Das Virus meldet sich zurück
07.01.2021 RegionSeptember und Oktober | Die Regierungsräte Isaac Reber und Thomas Weber geraten in die Kritik
Sebastian Schanzer
Nach einem mehr oder weniger sorglosen Sommer schiebt sich bald wieder das Coronavirus als Spielverderber in den Vordergrund. ...
September und Oktober | Die Regierungsräte Isaac Reber und Thomas Weber geraten in die Kritik
Sebastian Schanzer
Nach einem mehr oder weniger sorglosen Sommer schiebt sich bald wieder das Coronavirus als Spielverderber in den Vordergrund. Fasnachtsumzüge vom kommenden Jahr werden ebenso abgesagt wie die Gelterkinder Gewerbeausstellung Mega. Auch der linke Politstar Gregor Gysi muss seinen Besuch in Läufelfingen, dem Dorf seiner Ahnen, verschieben. Indes: Unter scharfen Schutzmassnahmen führt Gelterkinden zumindest seinen Herbstmarkt durch.
Wenn auch Reto Tschudin, der Leiter des Baselbieter Konkursamts, im «Volksstimme»-Interview vorerst keine gehäuften Firmenpleiten feststellt, erreichen immer wieder Hiobsbotschaften aus dem Gewerbe die Redaktion. Prominentes Beispiel: das Zunzger Fitnesszentrum Time-Out muss wegen massiver Verluste im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie den Betrieb aufgeben.
Isaac Reber in der Bredouille
Weitaus mehr Aufsehen erregen aber Vorwürfe an die Adresse von zwei Baselbieter Regierungsräten. Thomas Weber muss sich vor Gericht verantworten, weil er der Zentralen Arbeitsmarktkontrolle (ZAK) möglicherweise Geld zugeschanzt hat, das ihr gar nicht zusteht. Die Baselbieter Staatsanwaltschaft hat Anklage erhoben. Dem SVP-Magistraten aus Buus wird ungetreue Amtsführung vorgeworfen. Weber lässt derweil verlauten, er sehe dem Verfahren gelassen entgegen.
Sein Oberbaselbieter Kollege Isaac Reber (Grüne) muss sich nur wenige Wochen zuvor Filzvorwürfe gefallen lassen. Für die Erstellung einer Velohochbahn aus Holz zwischen Pratteln und der Römerstadt Augusta Raurica hatte Rebers Bau- und Umweltschutzdirektion neben dem Holzbauunternehmen Häring die Firma UrbX mit einem Studienauftrag mit Kosten von insgesamt 130 000 Franken beauftragt. Hinter diesem Start-up-Unternehmen steckt Klaus Kirchmayr, der noch bis Ende November Fraktionschef der Baselbieter Grünen im Landrat und Parteifreund von Reber ist. Auch Bálint Csontos, Präsident der Baselbieter Grünen, gehört dem Start-up-Unternehmen an. Nach den Filzvorwürfen hat Reber das Projekt sistiert.
«Immer gegen das ‹Läufelfingerli›»
Noch einmal aufgekocht wird im Herbst auch die Spielgeld-Affäre. Ein achtjähriger Bub hatte einer Verkäuferin im Diegter Volg Spielgeld entgegengestreckt, woraufhin er Ermittlungen eines Polizisten ertragen musste, die zwar gerechtfertigt gewesen seien, sich teilweise aber am Rand des Zulässigen bewegten. Zu diesem Schluss kam jedenfalls ein externer Gutachter, dessen Bericht die Polizei und damit auch die Baselbieter Sicherheitsdirektorin Kathrin Schweizer (SP) entlastet.
Pikant: Der Gutachter verteidigte das Vorgehen des Polizisten unter anderem mit dem Argument, es habe sich um Falschgeld gehandelt. Die Baselbieter Staatsanwaltschaft ist nach der Prüfung einer Anzeige aber zum Schluss gekommen, es handle sich eindeutig um Spielgeld. Hat sich Kathrin Schweizer ein Gefälligkeitsgutachten erstellen lassen?
Für Ärger bis nach Bern sorgte der Entscheid der SBB, das «Läufelfingerli» bis zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember durch einen Busbetrieb zu ersetzen – wegen Mangels an Zugführern. Baselbieter Vertreter im Bundeshaus deckten den Bundesrat empört mit Vorstössen zu. «Schon wieder trifft es das ‹Läufelfingerli›!»
Beginn der zweiten Welle
Und dann, am Ende des Monats, tritt Bundesrat Alain Berset vor die Medien: «Die Corona-Fallzahlen sowie die Anzahl Hospitalisationen nehmen drastisch zu», so seine Hiobsbotschaft. Weitere einschränkende Massnahmen inklusive einer Sperrstunde bei den Beizen und Restaurants von 23 bis 6 Uhr werden verhängt, die Anzahl Personen für Veranstaltungen im Familien- und Freundeskreis im privaten Raum wird auf zehn eingeschränkt.
Mit den strengeren Massnahmen kommt auch die Gewissheit: Das Virus hat uns wieder im Griff. In den Altersheimen geht bereits die Angst um: «Bloss nicht wieder einen Lockdown!»