«Abkochgebot» in drei Gemeinden
03.11.2020 Bezirk Sissach, BuusTrinkwasser ist mit Fäkalbakterien verunreinigt
In Buus, Maisprach, Rickenbach sowie auf 45 Aussenhöfen in der weiteren Region muss das Trinkwasser wegen einer Verunreinigung mit Fäkalbakterien abgekocht werden.
David Thommen
Die Gemeinde Buus löste gestern ...
Trinkwasser ist mit Fäkalbakterien verunreinigt
In Buus, Maisprach, Rickenbach sowie auf 45 Aussenhöfen in der weiteren Region muss das Trinkwasser wegen einer Verunreinigung mit Fäkalbakterien abgekocht werden.
David Thommen
Die Gemeinde Buus löste gestern Montagfrüh Alarm aus: Das Trinkwasser ist mit Fäkalkeimen verunreinigt. Das Leitungswasser muss während mindestens drei Minuten «kräftig abgekocht» werden, bevor es als Trinkwasser verwendet werden könne, teilte die Gemeinde auf ihrer Website und via Gemeinde-App mit. Auch zum Zähneputzen oder zum Salatwaschen sei das Leitungswasser derzeit nicht geeignet. Wasserkocher oder Kaffeemaschinen sollen nicht verwendet werden. Zudem solle man darauf verzichten, Aquarien mit dem in der Zwischenzeit gechlorten Leitungswasser zu füllen. Für Babynahrung solle Mineralwasser verwendet werden. Dies hiess es gestern auch in einer Medienmitteilung der kantonalen Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion.
Das «Abkochgebot» gilt auch für die Nachbarn in Maisprach und Rickenbach. Die Ursache für die Verunreinigung ist aber in Buus zu suchen. Dort gibt es grosse Grundwasservorkommen, mit denen die umliegenden Dörfer sowie 45 Aussenhöfe in sieben Gemeinden ansonsten auch bei grosser Trockenheit zuverlässig versorgt werden können. Bis anhin ist noch unklar, wie es zur Verunreinigung kommen konnte. Es könne sein, dass Fäkalkeime (Escherichia coli) aus der Landwirtschaft nach starken Niederschlägen in die Wasserversorgung gelangt seien, sagte Christian Kaufmann, der für das Wasser zuständige Buusner Gemeinderat, gegenüber der «Volksstimme». Allenfalls stammten die Fäkalien auch von Wildtieren im weiten Grundwasserschutzgebiet.
Obwohl auch Hemmiken an diese Wasserversorgung angeschlossen ist, gilt die Einschränkung dort nicht. Hemmiken verfüge derzeit selber über genügend Wasser und habe im fraglichen Zeitraum nichts aus Buus bezogen, hiess es gestern beim Kanton.
Maisprach warnte früher
In Maisprach war die Verunreinigung bereits am Freitag während einer regulären Qualitätskontrolle bemerkt worden. Die Maispracher Bevölkerung wurde sofort gewarnt. Warum reagierte Buus erst gestern Montagmorgen, wenn die Belastung schon am Freitag in Maisprach festgestellt worden ist? «Wir haben am Freitag sofort und in Absprache mit dem Kanton Probeentnahmen für Samstag angeordnet», sagt Kaufmann.
Denn denkbar sei auch eine lokale Ursache in Maisprach gewesen. Am Sonntagmittag war das Resultat dann bekannt. Man habe anschliessend wiederum in Absprache mit dem Kanton sofort eine «Schock-Chlorung» eingeleitet, um die Keime im Leitungsnetz abzutöten sowie gemeinsam entschieden, aufgrund der speziellen Situation in Buus – mit mehreren Abnehmern – und «dem nur sehr geringen Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung» am Montagmorgen zu informieren, sagt der Gemeinderat.
Die gültigen Höchstwerte für Fäkalkeime seien zwar überschritten worden, doch bestehe nur ein «sehr geringes Gesundheitsrisiko». Bislang sei ihm nicht zu Ohren gekommen, dass jemand an Durchfall oder Ähnlichem erkrankt sei, sagte Kaufmann gestern Morgen.
Die Anlagen zur Trinkwasserförderung in Buus liefern zu Spitzenzeiten bis zu 1500 Kubikmeter Trinkwasser pro Tag. Heute werden die Trübstoffe mit einem Sandfilter entfernt und Keime werden mit einer UV-Anlage abgetötet. Geplant ist, zusätzlich eine Ultrafiltrationseinlage – ein sehr feiner Filter – einzubauen, die Schwebestoffe und auch Keime zurückhält. Das Vorhaben inklusive der Kostenfolgen für die Trinkwasserversorgung werde momentan ausgearbeitet und solle der Bevölkerung an einer der nächsten Gemeindeversammlungen vorgelegt werden, sagt Kaufmann.
Es kann nun mehrere Tage dauern, bis sämtliche Leitungen dekontaminiert und gespült sind. Die einzelnen Gemeindebehörden werden laut Kaufmann via Website und Gemeinde-App informieren, sobald das «Abkochgebot» wieder aufgehoben ist.