Von der Schlacke zum Edelmetall
18.12.2020 Bezirk LiestalElmar Gächter
Er ist der eigentliche «Mister Elbisgraben». Bald 40 Jahre sind es her, seit Heinz Schaub als blutjunger Baumaschinenführer in der Deponie Elbisgraben mitten in den Waldungen der Bürgergemeinden Liestal und Füllinsdorf seine ersten beruflichen Sporen ...
Elmar Gächter
Er ist der eigentliche «Mister Elbisgraben». Bald 40 Jahre sind es her, seit Heinz Schaub als blutjunger Baumaschinenführer in der Deponie Elbisgraben mitten in den Waldungen der Bürgergemeinden Liestal und Füllinsdorf seine ersten beruflichen Sporen abverdient hat. In der Zwischenzeit ist er als Mitarbeiter des Amts für Industrielle Betriebe (AIB), welches die Metallrückgewinnungsanlage betreibt, längst Leiter der grössten Deponie in der Region und weiss wie kein Zweiter, wo die bisherigen rund 1,8 Millionen Tonnen Überbleibsel unserer Wegwerfgesellschaft in der riesengrossen Grube gelagert sind. Schaub spricht von einer hochinteressanten und abwechslungsreichen Arbeit, die ihn an dieser landschaftlich reizvollen Umgebung täglich erwartet, und er ist stolz, seit rund einem Jahr über eine der wirkungsvollsten Anlagen für die Rückgewinnung von Metallen verfügen zu können.
Gemäss Staatsvertrag gelangt der brennbare Abfall aus dem Baselbiet in die basel-städtische Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) und die nach diesem Prozess verbleibende Schlacke – rund 20 Prozent der Abfallmasse oder gegen 35 000 Tonnen jährlich – zur endgültigen Entsorgung in die Deponieanlage Elbisgraben.
Prozess begann schon 2005
Die Schlacke aus der KVA enthält rund 10 Prozent Metalle, davon circa 7 Prozent magnetische Eisenstahlteile und rund 3 Prozent sogenannte Nichteisenmetalle wie Aluminium, Kupfer oder Messing oder besondere Edelmetalle wie Platin, Gold oder Silber. Gemäss bundesrätlicher Abfallverordnung vom Dezember 2015 darf diese Schlacke nur abgelagert werden, wenn der Anteil an Nichteisenmetallen 1 Gewichtsprozent des Schlackenmaterials nicht überschreitet.
Laut Heinz Schaub hat der Elbisgraben bereits 2005 begonnen, Metall zurückzugewinnen. Am Anfang war es ein holländisches Konsortium, dem diese Aufgabe in einer einmaligen Aktion und ohne Kostenfolge für den Kanton übertragen war, später waren es Schweizer Unternehmen, welche die Schlacke periodisch bearbeitet haben.
«Wir stellten jedoch je länger, je mehr fest, dass die Arbeitssicherheit auf den mobilen Anlagen in keiner Weise unserem Standard entsprach, auch mussten wir uns stets auf die Aussagen der beauftragten Firmen stützen, wenn es um eine Erfolgskontrolle ging», hält Schaub fest. Und nicht zuletzt sei es das Ziel des AIB gewesen, eine eigene Anlage weiterzuentwickeln und eine eigentliche Vorreiterrolle zu übernehmen.
Mit dem landrätlichen Kredit von 5,2 Millionen Franken konnte das AIB im Oktober vergangenen Jahres eine Anlage in Betrieb nehmen, die laut den Betreibern zu den besten der Schweiz zählt. «Dank der guten Zusammenarbeit mit dem holländischen Lieferanten, der sich im Ausschreibungsverfahren durchgesetzt hatte, konnten wir von dessen grosser Erfahrung und Know-how profitieren», so Schaub. Das in der Ausschreibung vorgegebene Ziel, den Anteil von Nichteisenmetallen kleiner als 0,75 Prozent, also klar unter den gesetzlichen Vorgaben, zu halten, sei bis jetzt problemlos erreicht worden. Der Verkaufserlös für den gewonnenen Stahl und die Edelmetalle decke im Übrigen die laufenden Betriebs- und Unterhaltskosten der Anlage ab.
Zwei Personen für die Anlage
Die Trennung des Metalls von der Schlacke erfolgt einerseits mit Magneten, welche die Eisen- und Stahlanteile absorbieren, die nicht eisenhaltigen Edelmetalle werden elektrisch aufgeladen und im sogenannten Wirbelstromabscheider mit Gegenstrommagnet von der Schlacke ausgeschieden. «Das Geheimnis unserer Anlage ist, dass wir alles, was grösser als 5 Millimeter ist, herunterbrechen. In die Deponie geht nur noch Material zwischen 0 und 5 Millimetern», erklärt Heinz Schaub. So sei es sogar möglich, einen Schnitt von weniger als 0,15 Prozent bei den Nichteisenmetallen und damit neue Massstäbe bei der Einhaltung der Bundesvorgabe zu erreichen.
Bedient wird die Anlage von zwei Mitarbeitern, die sich einerseits um den möglichst einwandfreien Betrieb des prozessgesteuerten Leitsystems kümmern, andererseits aber auch praktisch Hand anlegen beim Aussortieren von Chromstahl, der vorderhand noch nicht technisch aussortiert werden kann.
«Für uns ist das wichtigste Ziel, die Anlage nach ökologischen Prinzipien zu fahren», so Schaub. «Je mehr Metalle wir herausholen, desto mehr Volumen haben wir geschont und damit die Umwelt entlastet. Die Deponie kann nur einmal gefüllt werden und eine neue zu finden, ist ja fast unmöglich.» Und so wird er sich zusammen mit seinen fünf Mitarbeitern weiterhin dafür einsetzen, innovative Ideen zugunsten der Umwelt zu kreieren und in die Tat umzusetzen.
Zur Deponie Elbisgraben
emg. Die 1983 eröffnete Deponie mit rund 130 000 m2 umzäuntem Areal und einem gesamten Fassungsvolumen von rund 3,3 Millionen Kubikmetern Abfall ist bis heute mit rund 1,8 Millionen Kubikmetern etwas mehr als zur Hälfte gefüllt. Seit 2000 dürfen keine brennbaren Materialen gelagert werden. Der Hauptanteil der jährlichen Deponiemenge besteht aus rund 35 000 Tonnen Schlacke aus der Kehrichtverbrennungsanlage Basel-Stadt sowie rund 15 000 Tonnen Klärschlammasche. Nach heutiger Annahme wird die Deponie Elbisgraben bis 2050 gefüllt sein.
Zur Person
emg. Heinz Schaub ist 59-jährig, hat zwei erwachsene Kinder und wohnt mit seiner Frau in Diegten. Er ist Baumaschinenführer, hat auf dem zweiten Bildungsweg die kaufmännische Lehre absolviert und sich unter anderem zum Deponiemeister weitergebildet. Er leitet seit 1994 die Deponie Elbisgraben und ist seit ein paar Jahren auch für den Betrieb der Deponie Höhli der Bürgergemeinde Liestal verantwortlich.