Gelebte Biodiversität
27.11.2020 Gelterkinden, Gemeinden, NaturDieser Garten steckt auch im Winter voller Überraschungen
Selbstverständlich ist ein Garten am schönsten während der Vegetationszeit. Dass er aber auch im Winter sehr interessant sein kann, zeigt das grüne Paradies von Hans Buser und Marianne Knecht.
Brigitt ...
Dieser Garten steckt auch im Winter voller Überraschungen
Selbstverständlich ist ein Garten am schönsten während der Vegetationszeit. Dass er aber auch im Winter sehr interessant sein kann, zeigt das grüne Paradies von Hans Buser und Marianne Knecht.
Brigitt Buser
Immer häufiger müssen grosse Gärten einem Hausbau weichen. Bei Hans Buser und Marianne Knecht (beide 64 Jahre alt), wohnhaft am Gartenweg in Gelterkinden, war es andersrum. Ein Gebäude musste weichen zugunsten einer Erweiterung des Gartens. Jedoch handelte es sich dabei nicht etwa um ein Gartenhäuschen oder eine Garage, sondern um das in die Jahre gekommene Einfamilienhaus auf dem Nachbargrundstück, welches das Biologenehepaar vor rund fünf Jahren erwerben konnte. Damit ging ein lang gehegter Traum in Erfüllung, endlich den schon immer biologisch gepflegten Garten im Osten zu erweitern.
Lange vor dem Abbruch beschäftigten sie sich intensiv mit der Gartenplanung, damit es dann im folgenden Frühjahr auch losgehen konnte. Klar war, dass an diesem nun sonnigen Flecken Erde ein Gemüsegarten, ergänzt mit Kräutern und einjährigem Sommerflor, seinen Platz finden wird. «Er darf ruhig etwas wild sein», erzählt Knecht. «Abgeerntete Beete werden beispielsweise einfach mit dem Kraut von Bohnen abgedeckt. So ist der Boden vor Hitze und anderen Umwelteinflüssen geschützt.» Auch ist für beide die Biodiversität enorm wichtig. Nicht verwunderlich, war doch Hans Buser von 1982 bis 1987 Geschäftsführer der heutigen Pro Natura Baselland und Inhaber einer Beratungsfirma für Landschaft und Natur.
Viel Wohnraum für Tiere
Bevor es kalt wurde, tummelten sich noch fleissig Bienen und Schwebefliegen an unaufhörlich blühenden Chrysanthemen, Borretsch und an Kapuzinerkresse, die sich zum Teil aus dem Beet auf den Weg ausbreitet. Dieser führt an der Nordseite an einer frei platzierten, etwa 2 Meter hohen Wand aus Kalksteinen entlang, die als Sichtschutz fungiert und Wärme speichert. Erstens damit die an der Südseite ab Mitte Mai heranwachsenden und wärmeliebenden Tomaten, Auberginen und Peperoncini am Abend von der abstrahlenden Wärme der tagsüber aufgeheizten Wand profitieren. «Später blüht hier sogar Safran. Uns war aber auch wichtig, dass sich hier gerne Eidechsen und Kleintiere aufwärmen und die Ritzen als Sommerresidenz nutzen können», erklärt Buser.
Hinter der Mauer finden sich langsam verrottende Baumstämme, in denen jetzt nicht nur Käfer und Asseln überwintern, sondern sicherlich auch Eidechsen, Kröten oder Bergmolche. Aber nicht nur hier wird Holz als Überwinterungsort angeboten. Etwas abseits, unter einheimischen Sträuchern versteckt, findet sich ein weiterer Asthaufen und in der Wiese direkt hinter dem Haus liegt seit 35 Jahren ein umgekippter Apfelbaum im Gras. Dieser ist jedoch nicht tot, sondern treibt da und dort immer noch aus und bietet als natürlich gefallenes Gartenelement zahlreichen Kleintieren und Vögeln Schutz und Nahrung.
Gleich daneben findet sich auch ein grosser Teich mit Flachwasserzone. Dort und überall sonst, wo es machbar ist, lassen Buser und Knecht den Winter über die Samenstände stehen. Einerseits finden in den Halmen Insekten Unterschlupf, andererseits werden die teilweise recht kleinen, aber dennoch fetthaltigen Samen gerne von Vögeln weggepickt. Abgeblühte Triebe von Stauden oder Sträuchern, die aus irgendwelchen Gründen weichen mussten, werden, falls sie noch reichlich Samen beherbergen, nicht einfach entsorgt, sondern gebündelt und im Garten verteilt als Winterfutter platziert. So gibt es von der warmen Stube aus täglich etwas zu entdecken. Und bereits Mitte Februar beginnt das Laichgeschäft der Kröten im Teich.
Nicht nur einheimische Pflanzen
Aber auch an der Westseite ist Holz aufgeschichtet. Dabei handelt es sich aber um Brennholz. Dieses wartet nicht nur darauf, verfeuert zu werden. Den Sommer über bietet es Unterschlupf für Fledermäuse und zahlreiche Insekten. Rings um den Garten sucht man vergeblich einen Zaun. «Auf diesen haben wir bewusst verzichtet. Wir schätzen den Kontakt mit vorbeigehenden Passanten. So entstehen immer wieder sehr interessante Gespräche», berichten die begeisterten Hobbygärtner.
Obwohl die beiden Naturliebhaber auf grosse Biodiversität achten, wachsen in ihrem Garten nicht nur einheimische Pflanzen: «Natürlich gefallen uns auch fremdländische oder gezüchtete Pflanzen.» Um den Teich sind es die Sumpfschwertlilie, in den Beeten Schwertlilie und Asternhybriden, Pfingstrosen und Rosen und zwischen dem Gemüse im Nutzund Blumengarten reckt ein Hanfhibiskus die letzten Blüten in Richtung Novembersonne.
Viele Pflanzen versamen sich auch kräftig. Da muss im Frühjahr schon da und dort von Gartenbewohnern verschonte Saat nach dem Aufgehen entfernt werden. Nur mit dem Nüsslisalat ist man da nachsichtiger. Das zu den Baldriangewächsen gehörende, sehr frostverträgliche Kraut darf bleiben, bis es verspeist werden kann oder ausgewachsen ist.