Einsturzgefahr beim Ständerhaus
19.11.2020 Baselbiet, BuusNathalie Schaffner
Direkt an der Rickenbacherstrasse ragt eines der letzten Ständerhäuser der Nordwestschweiz prominent heraus. Doch dem antiken Buusner Gebäude steht eine aufwendige Sanierung bevor. Ursprüngliche sollte lediglich das Dach erneuert werden. Die ...
Nathalie Schaffner
Direkt an der Rickenbacherstrasse ragt eines der letzten Ständerhäuser der Nordwestschweiz prominent heraus. Doch dem antiken Buusner Gebäude steht eine aufwendige Sanierung bevor. Ursprüngliche sollte lediglich das Dach erneuert werden. Die Holzschindeln müssen nach einer gewissen Zeit ersetzt werden, damit die Holzkonstruktion weiterhin gegen Nässe geschützt ist.
Bei den Messungen für die Dachsanierung stellte sich heraus, dass das Ständerhaus weitere Schäden aufweist, die dringend beseitigt werden müssen. Die Firstmauer hängt so stark nach aussen, dass der Einsturz droht. Wie lange das Problem besteht und wie es entstanden ist, weiss man nicht. Es könnte mit der Bodenbeschaffenheit des durch Schwemmland geprägten Dorfes zusammenhängen.
Ebenfalls unklar ist, wie die Mauer gesichert und stabilisiert werden kann. Für das komplexe Problem sind die Denkmalpflege, ein Architekt, ein Ingenieur, ein Holzfachmann sowie ein Geologe hinzugezogen worden. Durch die Aussenneigung der Mauer hat sich auch der Dachstuhl verzogen. Ob weitere Teile des Gebäudes saniert werden müssen, wird sich zeigen.
Bis es mit der Sanierung losgeht, dürfte es noch einige Monate dauern. Aktuell ist man noch mit der Lösungsfindung beschäftigt. Wenn diese abgeschlossen ist und feststeht, was genau wie saniert wird, steht die nächste Herausforderung an: Wer finanziert die grosse Sanierung des geschützten Baudenkmals? Das Haus ist im Besitz der Stiftung Ständerhaus Buus, die jedoch die finanziellen Ressourcen für die Sanierung nicht aufbringen kann. Die Unterstützung der Denkmalpflege und vom Bund reicht wohl nicht aus. Die Stiftung ist auf eine alternative, noch unbekannte Finanzierungsquelle angewiesen, was dem Stiftungspräsidenten Ruedi Ritter Sorgen bereitet. Im schlimmsten Fall müsste man sich auf eine Teilsanierung beschränken.
Das Ständerhaus besteht aus zwei Teilen: dem ursprünglichen Haus in Ständerkonstruktion und einem Anbau aus Stein mit Sparrendach. Untersuchungen zeigten, dass das Holz für den alten Teil im Jahr 1576 und für den Anbau 1777 gefällt wurde. Ursprünglich war das gesamte Haus aus Holz und mit einem Strohdach gedeckt. Später wurde das Gebäude aufgrund des Brandschutzes von aussen teilweise ummauert oder ganz durch Mauern ersetzt.
Der Name Ständerhaus geht auf seine charakteristische Baukonstruktion zurück. Auf dem Boden liegen Schwellen, worauf Hochstüde oder Firstständer, eine Art Säulen, senkrecht bis zum Dach ragen. Diese Holzständerkonstruktion trägt die gesamte Last des Daches.
Heute als Museum genutzt
Das Haus wurde als Wohnhaus, Stall und Ökonomiegebäude genutzt. Nachdem es später seinen Nutzen verlor und renovationsbedürftig war, entstand 1971 das Komitee «Erhalt des Ständerhauses». Ein Jahr später wurde die Stiftung gegründet, die das Ständerhaus kaufte und sanierte. Zweck der Stiftung war der Erhalt und die Pflege des Hauses sowie der Wille, dass es ins Inventar der geschützten Baudenkmäler des Kantons aufgenommen wird – was es auch heute noch ist. Seither dient das Haus als Museum, in dem Maschinen und Geräte der Landwirtschaft sowie Alltagsgegenstände aus dem frühen 20. Jahrhundert ausgestellt sind.
Dem Ständerhaus in Buus kommen zwei historische Bedeutungen zugute: Einerseits ist es eines der letzten Ständerhäuser in der Region und andererseits zeigt es durch den anders gebauten Anbau die entscheidenden Entwicklungsphasen des Hausbaus im Kanton Baselland. Es bleibt zu hoffen, dass die Sanierung dieses seltene Gebäude und seine Geschichte dahinter schützen und für viele weitere Jahre erhalten kann.