MUNDART
14.01.2021 RegionD Räschte vo der Nacht
Es isch in ere Januarnacht passiert. Der letschti Bus het d Räschte vo der Nacht am Bahnhof zämmegsammlet, zum sen in de hinterschte Dörfli vom Baselbiet wiider usezspeutze. Übermüedeti Teenies mit ufklöpften Auge sy ...
D Räschte vo der Nacht
Es isch in ere Januarnacht passiert. Der letschti Bus het d Räschte vo der Nacht am Bahnhof zämmegsammlet, zum sen in de hinterschte Dörfli vom Baselbiet wiider usezspeutze. Übermüedeti Teenies mit ufklöpften Auge sy in de Stüehl ghange. Die dicki Luft het nach usgleertem Bier, abgstandenem Zigeretterauch und circa 30 verschiidene Parfüm gschmeckt. Paar häi gschnarchlet, paar häi gröölt, paar häi mit der Stirnen am Fänschter chlyni Wulche an d Schyybe ghuucht und de verpasste Chance vo de letschte Stund noochetruurt.
Wie sichs für 17-Jöhrigi ghört, sy mir relativ wyt hinde ghockt, uf de begehrtischte Sitz vom Nachtbus. Vo dört hani beobachtet, wie bi der erschte Haltstell einen yygstigen isch, woni no nie gseh ha. Är isch elter gsi as die meischte vo eus. Und mindeschtens vier bis föif Chöpf gröösser. Mit Springerstiifel, Bomberjaggen und Glatzen isch er in d Mitti vom Bus gstampft und het mit böse Blick um sich bölleret.
Niemer het sich grooss für die böse Blick interessiert. Isch jo au nüd Schöns, sone böse Blick. «Was luegsch mi so saublööd aa!?» het er bällt und derby e Teeni aagluegt, wo ihn eigentlich gar nid aagluegt het. Aso jetz het er ihn scho aagluegt, jetz, won er as Opfer usgwehlt worden isch. Ängschtlich und mit ere bitzli z groosse Wulle-Chappe, wo ihm tief ins Gsicht ghangen isch, isch är hilflos dört gstande.
Im Bus isch es lyysliger worden und alli häi so do, ass hätte si nüt mitübercho. Dä mit de Stiifel het dä mit der Chappen afo schüpfen und em gsäit, ass er ä gruusige Cheib syg und ass er sich gfelligscht söll wehre. Aber är het sich nid gwehrt. Au mir häi eus nid gwehrt. Mir häi numme gluegt.
Plötzlich het är em d Chappen abgrupft und ihn am Chrage packt. «Sofort ufhöre!
I ha der Polizei aaglütte!» hani mi ghöre rüefe. I bi gstanden und ha mit mym Handy as Bewyys in d Luft umegfuchtlet. I ha gar nid der Polizei aaglütte, aber i ha dänkt, ass en das vellicht chönnti verschrecke.
Alli häi verschreckt zu mir gluegt und der Glatzchopf het sich wuchtig in my Richtig drüllt. Är het leider nid verschreckt gluegt. Eher sehr hässig. Är isch mit groosse Schritt uf mi zue gstiiflet. «Mischt!», hani dänkt. So wyt hani nit plant.
I ha no gseh, wien är sich vor mir ufbäumt und ufzooge het. Im glyche Momänt isch my Fründin, wo näbe mir ghockt isch, ufgspickt und het däm Neonazi mit voller Wucht e zümftigi Ohrfyygen abdruckt. Är isch wie yygfrore blyybe stoh und het völlig baff my Fründin aagluegt. Glychzytig sy jetz au die andere Jugendliche us der Starri verwache. Alli häi afo reagiere, der Bus het aaghalte, Türe sy ufgangen und der Neonazi isch fluechend in der Nacht verschwunde.
Das isch vor 10 Johr gsi. Aber au hüt stampfe sy no umme. So Type, wie dä. Mängisch au mol mit eme Fälli ufem Chopf und ere Flaggen in der Hand. Und wenn i das gseh im Färnseh, wünsch i mir im Stille, ass my Fründin näbedra ufspickt.
Dominik Muheim ist in Reigoldswil aufgewachsen und lebt in Liestal. Er ist freischaffender Kabarettist und Slam-Poet. Er ist Poetry-Slam-Schweizer-Meister 2017 und gewann im selben Jahr den Baselbieter Kulturpreis.