Die Benjeshecke bietet Nützlingen einen Unterschlupf

Die starken Schneefälle Mitte Januar sorgten dafür, dass in Wald, Hecken, ja sogar in vielen Gärten so mancher Ast brach. Zu Haufen oder zur Hecke aufgeschichtet bilden die Äste nicht nur einen Unterschlupf für Nützlinge, sondern werden auch als natürliches gestalterisches Element zum attraktiven Sichtund Windschutz.

Brigitt Buser

Über zu wenig Schnee im diesjährigen Januar können wir uns nicht beklagen. Eher aber darüber, dass in Wald, Hecke, ja sogar in unseren Gärten mancher Ast ob der grossen Schneelast zu Boden krachte. Normalerweise werden diese zusammengenommen, eventuell noch gehäckselt und kompostiert. Grosse Mengen werden so einfach mit der Grünabfuhr entsorgt. Gartenbesitzer, die die Biodiversität im Garten fördern, tragen das Holz hingegen zu Asthaufen zusammen.

So entstehen Unterschlupfmöglichkeiten für Vögel und Kleinsäuger wie Igel, Haselmaus, Siebenschläfer, aber auch Insekten, Käfer, Amphibien und Reptilien. Da das Aufschichten von Asthaufen viel Platz einnehmen kann, eignet sich diese Art von Biodiversitätsförderung eher für grössere Gärten.

Als Alternative bietet sich das Aufschichten einer «Benjeshecke», benannt nach den Brüdern Hermann und Heinrich Benjes, die seit den 1980er-Jahren in Norddeutschland als begeisterte Naturfreunde und Landschaftsgärtner bekannt sind. Dabei handelt es sich um 3 bis 5 Meter breites, längs aufgeschichtetes Totholz. Der Clou: Mit der Zeit gehen in einer Benjeshecke durch Vögel oder Wind herangetragene Samen als Sträucher auf, das Totholz verrottet dabei und langsam bildet sich eine Hecke aus lebenden Gehölzen. Erfunden haben diese Art Hecke aber nicht wirklich die Benjesbrüder. «Totholzhecken wurden schon seit jeher auf Kulturland aufgeschichtet und prägten somit über lange Zeit das Landschaftsbild in unserer Region. Diese Elemente sind für die Vernetzung sehr wichtig. Leider sind in früheren Jahren viele dieser sehr wertvollen Strukturen verschwunden», erklärt Markus Plattner, Leiter der Abteilung Natur und Landschaft am Ebenrain in Sissach.

In erster Linie dienten Totholzhecken zum Lagern von Schnittgut.

Weiterhin als Grenzmarkierung zwischen Weide- und Ackerland, Schutz vor fliegendem Saatgut und Wind. Als biodiversitätsfördernde Struktur im Landwirtschaftsgebiet bietet sie neben Nistmöglichkeiten für Rotkehlchen, Amsel oder Zaunkönig ebenfalls Unterschlupf für Wildbienen und Fledermäuse sowie auch in Holzhaufen vorkommende schädlingshemmende Nützlinge. Totholzhecken in freier Natur werden auch von Mausliebhabern wie dem Siebenschläfer, Hermelin, Mauswiesel oder gar der Wildkatze als Heim oder zum Besuch genutzt.

Wie im Garten anlegen?
Eine Benjes- oder Totholzhecke anzulegen, ist auf unterschiedliche Art möglich. Das Gerüst besteht aber immer aus zwei Reihen Holzpfählen, in einem Abstand von mindestens 50 cm in der Breite und circa 2 Metern längs. Breiter ist jedoch immer besser. Ideal ist 1 Meter. Die Höhe richtet sich nach der gewählten Pfahllänge.

Gefüllt wird das Gerüst mit Astund Stammmaterial aller Laubbäume. Holz von Nadelbäumen sollte jedoch eher sparsam eingesetzt werden, da dies in grossen Mengen den Boden sauer macht. Auch Laub und Erdreich kann man dazugeben. Wo viel Material vorhanden ist, wird die Hecke natürlich rasch höher. Durch den folgenden Verrottungsprozess fällt sie jedoch langsam zusammen. Steht wieder Schnittgut zur Verfügung, wird dieses einfach aufgeschichtet. Das im unteren Bereich zersetzte und sich somit lösende Material kann je nach Verrottungsstadium in den Kompost, als Abdeckmaterial unter Gehölze oder als Komposterde in die Beete gegeben werden.

Wie in der freien Natur auch, siedeln sich hier langsam Wildpflanzen wie Brennnesseln, Gundelreben oder Winden an. Wem die Hecke «zu tot» erscheint, bepflanzt den Fuss mit heimischen kletternden Pflanzen wie Efeu, Wald-Geissblatt und leitet die Triebe von Immergrün oder einer weichtriebigen Wildrose wie der Feldrose darüber.

Ist genügend Platz vorhanden, können vor dem Anbringen der Pfähle auch in unregelmässigen Abständen vorzugsweise einheimische Gehölze wie Hartriegel, Liguster oder Wildrosen gesetzt werden. Dies macht die Hecke stabiler. Ebenfalls besteht die Möglichkeit, grosse Lücken von bereits bestehenden Hecken aus Garten- und Wildgehölzen mit einer «Benjeshecke» zu schliessen.

Übrigens: Soll eine Benjeshecke auch als Zaun dienen, macht es Sinn, bei der Einwohnergemeinde nachzufragen, ob je nach Höhe ein Grenzabstand eingehalten werden muss oder es die Bewilligung des Nachbarn benötigt.

Totholz zum Leben erwecken

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