Freizeitaktivitäten verlagern sich in die freie Natur

Corona hat zur Folge, dass das Wandern mangels anderer Aktivitäten mehr denn je «in» ist. Der Verein Wanderwege beider Basel, unterstützt vom Kanton und den Gemeinden, bietet Gewähr für ein gut ausgebautes und signalisiertes Wanderwegnetz.

Otto Graf

Wie fast alles hierzulande, so unterliegen auch die Wanderwege und deren Wegweiser Normen und Regeln. Namentlich die gelben Tafeln versichern den Wandersleut’, dass sie auf dem richtigen Weg sind – und wie weit es bis zur nächsten Rast oder zum Tagesziel noch ist. Und verlässlich sind die Angaben. Es sei denn, ein Spassvogel hat den Wegweiser in eine falsche Richtung gedreht …

Die «Volksstimme» wollte Näheres wissen und fragte beim Verein Wanderwege beider Basel (WbB) sowie bei Doris Capaul, Amt für Raumplanung, Fachstelle Fuss- und Wanderwege, nach, was es mit den Pfaden auf sich hat. So finden sich namentlich an Kreuzungen und Verzweigungen Wegweiser mit Ortsangaben. Je nach Bedeutung des Standorts enthält dieser zusätzlich ein weisses Schild mit dem Flurnamen und der Höhenangabe.

«Wandern ist mehr denn je ‹in›»
Wo genau der Wegweiser platziert wird, entscheidet der Verein jeweils von Fall zu Fall. Die Wanderwege selbst legt der Landrat im kantonalen Richtplan (Krip) fest. Die letzte Änderung erfolgte im Juni vergangenen Jahres und betrifft die Pfade beidseits der Ergolz und in den Frenkentälern. Dabei wurde vorgängig der gemeinsam vom Verein und dem Amt für Raumplanung erschaffene Entwurf im Zuge der Vernehmlassung auch den betroffenen Gemeinden zugestellt. Nach dem kantonalen Strassengesetz sind nämlich die Gemeinden für den Bau und Unterhalt der im Krip fixierten Routen zuständig.

Die Wegweiser hingegen werden, wie Robert Horbaty, Technischer Leiter WbB, aufzeigt, von den Fachleuten des Vereins im Auftrag des Kantons unterhalten. Die Beschriftungen stammen aus dem eidgenössischen Flurnamen-Datensatz und aus den Landeskarten 1:25 000. Keine Einschränkungen gibt es für die Forstund Landwirtschaftsbetriebe, die von einem Wanderweg tangiert werden.

«Wandern ist erfreulicherweise in der gegenwärtigen Covid-19-Situation mehr denn je ‹in›», stellt Othmar Cueni, Präsident WbB, fest und erinnert an die Eigenverantwortung der Wandernden. Er empfiehlt deshalb, Ausflüge angemessen vorbereitet und ausgerüstet unter die Füsse zu nehmen sowie den Wetterverhältnissen und der eigenen Leistungsfähigkeit Rechnung zu tragen. Ausserdem sei es ratsam, neben den elektronischen Hilfsmitteln eine gedruckte Karte und einen Kompass mitzuführen, so der Präsident. Gerade in unwegsamem Gelände besteht die Gefahr, keinen GPS- oder Handyempfang zu haben oder der Akku ist leer. Die Gemeinden haften nur, wenn nicht erkennbare Gefahren drohen oder Mängel an Einrichtungen, zum Beispiel ein morsches Geländer, existieren.

60 Helfende für 1100 Kilometer
Die auf den Wegweisern angegebenen Zeiten werden automatisiert durch die Fachapplikation Langsamverkehr auf Basis der vorhandenen Wanderrouten und des topografischen Landschaftsmodells ermittelt. Dabei gilt die Faustregel, dass auf Schusters Rappen geradeaus pro Stunde 4,2 Kilometer machbar sind. Für 400 Meter Aufstieg und für 800 Meter Abstieg ist je eine weitere Stunde einzurechnen.

Der Verein WbB mit seinen rund 60 freiwilligen Helferinnen und Helfern sorgt im Auftrag der Kantone für eine professionelle und aktuelle Signalisation des rund 1100 Kilometer umfassenden Wanderwegnetzes in den beiden Kantonen. Zudem bietet er jedes Jahr zahlreiche geführte Wanderungen sowie Dienstleistungen für Wandernde an, etwa Broschüren und Karten.

Es ist unbestritten, dass das Wandern als ganzheitlicher Volkssport gesund ist und zu ungezwungenen sozialen Kontakten sowie oft zu überraschenden Begegnungen führt. Corona hat zur Folge, dass draussen generell deutlich mehr Menschen unterwegs sind. Die Kehrseite ist, dass wegen der starken Wanderaktivitäten auch das Littering zugenommen hat.

Der beliebteste Volkssport

og. Der Verein Wanderwege beider Basel, 1938 gegründet, zählt rund 2500 Mitglieder. Obwohl das Durchschnittsalter der Mitglieder hoch ist, kann der Verein den Bestand dank gezielter Mitgliederwerbung ungefähr halten. Das Wegnetz im Bezirk Sissach misst 291 Kilometer, landesweit sind es sogar 65 000 Kilometer. Wohl kein anderes Land auf der Welt hat ein derart gut ausgebautes und signalisiertes Wanderwegnetz wie die Schweiz.
Wandern ist der beliebteste Volkssport der Schweiz, Beliebtheit steigend. Gemäss einer Studie des Bundesamts für Sport wandern 57 Prozent der Schweizer Bevölkerung ab 15 Jahren, in der Deutschschweiz sogar mehr als 59 Prozent. Die WbB-Mitgliederbeiträge nehmen sich im Vergleich zum grossen Angebot bescheiden aus. Ein Einzelmitglied bezahlt jährlich 40 Franken. Familien, Firmen und Vereine entrichten 60 Franken. Zudem erhalten die Mitglieder Rabatte auf Karten und dergleichen aus dem Wandershop und profitieren von zahlreichen weiteren Vergünstigungen.

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