Verbot scheiterte hauchdünn
10.11.2020 BaselbietCaspar Hohl erklärt, weshalb es die «Baujagd» braucht
Auf der Jagd dürfen weiterhin Wildtiere mit Hunden aus ihrem Bau getrieben werden – aber nur unter bestimmten Voraussetzungen und mit einer Sonderbewilligung. Der Liestaler Jäger Caspar Hohl äussert ...
Caspar Hohl erklärt, weshalb es die «Baujagd» braucht
Auf der Jagd dürfen weiterhin Wildtiere mit Hunden aus ihrem Bau getrieben werden – aber nur unter bestimmten Voraussetzungen und mit einer Sonderbewilligung. Der Liestaler Jäger Caspar Hohl äussert sich zum hauchdünnen Landratsentscheid.
Christian Horisberger
Der Landrat hat am Donnerstag das totalrevidierte Jagdgesetz gutgeheissen. Und dies ohne ein Verbot der Baujagd, wie die «Volksstimme» fälschlicherweise meldete. Stattdessen muss für eine Baujagd in Zukunft eigens eine Bewilligung eingeholt werden. Die Abstimmung zur Baujagd ging unentschieden aus; der Beschluss fiel per Stichentscheid von Landratspräsident Heinz Lerf (FDP).
Die «Volksstimme» erkundigte sich beim Liestaler Jäger Caspar Hohl (59), der die Gesetzesrevision als Kommissionsmitglied von Jagd Baselland eng begleitet hatte, danach, was die Auswirkungen eines Verbots gewesen wären.
Herr Hohl, der Landrat hat am Donnerstag entschieden, die Baujagd im Baselbiet nicht zu verbieten, sondern mit einer Bewilligung weiterhin zu gestatten. Sind Sie zufrieden mit dem Entscheid?
Caspar Hohl: Ich möchte vorwegnehmen, dass das Parlament eindeutig mit 78 gegen 3 Stimmen die Revision des Jagdgesetzes angenommen hat, nachdem sie 2014 im ersten Anlauf gescheitert war. Das ist sehr positiv. Die Baujagd ist nur ein einzelner Punkt im angenommenen Gesetz mit 56 Paragrafen. Die getroffene Regelung im Gesetz, dass für die Baujagd eine Sonderbewilligung eingeholt werden muss, ist im Sinne der Jägerschaft. Wobei die Baujagd eigentlich vernachlässigbar ist. Ich kenne im ganzen Kanton keinen einzigen Jäger, der sie ausübt.
Dann hätte Ihnen ein Verbot ja egal sein können.
Eben nicht: Ich habe ein Verbot im Gesetz grundsätzlich abgelehnt, weil es weiteren möglichen Verboten Tür und Tor geöffnet hätte. Der Weg über eine Bewilligung bei entsprechender Ausbildung von Jäger und Hund ist in meinem Sinne.
Die Gegner der Baujagd im Landrat befürchten, Jagdhunde würden von Jägern in Baue gehetzt, um Fuchsoder Dachsfamilien hinauszutreiben. Das ist aus tierschützerischer Sicht keine schöne Vorstellung …
So wurde es während der Debatte dargestellt – und die Darstellung ist falsch. Die Jäger wollen ihre Hunde nicht in Fuchs- oder Dachsbauten im Wald schicken, sondern die Möglichkeit haben, bei Bedarf Wildtiere im Siedlungsgebiet, die sich beispielsweise in Abwasserkanälen, unterlüfteten Gebäuden oder anderen baulichen Infrastrukturen niedergelassen haben, auszutreiben. Zudem können Wildtiere, insbesondere der Fuchs, im Siedlungsgebiet gefährliche Krankheiten auf Haustiere und Menschen übertragen: Staupe, Räude, Fuchsbandwurm, Tollwut und andere. Wir beobachten eine Zunahme der Fuchspopulationen im Siedlungsgebiet und werden immer häufiger zur Lösung von Problemen mit Füchsen im Wohngebiet aufgeboten.
Welche Alternativen wären bei einem Verbot der Baujagd geblieben?
Auch da hätten wir eine Bewilligungspflicht gehabt, mit dem Unterschied, dass die Bewilligung ein Verbot aufgehoben hätte.
Jäger können also weiterhin Wild aus ihren Löchern treiben. Ein in die Enge getriebenes Wildtier kann für den Hund gefährlich werden.
Ein gesundes Tier ergreift in der Regel immer die Flucht ins Freie. Aber: Eine Bewilligung für eine Baujagd erhalten nur ausgebildete Gespanne, also Jäger und Hund. Baujagdhunde sind ausgebildet wie auch Katastrophen- oder Drogensuchhunde. Ein Führer weiss, was er riskieren kann und er hat alles Interesse daran, dass sein Hund unbehelligt wieder herauskommt. Früher mag es so gewesen sein, dass man die Meute auf das Wild losgelassen hat und es den Hundehalter nicht gross kümmerte, wenn nicht alle Hunde zurückkamen. Heute handelt es sich bei einem Jagdhund um einen jagdtauglichen Familienhund. Zu einem Familienmitglied trägt man grosse Sorge.