Ein Fest ohne Spiele
04.02.2021 Baselbiet, Turnen, SportDas «Kantonale» 2021 soll als fünf Eintagesfeste stattfinden
Die Anmeldezahlen zum kantonalen Turnfest 2021 im Laufental sind erfreulich. Wegen der Pandemie wird die Variante «light» umgesetzt. Diese lässt keinen Platz für Spiele und Einzelwettkämpfe, schafft dafür fünf separate ...
Das «Kantonale» 2021 soll als fünf Eintagesfeste stattfinden
Die Anmeldezahlen zum kantonalen Turnfest 2021 im Laufental sind erfreulich. Wegen der Pandemie wird die Variante «light» umgesetzt. Diese lässt keinen Platz für Spiele und Einzelwettkämpfe, schafft dafür fünf separate Eintagesturnfeste.
Sebastian Wirz
Es hätte so oder so ein einmaliges Fest werden sollen. Am Kantonalen Turnfest (KTF) 2021 auf der Birsinsel in Zwingen hätte sich der Laufentaler Turnverband mit einem Grossanlass zum 100. Geburtstag feiern lassen wollen. Das üppige Programm wurde auf zwei Wochenenden ausgebaut, inklusive Jugendsporttag und Turnfestwanderung – kein Fest wie jedes andere. Wenn vom 18. bis 27. Juni in Zwingen geturnt wird, wird das KTF 2021 nun tatsächlich ein Fest sein wie kein anderes. Ein ganz einmaliges. Nur nicht in dem Sinn, den die Organisatoren vorgesehen haben.
Das «Kantonale» wird wie geplant beide Wochenenden in Anspruch nehmen. Allerdings gibt es nicht ein grosses, sondern fünf kleinere Eintagesfeste mit definierter Personenobergrenze. Aufgrund der Pandemie und deren Bekämpfung hatten die Organisatoren unterschiedliche Varianten ausgearbeitet (die «Volksstimme» berichtete). Der Entscheid ist nun gefallen: Das Fest wird in der Variante «light» stattfinden – wenn die Situation überhaupt eine Durchführung zulässt.
«Light» bedeutet, dass die angemeldeten Vereine für einen bestimmten Tag aufgeboten werden. Sie absolvieren ihren Wettkampf und sollen auch Fest-Atmosphäre inklusive Abendund Unterhaltungsprogramm geniessen können. Wenn sie nicht im Einsatz sind, gilt jedoch jederzeit Maskenpflicht und die Turnenden haben sich in einem ihnen zugeteilten Sektor aufzuhalten. Dies gilt auch für das Abendprogramm. Entsprechend sind um die Bühne abgetrennte Bereiche geplant. Alle Turnenden müssen namentlich gemeldet werden und haben sich auf dem Gelände per Smartphone-App zu identifizieren.
Einschränkungen bei Disziplinen
Mit diesen Massnahmen will das Organisationskomitee das Contact-Tracing jederzeit gewährleisten können. Auch die Vereinshelfer und Zuschauer/-innen müssen im Vorfeld gemeldet werden und eine neu ins Leben gerufene «Festkarte G» für 5 Franken bestellen. So sollen an allen Tagen 1000 bis 1200 Turnende sowie Zuschauende in Zwingen zugegen sein – und die Organisatoren das Geschehen zu jeder Zeit kontrollieren können.
Die Organisation sämtlicher Vereinswettkämpfe unter diesen Bedingungen an den fünf Tagen ist eine Mammutaufgabe. Das OK hofft gemäss Website, auf die Terminwünsche der Vereine Rücksicht nehmen zu können, zieht aber auch in Betracht, wegen der kürzeren Anreisezeit etwa an den beiden Freitagen Baselbieter Vereine aufzubieten oder alle Vereine, die eine bestimmte Disziplin gewählt haben.
Die Turnfest-Stimmung soll unter diesen Umständen nicht ein Opfer der Pandemie werden.
Dafür hat es wegen des dicht bepackten Vereinswettkampf-Programms an sämtlichen Tagen keinen Platz für die Spielturniere, die in den vergangenen Jahren an Beliebtheit gewonnen haben, die Einzelwettkämpfe und die Stafetten, wie die Organisatoren schreiben. Auch die übliche grosse Schlussvorführung mit Rangverkündigungen fällt weg.
Auf die Turnfestwanderung, ein Element, welches das KTF 21 von «normalen Kantonalen» abheben soll, müssen die Turnenden nicht verzichten. Das wettkampffreie Angebot für die «älteren Kameradinnen», so die Website, bleibt also bestehen. Auch hier müssen sich die Teilnahmewilligen aber schon im Voraus entscheiden, damit der Überblick über die Anzahl der Wandernden zwecks Contact-Tracing stets gewahrt werden kann.
Wie das Turnfest «light» ohne Spiele bei den Vereinen ankommt, ist offen. Immerhin 356 Festkarten wurden explizit für die Spiele gelöst (siehe Kasten). Sollten die Turnenden unter den nun verkündeten Umständen keine Lust mehr auf das Turnfest im Juni haben, können sie ihre Anmeldung zurückziehen und erhalten ihre Ausgaben für Festkarten, bestellte Essen und so weiter mit Ausnahme eines Haftgelds zurückerstattet.
Bei aller detaillierter und durchdachter Planung droht dem KTF 21 im Juni je nach pandemischer Lage eine Absage. Zuletzt machen die Organisatoren auf der Website aber auch Hoffnung: «Und zu guter Letzt: Wenn es die Situation erlaubt, werden wir wo möglich spontane Lockerungen vornehmen.»
Optimistische Turnende wollen festen
wis. Die Organisatoren des Kantonalturnfestes in Zwingen haben sich vor der Pandemie rund 5000 teilnehmende Turnerinnen und Turnern zum Ziel gesetzt. Blickt man auf die aktuellen Zahlen, scheint es keine Pandemie zu geben. «Die Zahlen sind sehr erfreulich», sagt OK-Präsident Franz Meyer. 5950 Personen haben eine Festkarte A gelöst, die zur Teilnahme an sämtlichen Disziplinen und der Turnfestwanderung berechtigt, dazu wurden 356 Festkarten B für die Spiele und 110 Festkarten C nur für die Wanderung bestellt. Die angemeldeten Vereine stammen aus 16 Kantonen. Aus dem Baselbiet haben sich 1933 Personen angemeldet, 388 davon aus dem Laufental.
Aufgrund der Ergebnisse einer Umfrage bei rund 200 Vereinen in der Ostschweiz, bei der 94 Prozent der befragten Vereine Interesse bekundet hätten, statt eines «normalen Festes» auch bei einer Variante «light» teilzunehmen, ist Meyer positiv eingestellt: «Wir rechnen mit 10 bis 20 Prozent Abmeldungen. Unser Ziel von 5000 Personen dürften wir auch dann noch erreichen.»
Eine halbe Million weniger Aufwand
wis. Die Entscheidung, das Kantonalturnfest 2021 in Zwingen in reduzierter Weise durchzuführen, ist der Pandemie geschuldet. Der Zeitpunkt, an dem der Entscheid getroffen werden musste, ist hingegen nicht zuletzt finanziell begründet: Mit jedem Monat fallen mehr Ausgaben an. Bei einer Absage im Februar würde das Fest nach Aussage von OK-Präsident Franz Meyer Ausgaben von 60 000 Franken bedeuten. Müsste es im Mai abgesagt werden, wäre bereits doppelt so viel Geld ausgegeben worden – ohne Ertrag. «Der Schweizerische Turnverband hat uns eine Defizitgarantie versprochen», sagt Meyer.
Mit der Variante «light» sieht er zwar «keinem substanziellen Zustupf für die zehn Trägervereine» entgegen, mit einem Ertrag rechnen die Organisatoren dennoch: Bei einem Aufwand von 720 000 Franken sind 830 000 Franken Ertrag budgetiert. Der Ertrag wird dadurch deutlich tiefer erwartet als bei einem Fest im ursprünglich geplanten Rahmen (1,6 Millionen Franken), dafür spart das OK auch knapp eine halbe Million Franken beim Aufwand (Normalvariante: 1,2 Millionen Franken).
Auch in Buus wird alternativ geplant
wis. «Nun ist auch für uns der Moment gekommen, an dem wir uns mit Covid-19 beschäftigen», sagt Freddy Keller auf Anfrage. Davor wollte sich der OK-Präsident des Jugend-Regionalturnfestes vom 6. Juni in Buus noch nicht mit pandemiebedingten Varianten beschäftigen. Die im Sommer gültigen Massnahmen waren einerseits noch überhaupt nicht absehbar und andererseits fielen bis zum jetzigen Zeitpunkt kaum Ausgaben an (die «Volksstimme» berichtete).
Keller und Co. werden in den kommenden Wochen verschiedene Szenarien für ihr Fest ausarbeiten. Klar ist: Das Interesse der jungen Turnerschar ist vorhanden. Knapp 1300 Kinder aus 46 Vereinen haben sich in der Kategorie Jugend angemeldet. Die Mehrheit der Vereine (28) stammt aus dem Bezirk Sissach. Beim Kinderturnen sind die Anmeldezahlen mit rund 300 Kindern aus 20 Vereinen, rund die Hälfte aus dem Bezirk Sissach, bescheidener.
Erfreulich ist trotz Pandemie die Suche nach den grösseren Geldgebern verlaufen: Neben einem Hauptsponsor konnte der TV Buus vier grosse Unternehmen als Co-Sponsoren gewinnen.