«Der Herr ist auferstanden»
01.04.2021 Baselbiet, GesellschaftGedanken zu Ostern von Pfarrer Josef Handschin
Wer sucht, der findet. So heisst ein gängiges Sprichwort aus der Bibel. Im Ostergruss habe ich eine Antwort auf mein Suchen bekommen: «Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.» Es ist Jesus, der Sohn Gottes, den wir ...
Gedanken zu Ostern von Pfarrer Josef Handschin
Wer sucht, der findet. So heisst ein gängiges Sprichwort aus der Bibel. Im Ostergruss habe ich eine Antwort auf mein Suchen bekommen: «Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.» Es ist Jesus, der Sohn Gottes, den wir suchen sollen. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich meine nicht den Jesus, den uns die Zeitungen als ersten Revolutionär verkaufen. Ich meine auch nicht den Jesus, den die Illustrierten als ersten Wunderdoktor hochjubeln. Ich meine erst recht nicht den Jesus, den ein Musical als ersten Superstar vermarktet hat.
All diese Modehelden namens Jesus können Sie vergessen. Ich meine den Jesus, den die Bibel als Sohn Gottes vorstellt. Mitten in unsere Welt kam er und spielte sich nicht als grosser Chef auf. Am Karfreitag hat er unter den Schmährufen einer aufgewiegelten Volksmenge, unter den Peitschenhieben skrupelloser Knechte und unter den Hammerschlägen römischer Soldaten seine Liebe zu uns bewiesen. Im Angesicht des Todes hat er gezeigt, dass er Gottes Sohn ist. Und an Ostern musste auch der letzte Zweifler kapitulieren, so wie Thomas, der sagte: «Mein Herr und mein Gott!» Diesen Jesus meine ich, diesen Jesus Christus von Nazareth, diesen Sohn Gottes.
Ihn sollen wir kennen!
Ihn sollen wir kennen. Sein Wort sollen wir hören. Er ist nämlich für unser Suchen, unser Leben und unsere Schattenseiten zuständig. Wenn wir zum Beispiel Schwierigkeiten mit unseren Füssen haben, Spreizfuss oder Senkfuss, dann müssen wir zum Orthopäden. Er ist dafür zuständig und verschreibt uns ein Paar Einlagen. Oder wenn wir Schwierigkeiten mit unseren Zähnen haben, dann müssen wir zum Zahnarzt. Er ist dafür zuständig. Oder wenn wir Schwierigkeiten mit den Augen haben, dann müssen wir zum Optiker. Er ist dafür zuständig und setzt uns die richtige Brille ins Gesicht. Es nützt gar nichts, wenn wir unsere Füsse dem Zahnarzt hinstrecken und mit unserem Gebiss dem Optiker Angst einjagen. Man muss immer zu dem, der zuständig ist. Wenn wir also Schwierigkeiten mit unserer inneren Ruhe haben; wenn unser Gewissen bei ganz bestimmten Gedanken zu schlagen beginnt; wenn uns die Vergangenheit einholt und wir uns selbst nicht mehr ausstehen mögen, dann ist tatsächlich einiges verkehrt gelaufen in unserem Leben. Deshalb müssen wir zu dem, der zuständig ist.
Ich will euch neu machen!
Jesus selbst hat das gesagt. Über den Schrottplätzen verkrachter und zusammengekrachter Existenzen rief er: «Ich will euch nicht nur ein bisschen ausbeulen! Ich will euch nicht nur ein bisschen spachteln! Ich will euch nicht nur ein bisschen Lack aufspritzen! Ich will euch nicht nur aufpolieren! Ich will euch helfen und euch neu machen.»
Menschen haben das erfahren. Da sassen Lahme und Blinde am Wege, Menschen, die keinen Schritt mehr tun konnten. Er aber nahm ihnen die Binde von den Augen, die Krückstöcke aus den Händen und machte sie zu Marschierern des Lebens. Da sassen sie, die Mädchen und Jungs und die Alten, die bis zum Hals im Sumpf steckten. Er aber stiess sie nicht mit einem moralischen Zeigefinger noch weiter hinein. Jesus zog sie heraus und sagte: «Es wird alles wieder gut.» Es muss keiner im Dreck steckenbleiben. Es muss keiner verrosten. Es muss keiner verschrottet werden. Aus einem totalgeschädigten kann er einen totalgesegneten Menschen machen, indem er ihm all die Fragen, Sorgen, all das Suchen, all das, was schiefging, wegnimmt. Gott kann das. Er kann das! Er lud unsere Last auf sich. Sie wurde ihm schwer, sehr schwer sogar. Auf der Via Dolorosa in Jerusalem brach er darunter zusammen. Aber er warf sie nicht ab. Die ganze Tonnenlast unseres Versagens, Fragen, Suchen, Schuld wurden mit ihm am Kreuz hochgezogen und festgebunden. So starb er. Sein letztes Wort, das ihm über die Lippen ging, hiess: «Tetelestai, es ist bezahlt!» Die Schuld ist beglichen.
Rückkehr Gottes!
Nun aber ist im Morgen von Ostern Gott selber in diese Welt zurückgekehrt. Er hat den Abgrund überspannt, den Abgrund der Schuld, den Abgrund des Todes, den Abgrund der Fragen und des Suchens.
Wenn wir jetzt fallen, fallen wir nicht in das Nichts, sondern in das Netz der Liebe Gottes. Wegen seiner Tat dürfen wir leben. Das ist keine Binsenweisheit. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Das ist die neue Lebensmöglichkeit für Sie und für mich. Wir müssen nicht mit dem dunklen Schatten der Hoffnungslosigkeit und des ewigen Suchens leben. Wir müssen nicht zugrunde gehen. Jesus Christus, der Auferstandene ist die Antwort auf all unser Suchen. Seine Liebe, seine Fürsorge, seine Hoffnung, seine Vergebung, seine Zuversicht lassen uns leben, aufatmen und auch an diesem wunderschönen Ostertag gelassen in die neue Woche gehen. Weil er mitgeht. Deshalb: «Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden» – in allem, was Ihnen begegnen mag, in allem, was an Nachrichten in Covid-19-Zeiten auf Sie zukommt: Sie sind behütet in der Liebe Gottes.
Josef Handschin ist Pfarrer der Reformierten
Kirchgemeinden Bubendorf-Ramlinsburg und Lausen