Wenn Pferde springen wollen
12.01.2021 Sport, ZunzgenReiten | Dominik Wiesner will mit seinen Vierbeinern hoch hinaus
Dominik Wiesner reist mit seinen Pferden durch halb Europa zu Turnieren. Der in Zunzgen Aufgewachsene reitet täglich, gesteht seinen Pferden aber stets genügend Erholungszeit zu. Er kennt die Tiere gut – ...
Reiten | Dominik Wiesner will mit seinen Vierbeinern hoch hinaus
Dominik Wiesner reist mit seinen Pferden durch halb Europa zu Turnieren. Der in Zunzgen Aufgewachsene reitet täglich, gesteht seinen Pferden aber stets genügend Erholungszeit zu. Er kennt die Tiere gut – auch wenn er nicht immer versteht, was im Kopf seines Wallachs Klazz vorgeht.
Céline Humair
«Meine Pferde springen gerne», sagt Dominik Wiesner, während er die Boxentür von Leonard Yed öffnet. «Wenn der Lkw vorfährt und Pferde aufgeladen werden, gehen sie aufgeregt in der Box umher. Wenn sie dann nicht mitkommen dürfen, lassen sie den Kopf hängen.» Der junge Wallach inspiziert das Notizbuch der Besucherin. Genauso interessiert und wach sei er auch im Parcours – und somit eine Zukunftshoffnung für Wiesner.
Nach Dominik Wiesners Geburt im Jahr 1986 ging seine Mutter mit ihm nach dem Spitalaufenthalt direkt in den Stall. Erst danach gings nach Hause. Wiesners Vater hatte ein Pferd auf dem Bauernhof seines Bruders. «Die Infektion mit dem Pferdevirus geschah in meinen ersten Lebenstagen», sagt Wiesner und schmunzelt. So wuchs er in Kontakt mit Pferden auf und konnte seine Reitkarriere schon in jungen Jahren starten – mit Reitstunden auf dem Galms in Lausen.
So kann Wiesner auf eine jahrelange Freundschaft mit Hansueli Sprunger zurückschauen, dem Inhaber des Galms und erfolgreichen Springreiter. Er hat Wiesner von klein auf gefördert, nahm ihn mit auf Turniere und liess ihn schon früh seine eigenen Pferde mitreiten. Heute sind die beiden ein eingespieltes Team. Wiesner hat sein eigenes Pferd Klazz und die ihm zur Verfügung gestellten Pferde in Lausen im Stall und hilft Sprunger, wo er kann.
Ein eigener Kopf und viel Talent
Dank der Unterstützung seiner Familie und der Arbeit in der familieneigenen Gärtnerei in Zunzgen kann Wiesner gut zwei Pferde am Tag reiten, am Donnerstag – er hat am Nachmittag frei – reitet der heute in Liestal Wohnhafte bis zu vier Pferde. Die grössten Erfolge konnte er bisher mit seinem 11-jährigen Wallach Klazz erzielen. Mit ihm arbeitet Wiesner sehr diszipliniert, seit er das Pferd knapp dreijährig erworben hat. Der Wallach hat nämlich seinen eigenen Kopf. Was genau darin manchmal vorgeht, kann der Oberbaselbieter bis heute nicht ganz verstehen. Doch ist Klazz im Umgang noch so schwierig, im Parcours hat Wiesner einen guten Draht zu ihm gefunden. Er gibt dem Wallach viel Ruhe und Sicherheit, und dieser kämpft für seinen Reiter, denn Talent für den Springsport hat das Pferd.
So konnte Wiesner mit Klazz schon mehrere Platzierungen in Parcours über 145 Zentimeter erreiten und startete vergangenes Jahr in Maienfeld auch das erste Mal über 150 Zentimeter. Ein Erfolgsgeheimnis ist der unerschütterliche Glaube an das Pferd. «Ich habe immer gewusst, dass viel in ihm steckt», sagt Wiesner.
In der Zwischenzeit hat er mit einem sehr abwechslungsreichen Trainingsplan auch ein Rezept gefunden, wie er den Wallach körperlich und psychisch optimal trainieren kann. Etwa viermal in der Woche geht er mit ihm ins Gelände, um beim Aufwärtstraben Kondition aufzubauen und auf steilen Wegen die Geschicklichkeit von Klazz zu fördern. Ansonsten gymnastiziert er den Wallach zu Hause an der Longe und unter dem Sattel.
Hohe Sprünge baut Wiesner nur selten ins Training ein, nur in Phasen, in denen lange keine Turniere stattfinden: «Es ist immer schwierig, die Balance zu finden zwischen dem richtigen Fordern, damit die Pferde Muskeln aufbauen können, und dem Schonen, damit die Gelenke möglichst lange stabil bleiben. Deswegen trainiere ich meine Pferde vorsichtig und gebe ihnen Zeit, damit sie nie überfordert sind.»
In Hansueli Sprungers Lkw
«Ich verwende fast meine ganzen Ferien dafür, zu Turnieren zu fahren», sagt Wiesner. Fünf bis acht grosse pro Jahr stehen auf seinem Plan – 2020 waren es aufgrund der Corona-Situation nur die Hälfte. Trotzdem ist Wiesner dankbar dafür, dass er sein Hobby ausüben und doch noch zusammen mit Sprunger zu ein paar Turnieren fahren konnte.
Sprunger ist eine treibende Kraft hinter Wiesners Turniererfolgen. Die beiden planen ihre Saison jeweils zusammen, fahren gemeinsam mit dem Lastwagen, auch nach Holland, Italien und Deutschland. So kann Wiesner in Sprungers Lkw schlafen und von dessen Knowhow profitieren. Für 2021 meint Wiesner: «Wir nehmen es, wie es kommt. Wir konnten vergangenes Jahr mehr Zeit in die Jungpferdeausbildung stecken und hoffen, dass wir viel davon ins neue Jahr mitnehmen konnten.»
Spannende individuelle Arbeit
Mit seinen vier jetzigen Pferden, alle zwischen sieben und elf Jahren, kann Wiesner langfristig planen. Entweder sind sie im Familienbesitz, im Besitz seiner Freundin oder es sind Pferde, die ihm von Sponsoren zur Verfügung gestellt werden. Er sieht in allen Zukunftshoffnungen. Dank Wiesners Leidenschaft für die Pferde, seinem schonenden Training und seinem sehr individuellen Programm für jedes einzelne Pferd haben alle vier Spass am Springsport und kämpfen für ihn im Parcours. «Ich freue mich auf diese Reise. Die Ausbildung von jungen Pferden bis in den Sport verläuft immer anders, und das macht die Arbeit so spannend.»
Auch Wiesners Zukunft bleibt spannend. Einerseits wird er im Familienbetrieb nach und nach mehr Aufgaben von seinem Vater übernehmen, andererseits hofft er, mit seinem eigenen Pferd Klazz an die Erfolge des vergangenen Jahres anzuknüpfen – sofern es die aktuelle Situation eben möglich macht. So oder so ist Wiesner positiv, er kann seine grosse Leidenschaft jeden Tag ausüben. Dafür ist er dankbar, ob nun grosse Turniere stattfinden oder nicht.