«Präventiv Mut machen»
19.02.2021 Baselbiet, WirtschaftPilotprojekt für Berufsberatung und Standortbestimmung für Ältere
Um auf dem Arbeitsmarkt bis zur Pensionierung bestehen zu können, braucht es kontinuierliche Weiterbildung und dauerndes Lernen. Mit «Viamia», einem Projekt des Bundes, erhalten über 40-jährige Arbeitnehmende ...
Pilotprojekt für Berufsberatung und Standortbestimmung für Ältere
Um auf dem Arbeitsmarkt bis zur Pensionierung bestehen zu können, braucht es kontinuierliche Weiterbildung und dauerndes Lernen. Mit «Viamia», einem Projekt des Bundes, erhalten über 40-jährige Arbeitnehmende Laufbahnberatung und Unterstützung in den beiden Basel.
André Frauchiger
«Kostenloser Arbeitsmarktcheck für über 40-jährige Erwerbstätige» – so lautet der Titel für ein Pilotprojekt des Bundes in den Kantonen Baselland und Basel-Stadt. Seit dem 1. Januar bieten die Berufs-, Studien- und Laufbahnberatungen Baselland – in Liestal und Bottmingen – und Basel-Stadt im Rahmen des Pilotprojekts Viamia kostenlose Berufsberatungen für über 40-jährige Erwerbstätige an.
«Ziel sind Erhalt und Verbesserung ihrer Chancen auf dem Arbeitsmarkt», wird dazu von den beiden Kantonen erklärt. Das Pilotprojekt wird wissenschaftlich begleitet und in jedem Kanton zu 80 Prozent vom Bund und zu 20 Prozent vom Kanton finanziert. Der Pilot dauert bis Ende dieses Jahres, danach wird er für die Zeit von 2022 bis 2024 in allen Kantonen eingeführt.
Fit und konkurrenzfähig bleiben
Konkret geht es bei «Viamia» darum, Berufstätige mittleren Alters, die voll im Erwerbsleben stehen, mithilfe einer Standortbestimmung für den Arbeitsmarkt fit und konkurrenzfähig zu halten und damit einen möglichen Stellenverlust in einigen Jahren zu verhindern. Fragen wie: Wo stehe ich? Wie entwickelt sich der Arbeitsmarkt? Was bedeuten diese Veränderungen für meine berufliche Entwicklung? werden mit einer Laufbahnberaterin oder einem Laufbahnberater besprochen. Daraus sollen dann von den Betroffenen die entsprechenden Erkenntnisse für eine gezielte Weiterbildung und eventuell auch eine berufliche Neuausrichtung gewonnen werden. Dies ist für Mitarbeitende im mittleren Alter sehr wichtig, dauert doch die Berufstätigkeit noch 20 und mehr Jahre.
Bei der voraussehbaren, weiteren rasanten Entwicklung des Wirtschaftslebens – hier seien Stichworte wie Digitalisierung, Globalisierung und demografischer Wandel erwähnt – wird in den nächsten 10, 20 Jahren sehr viel geschehen. Darauf müssen Erwerbstätige vorbereitet sein, um ihre Existenz sichern zu können. Die Berufsberatungen weisen deshalb auch mit Nachdruck darauf hin: «Die Veränderungen erfordern konstante Weiterbildung und lebenslanges Lernen.» Und weiter: «Laufbahnen müssen zunehmend selber gestaltet werden.»
Der Erhalt der Arbeitsfähigkeit eines Erwerbstätigen bedingt eine Übereinstimmung zwischen den Anforderungen der arbeitgebenden Unternehmen und den persönlichen Kompetenzen der Berufstätigen und deren gesundheitlicher Verfassung. Über die Jahre gesehen stellt diese notwendige Übereinstimmung eine eigentliche Herausforderung dar. Sie setzt bei den Arbeitnehmenden auch den Willen und die Offenheit zu Veränderungen voraus.
Wer über 40 Jahre alt ist und auf kein ähnliches Abklärungs- oder Beratungsangebot wie RAV oder IV Anspruch hat, kann sich aus dem Baselbiet bei der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung in Liestal oder Bottmingen anmelden. Für Basel-Städter ist die entsprechende Berufs-, Studienund Laufbahnberatung an der Rosentalstrasse zuständig.
Fragebogen als Ausgangslage
Nach der Anmeldung erfolgt die Einladung zu einem Beratungsgespräch. Gleichzeitig wird ein Fragebogen versandt, der an die «Karriere-Ressourcen» der angemeldeten Person angepasst ist. Rund ein Viertel des Fragebogens betrifft den aktuellen Arbeitsprozess der Person. Der Fragebogen wird dann zusammen mit dem Lebenslauf mit einer Fachperson der Laufbahnberatung des Berufsinformationszentrums besprochen. Auch Arbeitsmarkttrends in den entsprechenden Branchen sind Thema dieses Gesprächs. Zudem werden dabei weitere Laufbahnschritte geplant und die bestehenden Netzwerke analysiert.
Maya Schenkel, Leiterin der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung Bottmingen, unterstreicht auf Anfrage den präventiven Charakter des Pilotprojekts: Es soll verhindert werden, dass ältere Berufstätige der rasanten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr folgen können und als Folge davon arbeitslos werden. Rund 30 Personen aus vielen Branchen haben sich im Baselbiet seit Anfang Jahr angemeldet, von rund 120 Personen wird in der Planung ausgegangen. Dies könnte sich aber rasch zahlenmässig nach oben entwickeln, wie dies im Kanton Basel-Stadt bereits geschehen ist.
Lars Hering, Leiter der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung Basel-Stadt, bestätigt dies: «Wir wurden vom grossen Zuspruch überrascht, sind aber froh über das beachtliche Interesse.» Bis Ende Februar werden es in Basel-Stadt rund 50 Beratungen sein, bis Ende Jahr ist von rund 250 auszugehen. Selbst englischsprachige Expats hätten sich gemeldet, erklärt Hering. Er und seine Kollegin aus dem Baselbiet weisen darauf hin, dass die Interessierten eine sehr heterogene Gruppe seien – vom langjährigen Absolventen einer Lehre über Wiedereinsteigerinnen bis zum Berufstätigen, der eine Neuausrichtung wünscht. Von 16 Beratern in Basel-Stadt macht die Hälfte an diesem Pilotprojekt mit, in Liestal und Bottmingen sind es 5 Personen; 5 weitere im Baselbiet werden nachgeschult. Maya Schenkel: «Es geht generell darum, die Ratsuchenden mittleren Alters zu stärken, ihnen Mut zu machen.» Dies sei ein zentrales Anliegen dieses Pilotprojekts.
Auskünfte und Anmeldungen
Gebiet Oberbaselbiet, Liestal, Pratteln: Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung BIZ Liestal, Rosenstrasse 25, Liestal, Tel. 061 552 28 28
Gebiet Birstal, Leimental, Allschwil: BIZ Bottmingen, Wuhrmattstrasse 23, Bottmingen, Tel. 061 552 29 00 www.biz.bl.ch; www.viamia.ch
Basel-Stadt: Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung Basel-Stadt, Rosentalstrasse 17, Basel, Tel. 061 267 86 82 www.biz.bs.ch/viamia