Frost im Anmarsch
19.03.2021 Baselbiet, Landwirtschaft, RegionFür die Blüten von Aprikose und Mandel droht Gefahr
Laut Wetterprognosen sollen die Temperaturen heute und auch die kommenden Nächte wieder unter den Gefrierpunkt fallen. Welche Obstsorten darunter leiden und wie man sie vor Frost schützt: Die «Volksstimme» hat ...
Für die Blüten von Aprikose und Mandel droht Gefahr
Laut Wetterprognosen sollen die Temperaturen heute und auch die kommenden Nächte wieder unter den Gefrierpunkt fallen. Welche Obstsorten darunter leiden und wie man sie vor Frost schützt: Die «Volksstimme» hat nachgefragt.
Brigitt Buser
Sieht man sich die Wetterprognosen für das bevorstehende Wochenende an, ähnelt die Situation jener vom 20. März vergangenen Jahres, sagt Franco Weibel, Leiter der Obstbauberatung Ebenrain Sissach. Grosser Vorteil ist, dass die Vegetation aber noch nicht so weit fortgeschritten ist wie im vergangenen Jahr. Dennoch macht es laut Weibel Sinn, bereits blühende Aprikosen und Mandeln sowie Pfirsich- und Nektarinenbäume mit stark geschwollenen Knospen zu schützen. Unterlässt man dies, so werden die Blütenanlagen (Stempel, Staubgefässe und Blütenboden) bei Frost Schäden erleiden.
«Grundsätzlich sind Hochstammbäume bei Bodenfrost weniger frostgefährdet als Niederstammbäume, wo die Äste in Bodennähe der kälteren Luftschicht ausgesetzt sind. Bei geöffneten Aprikosenblüten sind es gemäss Literatur bei minus 2,8 Grad Celsius 10 Prozent und bei minus 5,6 Grad Celsius 90 Prozent Schaden», erklärt Weibel. Ebenfalls könnte bei den Kirschen die Sorte Kordia, Hauptsorte im Profi-Bereich, etwas Schaden nehmen, da diese auch im Stadium mit geschlossenen Knospen ziemlich frostempfindlich ist.
Der einfachste Schutz ist ein relativ frühes Abdecken der Pflanzen am Vortag mit einem Vlies aus dem Handel. Zusätzlich bewirkt dies, dass feuchte Pflanzenteile noch tagsüber abtrocknen können. Werden die Pflanzen jedoch erst am Abend geschützt, so hat sich die Luft schon zu stark abgekühlt und durch die Verdunstung des Wassers unter dem Schutz einsteht eine weitere Abkühlung, was Frostschäden erhöht.
Scheint anderntags die Sonne, sollte man das Vlies kurzzeitig entfernen, bei einer folgend prognostizierten Frostnacht ist es aber schon mittags wieder anzubringen. Zudem wirkt bei trockenen Böden unterstützend, diese mindesten 24 Stunden vor Frosteinbruch gut zu wässern, was in der Nacht ebenfalls die Wärmeabgabe aus dem Boden fördert. Ebenfalls hilft eine dunkle, nicht zu dicht ausgebrachte Kompostschicht unter der Krone, die bei Frost zusätzliche Wärme aus dem Boden abgibt. All diese Massnahmen kombiniert angewendet können dazu führen, dass sich die Schäden in Grenzen halten.
Steigen die Nachttemperaturen wieder über null Grad, ist der Schutz nicht mehr notwendig. Auch wenn die Knospen von anderem Stein- und sogar Kernobst wie Apfel oder Quitte ebenfalls stark schwellen, so ist hier noch nicht mit Frostschäden zu rechnen. Dasselbe gilt für Beerenobst. Besteht aber in den nächsten Wochen weiterhin Frostgefahr, gelten dieselben Schutzmassnahmen für blühende Pfirsich-, Nektarinen- und andere Stein- oder Kernobstbäume.
Tipps von Max Salathé, dem Inhaber der Obst-Baumschule Diegten
bbu. Der beste Schutz für empfindliches Steinobst vor Frost ist immer noch die richtige Sorten- und Standortwahl sowie Pflege. Robuste Aprikosensorten sind immer noch die altbekannte Walliser Aprikose «Luizet» oder auch «Harogem». In unserer Region macht es zudem Sinn, die eventuell ursprünglich in Armenien vorkommende Aprikose und den vermutlich aus Südchina stammenden Pfirsich – bei der Nektarine handelt es sich um eine glattschalige Mutation des Pfirsichs – nicht als frei stehenden Baum, sondern als Spalier an einer Hausfassade zu kultivieren. Wichtig dabei zu wissen: Alle Arten, besonders Aprikosen, vertragen grosse Temperaturunterschiede im Winter eher schlecht. Ideal sind daher nicht wie oft angenommen warme Süd-, sondern West- oder sogar Nordwestlagen. Hier ist es im Winter kaum sonnig, wodurch sie später austreiben und auch blühen. Somit ist die Blüte bei uns weniger frostgefährdet. Trotz späterer Befruchtung verzögert sich die Fruchtreife aber nur um wenige Tage. Ebenfalls nicht geeignet sind Ostseiten, da hier die Temperaturen an sonnigen Wintermorgen relativ rasch ansteigen und in der Nacht ebenso rasch wieder fallen, was Frostrisse an den Stämmen begünstigt.