«Musik verbindet. Das mag ich.»
19.02.2021 Baselbiet, Kultur, Gesellschaft«Musik verbindet. Das mag ich»
Nationalrätin Sandra Sollberger aus Liestal setzt sich in Bern für die Förderung von Musik ein und präsidiert die parlamentarische Gruppe Rock/Pop. Mit ihrem Musikgeschmack passt sie nicht ins SVP-Klischee.
Jürg ...
«Musik verbindet. Das mag ich»
Nationalrätin Sandra Sollberger aus Liestal setzt sich in Bern für die Förderung von Musik ein und präsidiert die parlamentarische Gruppe Rock/Pop. Mit ihrem Musikgeschmack passt sie nicht ins SVP-Klischee.
Jürg Gohl
Frau Sollberger, zu welcher Musik tanzen Sie durch die Wohnung, wenn Sie mal unbeobachtet sind?
Sandra Sollberger: Also bei «AC/DC» oder «Muse» kann ich unmöglich still sitzen bleiben. Ich betone: unmöglich.
Sie geben auf Ihrer Website unter Lieblingsmusik «AC/DC», «Rammstein» und «Red Hot Chilli Peppers» an. Da dürfte es früher wenigstens nie zum berühmten Streit mit den Kindern im Auto gekommen sein, was man gemeinsam hört?
Und ob! Sie bezeichneten meine Musik als Lärm und Geschrei. Aber im Auto bin ich der DJ …
Sie geben aber auch noch das «Jodlerchörli Wildenstein» an. Ist das ein nettes Entgegenkommen an Ihre Wählerinnen und Wähler?
Nein. Mein Musikgeschmack legt inzwischen auch leisere Phasen ein. Am Sonntagmorgen erklingen bei uns zum Beispiel klassische Töne. Zum Fondue oder Raclette höre ich, als ehemalige Akkordeonspielerin, gerne Ländler oder Jodelmusik. Ich würde übrigens zu gerne jodeln können.
Wie steht es bei Ihnen mit Live-Konzerten?
Ich bin eine begeisterte Open-Air- und Konzertbesucherin. Das geht von Robbie Williams, «Aha», «Metallica», Anastacia, Billy Idol, Alicia Keys bis zu Florian Ast oder früher Polo Hofer. Ich habe alle Tickets in einem Fotoalbum gesammelt. Inzwischen bevorzuge ich eher kleinere Konzertsäle, wie das Guggenheim oder das Marabu. Auch das Z7 ist perfekt.
In der Bundesversammlung sind Sie Co-Präsidentin der parlamentarischen Gruppe Rock/Pop. Da geht es auch um die Förderung. Kommt es da auch zu Richtungsstreit, welche Musikrichtung stärker gefördert werden soll?
Das kann man schon so sagen. Deswegen unterstütze ich die Gruppe Rock/Pop. Diese Musikrichtung hatte kaum Gehör. Beim Entwurf der Kulturbotschaft 2021–2024 war diese Sparte quasi inexistent. Auch zu Beginn der aktuellen katastrophalen Lage der Grossveranstalter durch Corona zeigte sich dieses Problem. Der Branchenverband der professionellen Schweizer Konzert-, Show- und Festivalveranstalter wurde zum Beispiel nie zu runden Tischen oder Sitzungen eingeladen. Da konnten wir bereits viel erreichen, sind aber noch nicht am Ziel.
Ihr Co-Präsident in der Gruppe ist SP-Ständerat Daniel Jositsch, eigentlich politisch und auch vom Auftritt her ein Gegenstück zu Ihnen. Wie gut harmonisieren Sie mit ihm?
Daniel und ich teilen die Leidenschaft für Musik. Daher arbeiten wir beim Thema Veranstaltungen sehr gut zusammen. Sicher werden wir auch einmal zusammen ein Konzert besuchen. Ich bin gespannt, für welche Sparte oder Band wir uns entscheiden.
Ihrer Gruppe gehören auch Thomas de Courten, Daniela Schneeberger und Maya Graf an. Wird auf gemeinsamen Fahrten nach Bern auch mal über Musik diskutiert?
Ja natürlich. Wir können ja nicht immer nur politisieren (lacht). Mit Ständerat Thierry Burkhardt und Nationalrat Christian Wasserfallen besuchte ich das «Foo Fighters»-Konzert im Stade de Suisse. Dieses fand während einer Sommersession statt.Auch am letzten «Rammstein»- Konzert war ich mit einigen Nationalratskollegen. Das bot uns nach einem Sessionstag eine willkommene Ablenkung. Musik verbindet. Das mag ich.
Die Musikbranche ist von der Coronakrise sehr hart getroffen. Ist Ihre Gruppe gegenwärtig besonders gefordert?
Das ist etwas sehr sachte ausgedrückt! Die Konzertbranche steht am Rande des Ruins. Das ist nicht zuletzt auf die mutlosen Entscheide des Bundesrats zurückzuführen. Wir versuchen die Hoffnung nicht aufzugeben. Aber es wird – nach der Pandemie – viele Open-Air- oder Veranstaltungsfirmen nicht mehr geben. Das ist nicht nur ein grosser Rückschlag für die Kultur, sondern auch ein unglaublich grosser Verlust an Arbeitsplätzen!
Als SVP-Nationalrätin müssten Sie staatlicher Förderung eher skeptisch gegenüberstehen. Sind Sie in der parlamentarischen Gruppe Rock/Pop eher Bremserin oder Antreiberin?
Gerade die SMPA, der Branchenverband der professionellen Schweizer Konzert-, Show- und Festivalveranstalter, hat zum Ziel, ohne grosse staatliche Förderung zu arbeiten. Die grossen Open Airs funktionieren auch perfekt so. Da geht es eher um administrative Erleichterungen wie etwa bei der Abrechnung der Quellensteuer für Künstler. Wir schaffen Lösungen, die parteienübergreifend eine Chance haben. Das sind manchmal kleine Schritte, aber es sind Schritte, die der Branche etwas bringen. Das ist das Ziel einer parlamentarischen Gruppe. Wir sind auf Kurs …