«Gmüeserei» erstmals ausgebucht
16.03.2021 Landwirtschaft, Sissach, NaturPandemie spielte der Genossenschaft in die Hände
20 bis 30 Tonnen Biogemüse in 5400 Taschen, weit über 50 Sorten, 126 verkaufte Abonnements und rund 250 Genossenschafterinnen und Genossenschafter: Die «Corona-Saison» 2020 war für die Sissacher «Gmüeserei» die bislang ...
Pandemie spielte der Genossenschaft in die Hände
20 bis 30 Tonnen Biogemüse in 5400 Taschen, weit über 50 Sorten, 126 verkaufte Abonnements und rund 250 Genossenschafterinnen und Genossenschafter: Die «Corona-Saison» 2020 war für die Sissacher «Gmüeserei» die bislang erfolgreichste.
Christian Horisberger
Die nächste Gemüsetasche, die für die Mitglieder der Sissacher «Gmüeserei» gepackt wird, enthält Federkohl, Lauch, Rosenkohl, Nüsslisalat, Krautstiele und den ersten Schnittsalat aus dem Tunnel. Dazu aus dem Kühlraum Rüebli, Sellerie, Randen sowie Sauerkraut. Alles Bio. Eine ansprechende Auswahl. Dennoch spricht Tea Virolainen, Mitglied der Betriebsgruppe der Genossenschaft Gmüeserei, vom eher mageren Winter-Angebot, mit dem sich die Abonnentinnen und Abonnenten noch für eine Weile zufriedengeben müssten: Das Wintergemüse ist grösstenteils geerntet und die beiden Tunnels auf dem einen Hektar grossen «Pflanzplätz» beim Ebenrain geben ausser Salaten noch nicht viel her.
Viele Menschen würden sich darüber wundern, sagt Gärtner Pascal Benninger: «Wird es sonnig und warm, hat man das Gefühl, jetzt geht die Gemüsesaison bereits los. Aber noch ist die Natur nicht so weit.» Genau darauf liessen sich die Gemüse-Abonnenten aber ein: Die Jahreszeit und das regionale Klima und Anbaugebiet geben vor, was auf den Tisch kommt. Man richtet sich nach der Natur.
Ausserdem verpflichten sich die Mitglieder der Genossenschaft zu Arbeitseinsätzen auf dem Feld. Mindestens 8-mal rund 3 Stunden pro Jahr; je mehr Gemüse man bezieht, desto häufiger muss beim Pflanzen, Jäten, Ernten oder Abpacken Hand angelegt werden. Die Mitarbeit trägt einerseits dazu bei, die Betriebskosten für den Garten möglichst tief zu halten. Andererseits versteht sich die Genossenschaft auch als gemeinschaftliches Projekt. Beim kollektiven Arbeiten könnten auch soziale Kontakte geknüpft und gepflegt werden, sagt Virolainen.
5400 Gemüsetaschen gefüllt
Das Konzept scheint aufzugehen: Im Mai 2018 wurden für die allererste Auslieferung 46 Gemüsetaschen abgepackt. In der nun auslaufenden Saison lief die Genossenschaft erstmals unter Volllast: Mit 126 Abonnenten war sie ausgebucht. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 5400 Gemüsetaschen abgepackt. Rekord. Wohl auch dank Corona, wie Tea Virolainen sagt: Die verstärkte Nachfrage nach regional erzeugten Produkten, die viele Hofläden während des ersten Lockdowns spürten, schlug sich auch auf das Interesse an der «Gmüeserei» nieder. Man sei «voll» geworden, ohne gross Werbung gemacht zu haben. Die Nachfrage habe sogar das Angebot übertroffen. Mehrere Interessenten hätten sich auf die Warteliste setzen lassen.
Wie schon nach den beiden ersten Jahren haben sich auch jetzt einige Abonnenten zurückgezogen. Als Gründe für den Ausstieg ortet Benninger die Pflicht zur Mitarbeit, die regelmässig in der Küche zu verarbeitende Menge und das im Vergleich mit Supermärkten eingeschränkte Angebot. «Obwohl wir natürlich niemanden bestrafen würden, der im Herbst in der Migros eine Peperoni dazukauft», scherzt der Gärtner.
Ein Teil der frei gewordenen Plätze wird mit Interessenten von der Warteliste besetzt, und abhängig von der Bezugsgrösse (Mini, Midi oder Maxi) seien weitere rund 15 Abo-Plätze frei, so Virolainen. Die Abonnenten erwartet dasselbe Angebot wie im vergangenen Jahr: Jede Woche (im Winter alle 14 Tage) eine Tasche mit 8 bis 10 Biogemüsesorten sowie gelegentlich einige Früchte, die zum Teil zugekauft werden.
«Flughöhe halten»
Auf einen allfälligen Expansionshunger angesprochen, winken Benninger und Virolainen ab. Der finanzielle Druck wäre sicherlich weniger hoch, wenn die Fixkosten auf mehr Kundinnen und Kunden verteilt werden könnten. Doch sei die «Kleinheit» auch eine Qualität, die den Genossenschafterinnen und Genossenschaftern Freude bereite, sagt Virolainen. Ihr Fokus liege daher nicht auf Wachstum, sondern auf Qualität: «Wir wollen unsere Flughöhe halten.»
Beibehalten wird die «Gmüeserei» auch ihre «Sommerperlen» im Juli und August. Das sind kulturelle und gesellige Veranstaltungen von Mitgliedern für Mitglieder, wie Yoga, Konzerte, Sonntagsbrunch oder Barbetrieb auf dem «Pflanzplätz». Das «Forum», eine öffentliche Veranstaltung rund um die Themen Ernährung und solidarische Landwirtschaft, das 2021 wegen Corona gestrichen worden ist, soll zu gegebener Zeit ebenfalls wieder stattfinden.