Welcher Coronavirus-Impfstoff soll es sein?
12.01.2021 BubendorfFachleute halten die verschiedenen Produkte für gleichwertig
Jürg Jutzi, Hausarzt, Impfspezialist und Vorstandsmitglied der Ärztegesellschaft Baselland, sowie die Apothekerin Katherine Gessler, Präsidentin des Apothekerverbands Baselland, sind sich einig: Es sollen sich grundsätzlich ...
Fachleute halten die verschiedenen Produkte für gleichwertig
Jürg Jutzi, Hausarzt, Impfspezialist und Vorstandsmitglied der Ärztegesellschaft Baselland, sowie die Apothekerin Katherine Gessler, Präsidentin des Apothekerverbands Baselland, sind sich einig: Es sollen sich grundsätzlich alle Personen gegen Covid-19 impfen lassen. Die Impfstoffe seien vergleichbar.
André Frauchiger
Ein Impfstoff der Firma Pfizer/Biontech ist schon im Einsatz, bereits für heute oder morgen wird laut Medienberichten mit der Zulassung eines weiteren Impfstoffs in der Schweiz gerechnet – jenem von Moderna, hergestellt von Lonza im Wallis. Auch das Vakzin von Astra Zeneca ist am Start. Sollte man mit dem Impfen noch zuwarten, bis möglichst alle Impfstoffe auf dem Markt sind und man eine Auswahl hat? Für den Hausarzt Dr. Jürg Jutzi aus Bubendorf, der auch im Vorstand der Ärztegesellschaft Baselland mitwirkt, ist klar: «Alle Impfstoffe sind gemäss heutigem Wissensstand vergleichbar – sowohl was die Sicherheit als auch die Wirksamkeit betrifft. » Deshalb ist für ihn auch klar: «Wir empfehlen die Impfung, sobald ein Impfstoff vorhanden ist, um rasch eine Immunität der breiten Bevölkerung zu erzielen.» Und: «Ich empfehle meinen Patienten, sich impfen zu lassen. Es ist wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, um die aktuelle Krise zu überwinden.» Die Ärztegesellschaft könne aber keine Empfehlung abgeben, welcher Impfstoff zu verabreichen sei. Die Anwendungsvorschriften würden durch die Swissmedic, also die Zulassungsbehörde des Bundes, festgelegt. Danach hätten sich alle zu richten.
Bezüglich Nebenwirkungen erklärt Jürg Jutzi, die Daten zu Personen unter 16 Jahren und Schwangeren seien noch begrenzt. Deshalb werde die Impfung für diesen Personenkreis «nicht empfohlen». Zudem soll die Impfung bei akuter fieberhafter Erkrankung verschoben werden. Weiter soll die Indikation zur Impfung von immunschwachen Patientinnen und Patienten «grosszügig, nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch die betreuende Fachärztin oder den betreuenden Facharzt gestellt werden». Vorsicht geboten sei auch bei Menschen, die auf andere Impfstoffe allergisch reagierten. In den Impfzentren ist die Notfallausrüstung vorhanden und immer ein Arzt vor Ort, um schwerwiegende Reaktionen zu behandeln. Generell Vorsicht am Platz sei im Fall einer bekannten Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe.
84 Prozent der Geimpften verspüren nach einer Impfung Schmerzen an der Einstichstelle. Systemisch unerwünschte Impferscheinungen sind: Abgeschlagenheit (62 Prozent), Kopfschmerzen (55 Prozent), Muskelschmerzen (38 Prozent), Schüttelfrost (31 Prozent), Fieber (14 Prozent). Unwohlsein tritt eher selten auf und Lymphknotenschwellungen gibt es nur vereinzelt. Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen würden aber auch sehr häufig in der Placebo-Gruppe (ohne Impfwirkstoffe) als Symptome genannt, erklärt Jürg Jutzi.
Wie aber funktionieren die Impfstoffe? Der Impfstoff enthält mRNA zur Codierung des Glykoproteins, das die stachelartigen Fortsätze (Spikes, kurz S) der Sars-CoV-2-Virushülle bildet, wie Jürg Jutzi erklärt. «Dieses Protein dient als Antigen, wird vom Körper als fremd erkannt und regt das körpereigene Immunsystem zu einer Immunreaktion an. Dabei sind die mRNA-Moleküle des Impfstoffs in Lipid-Nanopartikel eingekapselt. Die mRNA bleibt nach der Verwendung im Zytoplasma, wo sie nach kurzer Zeit abgebaut wird. Sie wird nicht in den Zellkern transportiert und kann deshalb nicht auf das menschliche Erbgut einwirken.»
Katherine Gessler, die Präsidentin des Apothekerverbands Baselland, bezeichnet es als «Privileg», sich gegen das Coronavirus impfen lassen zu können. Und: «Meine Botschaft ist: Die Richtlinien des Bundesamts für Gesundheit müssen eingehalten werden – und möglichst schnell sind möglichst viele Personen zu impfen.» Wichtig ist laut der Apotheker-Präsidentin, dass sich alle Menschen im vorgesehenen Zeitraum zweimal impfen lassen – und jeweils unbedingt mit dem gleichen Impfstoff.
Katherine Gessler erklärt, die Behörden des Kantons Baselland täten ihrer Meinung nach alles, was sie könnten im Kampf gegen das Coronavirus. Gerade auch mit dem Aufruf an alle, sich impfen zu lassen. Auch sie empfiehlt aus Überzeugung: «Wer dran ist zum Impfen, soll sich impfen lassen.» Dies gelte für alle Menschen – für Hochrisikopatientinnen und -patienten wie für alle übrigen Personen. «Lieber impfen als nichts machen» gelte für alle Personenkreise (siehe auch Interview mit Katherine Gessler in der «Volksstimme» vom 5. Januar).
Laut Angaben des Kantons können im Baselbiet aller Voraussicht nach per nächsten Freitagvormittag neue Covid-19-Impftermine angeboten werden. Morgen sollen weitere Informationen dazu folgen.