Kunst ins Gerichtsgebäude
18.02.2021 Bezirk Waldenburg, WaldenburgErst die «Ville des Arts», jetzt die Idee, aus dem seit Langem leer stehenden Bezirksgerichtsgebäude einen Kulturtempel zu formen. In Waldenburg tut sich was.
Elmar Gächter
Geht es nach den Vorstellungen von Renato Wellenzohn, mausert sich das Städtchen ...
Erst die «Ville des Arts», jetzt die Idee, aus dem seit Langem leer stehenden Bezirksgerichtsgebäude einen Kulturtempel zu formen. In Waldenburg tut sich was.
Elmar Gächter
Geht es nach den Vorstellungen von Renato Wellenzohn, mausert sich das Städtchen Waldenburg mehr und mehr zum kulturellen Zentrum der Region. Er will nach der erfolgreichen Ausstellung «Ville des Arts» von vergangenem Sommer, für die er an vordersten Front mitverantwortlich zeichnete, die Gunst der Stunde nutzen und dem kulturellen Leben im Bezirkshauptort zusätzlichen Schwung verleihen.
Dem Künstler und Dadaisten, der die Waldenburger Bevölkerung als seine Familie bezeichnet, schwebt vor, das seit Jahren leer stehende ehemalige Bezirksgerichtsgebäude in ein Kulturzentrum umzuwandeln. Als Mitstreiterin hat er sich Barbara Buser, die renommierte Architektin aus Basel, mit ins Boot geholt. Die Genossenschaft Röwü soll das 1801 erstellte Doppelhaus zwischen Hauptstrasse und dem Adelberg vom Kanton erwerben, es zum Kulturzentrum für lokale und regionale Künstlerinnen und Künstler umbauen und an einen neuen Verein vermieten. Die Genossenschaft Röwü wurde im Jahr 2017 unter anderem gegründet, um das ehemalige Revue-Thommen-Areal in Waldenburg als Gewerbe-, Kultur- und Wohnstandort zu entwickeln und langfristig zu betreiben.
Das bereits erstellte Konzept sieht vor, die grossen Räume der ehemaligen Kanzlei und des Gerichtssaals im Erdgeschoss für Ausstellungen zu nutzen, ebenso die früheren Büros für Ausstellungen und Ateliers. Der Archivraum wird zur Kaffeeküche und der Anbau zur Bar, von der aus der Hinterhof zum Adelberg bespielt werden kann. Die Küche soll bei Vernissagen, Ausstellungen und Workshops Catering-Angebote ermöglichen. Und nicht zuletzt sollen Wohnungen, unter anderem eine Maisonette-Atelierwohnung für «Artists in Residence», eingerichtet werden. Die Renovationsarbeiten sollen in zwei Etappen erfolgen.
Für den Betrieb des Kunsthauses sehen die Initianten die Gründung eines Vereins «Kunstraum Waldenburg» vor. Unter einem professionellem Kuratorium sollen pro Jahr mehrere Ausstellungen mit Workshops und Führungen stattfinden, dazu Lesungen, Konzerte und weitere Workshops. Die Räumlichkeiten inklusive Kaffeeküche und Bar im Keller sollen während und ausserhalb der Ausstellungen für private Feiern gemietet werden können. Begeistert von der Idee zeigt sich Waldenburgs Gemeindepräsidentin Andrea Kaufmann: «Dieses Projekt bringt Schwung in unser ‹Stedtli› und es entsteht ein Mehrwert für uns alle.» Sie schätzt die Chancen, dass dieses Vorhaben realisiert werden kann, als gross ein und macht dies vor allem am professionellen Team fest, das hinter der Idee stehe. Waldenburg könne sich mit diesem Kulturzentrum als Kunst- und Kulturhochburg in der Nordwestschweiz etablieren. «Es wäre auch ein erfreuliches Zeichen, dass unsere Nutzungsstrategie den ersten Erfolg bringt», so Kaufmann.
Das ‹Stedtli› aufwerten
Der Kanton Baselland als Eigentümer der Gebäude hat mit den Interessenten Gespräche geführt, ein konkretes Kaufangebot sei jedoch noch nicht eingegangen, wie die Bau- und Umweltschutzdirektion auf Anfrage mitteilt. Die Liegenschaft werde offiziell noch nicht am Markt ausgeschrieben. «Bei einem entsprechenden Angebot kann ein Verkauf rasch abgewickelt werden», so Mediensprecherin Andrea Bürki.
Renato Wellenzohn ist überzeugt, dass ein Kunst- und Kulturhaus das ‹Stedtli› Waldenburg aufwertet und dazu beiträgt, dass sich wieder mehr Leute in Waldenburg ansiedeln und heute leer stehende Wohnungen kaufen oder mieten. Er stützt sich dabei nicht zuletzt auf die Reaktionen von auswärtigen Besucherinnen und Besuchern während der letztjährigen Ausstellung «Ville des Arts». «Viele haben sich begeistert gezeigt von der einmaligen Ambiance von Waldenburg und signalisiert, dass sie sich das ‹Stedtli› als Wohnort durchaus vorstellen könnten», so der Künstler. Nun gelte es, mit dem Kanton Baselland in Kaufverhandlungen zu treten, um möglichst schnell Nägel mit Köpfen zu machen.