Hühner sind klar in der Überzahl
21.01.2021 Bezirk Liestal, Ziefen, LandwirtschaftEinzelne Landwirte setzen in grossem Stil aufs Federvieh
1644 Einwohnerinnen und Einwohner hat Ziefen. Ihnen stehen die mehr als 10 000 Legehennen und 11 000 Küken der Bauernhöfe Halde und Rosacher gegenüber – weitere Tiere an anderen Orten der Gemeinde noch nicht mitgezählt. Neulich ...
Einzelne Landwirte setzen in grossem Stil aufs Federvieh
1644 Einwohnerinnen und Einwohner hat Ziefen. Ihnen stehen die mehr als 10 000 Legehennen und 11 000 Küken der Bauernhöfe Halde und Rosacher gegenüber – weitere Tiere an anderen Orten der Gemeinde noch nicht mitgezählt. Neulich wurde eine neue Anlage für Legehennen in Betrieb genommen.
André Frauchiger
Der Stall ist ganz neu, er ist kürzlich mit 10 050 erst 18 Wochen alten Hühnern in Betrieb genommen worden. Die Rede ist vom Ziefner Geflügelhof Halde am Fusse des Holzenbergs. Das Landwirte-Ehepaar Yves und Sonja Leuenberger hat nun seinen Traum vom modernen eigenen Legestall für frische Freilandeier verwirklicht. Es ist stolz auf seinen Pachthof mit Legehennen, von denen die eine Hälfte weisses und die andere Hälfte braunes Gefieder aufweist.
Der Stall hat eine Grösse von rund 1300 Quadratmetern. Das Gebäude verfügt neben dem eigentlichen Stall auch über einen Vorraum mit Volieren, Etagen und Sitzmöglichkeiten für die Hühner. Ebenso gibt es einen Wintergarten sowie einen Gartenund Weideauslauf mit Sandbad-Möglichkeit und Sitzgelegenheiten. Der Wintergarten mit der Möglichkeit zu scharren wird von den Hühnern täglich aufgesucht. Die Tiere leben ein Jahr lang auf dem Hof.
Beliebter Direktverkauf
Bis in zwei, drei Wochen legen die 10 050 Hühner durchschnittlich bis zu 9500 Eier pro Tag. Gut 50 Prozent der Eier gelangen in den Direktverkauf, wie Yves Leuenberger erklärt. Die Nachfrage sei gross. Der Direktverkauf sei zwar zeitlich recht aufwendig, ermögliche aber einen wertvollen persönlichen Kontakt zur Kundschaft.
Das Unternehmen beliefert neben einem Grossverteiler auch Dorfläden, Bäckereien, Spitäler und Heime in der Region Basel. Erwünscht seien bei den Kundinnen und Kunden vor allem grosse Eier. Jede zweite Woche liefert Yves Leuenberger auf Bestellung auch in Briefkästen im Raum Ziefen - Bubendorf - Hölstein. Zudem stellt er – speziell für Bäckereien – Volleiguss her, was auch sehr gefragt ist.
Die frisch gelegten Eier werden täglich vollautomatisch und sehr sorgfältig auf Förderbändern aus dem Stall in einen grossen Raum direkt neben dem Stall transportiert, in der Sortiermaschine sortiert und in unterschiedlich grosse Eierschachteln verpackt.
Ei für gesunde Ernährung
Die Familie Leuenberger ist Pächterin des Hofs Halde, wo seit dem Jahr 1965 Eier produziert werden. Zuvor befand sich eine grosse Hühnerfarm mit 10 000 bis 12 000 Tieren im Dorf selber. Der neue Hühnerstall befindet sich im Besitz der Pächter und wurde im Baurecht erstellt. Zur Bewachung der Hühner, wenn diese sich in der freien Natur auf der Wiese aufhalten, hält die Familie neun Alpakas. Diese seien für die Füchse ziemlich abschreckend, weiss der 36-jährige Landwirt zu berichten.
Für Landwirt Leuenberger ist klar: Das Ei hat in der Ernährung eine grosse Zukunft. Es sei, kurz gesagt, einfach rundum gesund, weise viele Vitamine und fast keine Kalorien auf. Ernährungsberatungen und medizinische Fachleute würden dies bestätigen.
Yves Leuenberger weist bezüglich Qualität seiner Ware auch auf das Label «Gallo Suisse» hin. Als Präsident der Nordwestschweizer Eierproduzenten hegt er viele Pläne zur besseren Vermarktung des Produkts Ei. Einer der Pläne sei mit dem Start des roten «Preimobils» als fahrbarer Stand für Märkte und Plätze in den Stadtzentren und grossen Dörfern Wirklichkeit geworden, sagt Leuenberger. Damit könne aktive Werbung bei der Bevölkerung in Stadt und Land für das gesunde Ei gemacht werden (www.preimobil.ch).
Hof Rosacher als Mastbetrieb
Der zweite grosse Hühnerhof in Ziefen ist der Hof Rosacher der Familie Rudin oberhalb der Kirche: ein Mastbetrieb. Bäuerin Antonia Rudin empfängt den Besuch mit Nicole Zihlmann, der Lebenspartnerin des ältesten Sohns Patrick, und Enkel Fabio.
Der Blick durch das Fenster des seit fünf Jahren bestehenden, 600 Quadratmeter grossen Pouletmast-Stalls ist eindrücklich: Rund 11 000 Küken drängen sich in Gruppen aneinander und suchen auch bei 29 Grad im Stall die Wärme der anderen Tiere. Zum Teil scharren sie oder sind allein unterwegs, fressen und trinken. Stolz ist die Bäuerin darüber, dass ihre gesamte Familie den Stall in Teamarbeit mehrheitlich selber bauen konnte. Sohn Patrick hat einen Grossteil der Technik konzipiert und installiert.
Tierwohl sehr wichtig
Die Küken werden kurz nach dem Schlüpfen vom Grossverteiler auf den Hof Rosacher gebracht, sind bei unserem Besuch neun Tage jung und wiegen knapp 200 Gramm. Nach 30 Lebenstagen, wenn sie rund 1,6 Kilogramm wiegen, werden die jungen Hühner durch ein eingespieltes Verladeteam wieder abgeholt und zum Schlachthof gebracht. Das Pouletfleisch gelangt dann über die Verkaufsläden zu den Konsumentinnen und Konsumenten.
«Mir ist das Tierwohl sehr wichtig», sagt Bäuerin Antonia Rudin mit Nachdruck. Im Stall mit Wintergarten sollen es die Tiere gut haben. Zur Kontrolle gehören die ruhigen Beobachtungsrundgänge durch den Stall, die täglich mehrmals erfolgen.
Es gibt für die Hühner drei verschiedene Futtermischungen, die weder Antibiotika noch gentechnisch verändertes Getreide enthalten. Die Zufuhr von Wasser und Futter funktioniert in vollautomatischen Längsschienen durch den Stall. Als Einstreu dienen Stroh-Pellets, die beim Einrichten des Stalls vor jeder Mast dünn auf den Boden gestreut werden. Die Feuchtigkeit wird dadurch gut aufgenommen und der Boden bleibt während der Mast trocken. Auch dank der ausgeklügelten Lüftung mit der Wärmerückgewinnungsanlage wird das optimale Stallklima erreicht.
«Frauenfreundlicher Stall»
In den vergangenen fünf Jahren wurden auf dem Hof Rosacher 40 Mastdurchgänge durch die Familie Rudin begleitet. Ein Teil der Arbeiten kann per Knopfdruck im Technikraum und computergesteuert erledigt werden. Ein «frauenfreundlicher» Stall, wie Antonia Rudin anmerkt. Wobei die intensive Reinigungsarbeit nach der Mastzeit jeweils von Sohn Patrick erledigt wird. Nicht nur der Berater und die Tierärzte des Grossverteilers, sondern auch der Tierschutz kontrollieren die Mast. Das Tierwohl hat laut Rudin im Rahmen des Möglichen oberste Priorität.
Mit der Hühnermast, der Milchwirtschaft, mit Kalbermast und dem Baugeschäft von Martin Rudin, dem Mann der Bäuerin, ist sich Antonia sicher: Der Hof Rosacher, der nun in der vierten Generation geführt wird, hat eine vielversprechende Zukunft vor sich.