HERZBLUT
12.01.2021 GesellschaftWunschkonzert 2021
Nach einem launigen Musikabend mit meinen Söhnen bin auch ich so weit: Ich habe einen Spotify-Account. Das bedeutet Zugriff vom Handy oder Laptop aus auf nicht weniger als 60 Millionen Musiktitel aller Genres!
Das gigantische Angebot macht mich ...
Wunschkonzert 2021
Nach einem launigen Musikabend mit meinen Söhnen bin auch ich so weit: Ich habe einen Spotify-Account. Das bedeutet Zugriff vom Handy oder Laptop aus auf nicht weniger als 60 Millionen Musiktitel aller Genres!
Das gigantische Angebot macht mich allerdings eines: unglücklich. Kaum läuft ein Musikstück, erscheint mir schon das übernächste als noch interessanter. Was gibts Neues von Wolfgang Haffner, was von Dave Holland und Chris Potter? Und ja, der produktive Neil Young hat auch schon wieder zwei neue Scheiben draussen. Schon ist man im Zwanzigsekundentakt am Switchen …
Dabei erfordert Musikhören intensive Beschäftigung. In meinem Kosmos sind es vielleicht 60 bis 100 Alben, die ich seit Jahren regelmässig höre und damit immer besser verstehe. Auf langen Reisen laufen bei mir die immer gleichen Konzerte von Keith Jarrett – bei jedem Mal geht mir ein neues Licht auf, erst recht bei Frank Zappas Platten, auf denen er sein ganzes kompositorisches, instrumentales und humoristisches Vermögen offenbart. Wer es sich nicht mit vielfachem Zuhören erarbeitet hat, wird es nie verstehen – und alles verpassen.
Das wahrhaftige Musikerlebnis ist allerdings ohnehin nicht die Konserve, sondern das Live-Konzert, gerne in einer fremden Stadt; Reisen ist ja immer auch Kultur. Mein Kultur-Nachholbedarf ist mittlerweile gross, weshalb ich über Weihnachten mein Konzert-Wunschkonzert für 2021 mit tatsächlich angesagten Terminen zusammengestellt habe. Wobei die meisten Wünsche nicht nur coronabedingt natürlich solche bleiben werden:
31. Januar: Bob Dylan 80 Tribute, Kopenhagen, mit verschiedensten Interpreten (im Amager Bio, einem tollen Konzertlokal). Dylan selber hat noch kein Geburtstagskonzert angesagt. 13. Februar: Van Morrison, Europa Hotel, Belfast. Dort singt das Publikum bestimmt jeden Song auswendig mit! 6. März: The Dandy Warhols, Roundhouse, London. Finsterer Sound in einem der schöneren Säle für Popmusik. 13. März: Fido Plays Zappa, Atlantis, Basel. Siehe Zappa oben und unten. 22. Mai: Leszek Mozdzer, Congress Centre, Krakau. Polnisches Pianowunder mit Heimspiel. 16. Juni: Red Hot Chili Peppers, Visarno Arena, Florenz. Selbsterklärend. 25. Juni: Patent Ochsner, Park im Grünen, Münchenstein. Selbsterklärend. 4. Juli: Lee Ritenour und Dave Grusin, De Boerderij, Zoetermeer (NL). Zwei tolle Jazzer, Pflichttermin! 9. und 10. Juli: Pearl Jam, Hyde Park, London. Riesiges Festival, hier trifft sich die Welt! 10. Juli: Patti Smith and Band, Domplatz Arlesheim. Wenn sie schon in der Nähe ist … Dort spielen in dieser Zeit auch Deep Purple. 16. Juli: John McLaughlin und 17. Juli: Dweezil Zappa, beide Bad Doberan, Norddeutschland. Zwei Gitarrengenies! 18. Oktober: Fischer-Z, Fabrik, Hamburg. So viel Nostalgie muss sein. 23. Oktober: Richard Galliano, Stadtcasino, Basel. Danke, Urs Blindenbacher! Und zuletzt, am 1. Dezember: Bugge Wesseltoft, Konserthus, Oslo. Heimauftritt des norwegischen Tasten-Tüftlers.
So viel Musik aus Fleisch und Blut – schön wär\'s! Bye-bye Spotify …
David Thommen, Chefredaktor «Volksstimme»