwarten, ehe erste Wettkämpfe und Meisterschaften möglich sind. Ja, es fehlt etwas.
Während wir 08/15-Sportlerinnen und Sportler sehnlichst auf diesen Moment warten, müssen sich die Spitzenathletinnen und -athleten wohl noch ebenso lange gedulden, ehe sie beim Ausüben ihrer Sportart wieder auf die Unterstützung eines frenetischen Publikums zählen können. Vor wenigen Tagen habe ich in Magglingen die frischgebackene Europameisterin im Stabhochsprung, Angelica Moser, zum Interview und Trainingsbesuch getroffen. Nach dem offiziellen Gespräch wollte ich von ihr dann doch noch wissen, wie sie die Atmosphäre an der Hallen-EM in Torun Anfang März erlebt habe. Wie überall waren auch in Polen keine Zuschauer in der Halle erlaubt. Sie habe das Glück gehabt, dass während ihres Wettkampfes wenigstens praktisch die ganze Schweizer Leichtathletik-Delegation anwesend war. Diese hätten kräftig Lärm gemacht und sie lautstark unterstützt. Aber auch Moser hat die ungewohnt leeren Zuschauerränge erwähnt.
Leere Ränge. Diese werden leider auch Kunstturnerin Giulia Steingruber und Co. in wenigen Tagen an ihrer Heim-EM in der St. Jakobshalle in Basel vorfinden. Die Europameisterschaften im Kunstturnen, sie hätten zum grossen sportlichen Höhepunkt dieses Frühlings in unserer Region werden sollen. Doch auch hier machte die Pandemie bei der Planung einen kräftigen Strich durch die Rechnung. Keine Fans in der Halle und das Leben in einer Blase, einer sogenannten Bubble, so wird die Realität für die Kunstturnerinnen und Kunstturner in Basel aussehen. Dabei sind die Bilder von der Kunstturn-EM in Bern noch so präsent. Das Schweizer Publikum spornte unsere Athletinnen und Athleten vor fünf Jahren zu Höchstleistungen und Medaillen an. Ja, das Publikum, es wird den besten Kunstturnenden Europas in Basel bestimmt fehlen.
Persönlich bin ich bereits jetzt sehr gespannt, wie die Atmosphäre in der leeren «Joggelihalle» vor Ort auf mich wirken wird. Auch wenn die Kunstturn-Fans schmerzlichst vermisst werden, so hoffe ich doch sehnlichst, dass uns während der Kunstturn-Woche in Basel etwas ganz Bestimmtes nicht fehlen wird: die Erfolge und Medaillen unseres Schweizer Kunstturn-Nationalkaders.
Thomas Ditzler arbeitet beim Schweizerischen Turnverband und ist ehemaliger «Volksstimme»-Sportredaktor.