E chleis Sylveschtergheimnis

Jetz im Lockdown, wo me jo jedi Nööchi mögligscht sell myyde, bin I amme gärn ellei für e Stund im Max-Schneider-Archiv z Lieschtel. Dört unden im Kulturschutzruum hinder Schlösser und Panzertüren und ohni Tagesliecht, ghört me nümm s Gringscht vo duss, und einsamer chönnts nit sy.

Do lageret der künschtlerisch Noochlass vo mym Vatter, gebore 1916, gstorbe 2010. Sys ganze Läbe lang bis zum letschte Tag het er d Landschafte vom Baselbiet und syne Gränzregione zeichnet und en eimoligs Wärk vo über zwöituusig groossformatigen und sächstuusig chlynere Bilder hinderlo. Alli sy sii katalogisch gordnet in über hundert flachen Inventarschubladen abgleit. S schmeckt vertrout nach Papyyr und Ornig und die Stilli berueigt mi immer. I lösch d Neonröhren an der Decki, nur s dämpfte Liecht uf em Schrybtisch brennt und der Computer summt heimelig.

E Bild muess I nit useneh, zum s aaluege, vo jedem gits im PC au e hööchufglöösti Digitalkopie. Nur e paar Klicks und me cha an zwei Bildschirm dur die ganz Sammlig blettere: Landschafte, Panorame, Dörfer. Jedi Linie, jede Tupf chunnt gstoche scharf. I cha s Bild vergröösseren und bis in d Papyyrstrukturen yneluege mit Fläcken und Fingerabdrück, won I süscht nie würd beachte. Dasch wien en Entdeckigsreis dur die tieferi Ebeni vonre Zeichnig oder wien e Zytsprung zrugg in Momänt, wo s Bild entstanden isch. Und je nööcher I an winzigi Details aanezoom, deschto meh verstand I ammen au der Gedanke, wo der Vatter bim Zeichne voruss in der Natur grad muess gha ha.

Vor e paar Tag bin I so uf Streifzug dur e Reigetschwyler Landschaft, won er em Datum nooch am ne Sylveschter in den 80er-Joor zeichnet het. Druff find I, ganz wyt im Hintergrund näb me Bäumli, e winzigi Notiz: «Höpperli K.» stoht dört chuum läserlig und dernäben e Chrüzli as Markierig. Notiz und Chrüzli sy fahrig übermolt vom ne Pinselstrich Deckwyss.

Weer jetz Gümpli, Hüpfli oder Sprüngli gstande, hätt I nüt wyters dänkt. Aber «Höpperli»? Aso hallo, dasch doch kei Flurname z Reigetschwyl und het au so ne lycht erotische Byklang, en altmodische. Het em ächt das Örtli drum öppis bedütet, wil dört mol öppis gsi isch? Isch er ächt dört as jung mol zämme mit ere cheche Rotbackigen oder mit ere magre Bleichen us em Dorf undrem Zwätschgebaum gläägen und het derby nit numme de Wolke noochgluegt? Wär weiss? Und denn, Joorzähnti spööter chunnt em bim Zeichne die «K.» wiider in Sinn und er grinst und kritzlet «Höpperli K.» ufs Blatt. Und schüttlet denn doch der Chopf und strycht verschämt echly Deckwyss drüber, dass s niem gseht.

Ups! As hätt I us Verseh e Gheimnis entdeckt, stell I der PC ab, lösch s Liecht und gang – numme bin I vill fröhliger as no vorig, wils mi dunkt, sälte syg I im Vatter nööcher cho as hüt in sym Sylveschterbild. Und schuld isch der Lockdown.

Eus allnen e schöne Sylveschter und dass es wiider besser chömm im neue Joor!

Florian Schneider wurde 1959 geboren und stammt aus Reigoldswil. Er ist Sänger, Schauspieler und Liederschreiber und lebt mit Tochter Mina in Eptingen.

MUNDART

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