«Die Burka ist mehr als nur ein Kleidungsstück»
25.02.2021 BaselbietFür Jacqueline Wunderer verhindert die Verhüllung des Gesichts die Integration
Es gibt kein Abweichen von der Position der nationalen Mutterpartei: Sowohl die Baselbieter SVP als auch die SVP-Frauen des Kantons Baselland befürworten ein schweizweites Burkaverbot. ...
Für Jacqueline Wunderer verhindert die Verhüllung des Gesichts die Integration
Es gibt kein Abweichen von der Position der nationalen Mutterpartei: Sowohl die Baselbieter SVP als auch die SVP-Frauen des Kantons Baselland befürworten ein schweizweites Burkaverbot. Landrätin Jacqueline Wunderer sieht in der Burka und im Niqab Hindernisse auf dem Weg zur Integration muslimischer Ausländerinnen.
Thomas Immoos
Frau Wunderer, die Volksinitiative, die das Tragen der Burka im öffentlichen Raum verbieten will, stammt aus SVP-nahen Kreisen. Unterstützen sie dieses Volksbegehren?
Jacqueline Wunderer: Die SVP Schweiz wie auch die SVP Baselland und die SVP-Frauen Baselland finden es richtig, das Tragen von Burkas und des Niqabs zu verbieten – zumindest im öffentlichen Raum. In der Schweiz ist es üblich, dass man einander mit unverhülltem Gesicht begegnet. Man will ja nicht nur Augenkontakt, sondern auch die Mimik des Gegenübers sehen können.
Ist der Entscheid, eine Burka tragen zu wollen, nicht eigentlich Sache der betreffenden Person?
Wenn es denn so wäre, durchaus. Aber man weiss ja nicht, wie freiwillig die Frauen die Burka tragen oder ob sie damit einem Befehl ihres Mannes, Vaters oder älteren Bruders folgen. In Pakistan und Afghanistan sind Burka und Niqab Symbole für die Unterdrückung der Frauen, was mit unserer freiheitlichen Gesellschaft nicht zu vereinbaren ist. Wenn es sich nur um ein normales Tuch handeln würde, würden es ja wohl alle tragen, wie wir zum Beispiel in der Schweiz einen Schal tragen.
Die SVP hat sich bisher nicht als Frauenrechtspartei hervorgetan. Warum tritt sie in diesem Punkt so vehement dafür ein?
Es geht darum, dass jeder und jede frei entscheiden dürfen soll, was man trägt. Wer sich die Mühe macht, Berichte aus muslimisch geprägten Ländern zu lesen, wird erkennen: Die Strafen und Konsequenzen für Frauen, welche die Burka nicht tragen, sind schlimm. So haben sich Frauen in Saudi-Arabien und im Iran in der Öffentlichkeit zu verschleiern. Solche Vorschriften brauchen wir in der Schweiz nicht.
Aber gehört eine Kleidervorschrift wirklich in die Bundesverfassung?
Es geht gar nicht um eine Kleidervorschrift. Die Verschleierung ist ein Zeichen des politischen Islam und der Unterdrückung der Frau. Wer in der Schweiz lebt, hat sich nach den hier geltenden Vorschriften zu verhalten und sich entsprechend zu kleiden. Umgekehrt respektiere ich entsprechende Vorschriften auch, indem ich die Schultern bedecke, wenn ich den Petersdom in Rom oder eine Moschee in Nordafrika betrete.
Trotzdem nochmals: Sollte dieser Entscheid nicht den Frauen überlassen werden?
Ich gehe davon aus, dass in den meisten Fällen die Frauen dies nicht freiwillig, sondern unter Druck oder gar unter Zwang tun. Die Gesichtsverschleierung verhindert eine erfolgreiche Integration in der Schweiz. Die Frauen werden durch die Verschleierung komplett von unserer Gesellschaft ausgegrenzt. Die Burka, um es nochmals zu sagen, ist Teil einer Parallelgesellschaft der muslimischen Bevölkerung in vielen westeuropäischen Ländern. Zudem sind weder Burka noch Niqab traditionelle muslimische Kleidungsstücke. Im Koran steht keine entsprechende Vorschrift dazu.
Wegen rund 400 Trägerinnen in der soll nun das Burkaverbot in die Verfassung aufgenommen werden?
Natürlich mag eine Zahl von 400 Burka- und Niqab-Trägerinnen klein erschienen. Es geht aber darum, ein Zeichen zu setzen und auch dem Ausland zu zeigen, dass wir gewillt sind, für unsere Werte, unsere Tradition und unsere Gleichstellung von Mann und Frau einzutreten.
Auch wenn die Burka im islamischen Raum weit verbreitet ist?
Ja. Trotzdem weiss man auch, dass gemässigte, moderne Muslime, auch Männer, ein Burkaverbot in der Schweiz begrüssen. Belgien, Bulgarien, Dänemark, Lettland, Österreich und Frankreich haben bereits ein Burkaverbot. Und gerade in Frankreich, wo ja sehr viele Muslime leben, funktioniert dieses Verbot sehr gut.
Könnte das Burkaverbot dem Schweizer Tourismus schaden? Oder weniger ökonomisch gefragt: Bringt das Burkaverbot – nach dem Minarettverbot – der Schweiz einen Image-Schaden?
Davon ist nicht auszugehen. Im Kanton Tessin gibt es dieses Verbot ja bereits seit gut vier Jahren. Und es gibt dort noch immer viele Touristinnen aus arabischen Ländern. Ausserdem ist festzuhalten: Die Erlaubnis, die Burka in der Schweiz zu tragen, hat eine gefährliche Signalwirkung. Damit zeigen wir den Muslimen in aller Welt, dass wir den radikalen, politischen Islam in unserem Land tolerieren. Und dies könnte dann zu einer vermehrten Einwanderung von entsprechend Gesinnten führen.
Ist dies nun eine fremdenfeindliche Komponente der Initiative?
Im Gegenteil, wir müssen aufhören, alles zu tolerieren, erst recht wenn es mit unseren Werten und unserer Rechtsordnung nicht zu vereinbaren ist. Das ist falsch verstandene Toleranz. Mir kommt es manchmal vor, als ob wir uns für unsere Bräuche, Werte und Ideale schämten. Wir müssen konsequenter, selbstbewusst und stolz sowohl für unsere christlichen Werte als auch für unsere Rechte als Frauen eintreten. Burka und Niqab haben keine religiöse Bedeutung, sondern werden in gewissen Ländern den Frauen aufgezwungen. Das ist mit unserer Rechtsordnung und der Gleichstellung von Mann und Frau nicht zu vereinbaren. Wie ungewohnt für uns Verschleierungen sind, zeigt ja aktuell die coronabedingte Maskentragpflicht.
Zur Person
tim. Jacqueline Wunderer ist Unternehmerin und Gastronomin in Röschenz, wo sie auch Vizegemeindepräsidentin ist. Die SVP-Politikerin gehört seit knapp sieben Jahren dem Baselbieter Landrat an, wo sie unter anderem Präsidentin der Justiz- und Sicherheitskommission ist. Zudem präsidiert sie die SVP-Frauen Baselland.