Aus Schützen gesellschaft wird Bunkerverein
24.11.2020 Bezirk Sissach, OltingenDie Feldschützengesellschaft kauft Anlage im «Wägenstett»
Fehlender Kugelfang und fehlende Aktive zwingen den Vorstand der Oltinger Feldschützen zum Handeln. Mit dem Kauf der auf Oltinger Boden liegenden Festungsanlage im «Wägenstett» will sich der Verein neu ...
Die Feldschützengesellschaft kauft Anlage im «Wägenstett»
Fehlender Kugelfang und fehlende Aktive zwingen den Vorstand der Oltinger Feldschützen zum Handeln. Mit dem Kauf der auf Oltinger Boden liegenden Festungsanlage im «Wägenstett» will sich der Verein neu ausrichten.
Peter Stauffer
An einer ausserordentlichen Jahresversammlung im Oktober 2019 haben sich die Mitglieder der Feldschützengesellschaft Oltingen (FSGO) klar dafür entschieden, die Verbindungen zum sportlichen Schiessen zu beendigen. Es gibt dafür zwei Gründe. Zum einen fällt der Verein dem Entscheid zum Opfer, dass alle Schiessanlagen, die am 1. Januar 2021 über keine künstlichen Kugelfangsysteme verfügen, aus umweltrechtlichen Gründen stillgelegt werden. Zum anderen sind von den 77 Mitgliedern des 140-jährigen Vereins zurzeit nur noch 6 Personen im Schiesssport aktiv. Sie werden in Zukunft in anderen Vereinen ihrem Hobby frönen.
Im Weiteren wurde beschlossen, dass die FSGO dennoch als Verein bestehen bleiben soll. In einem Schreiben vom 19. Juni 2020 teilte der Präsident der Feldschützengesellschaft Oltingen, Patrick Gysin, diesen Entschluss dem Amt für Militär und Bevölkerungsschutz in Liestal mit. Nach den Einleitungssätzen im genannten Brief folgt ein grosses Aber: «Bitte nehmen Sie jedoch zur Kenntnis, dass wir unseren Verein weder auflösen noch mit einem anderen Verein fusionieren. Mit dem anstehenden Kauf einer Festungsanlage geben wir unserem Verein einen neuen Sinn und Zweck. Wir haben immer noch zahlreiche Mitglieder und möchten den ältesten Verein in Oltingen weiter in die Zukunft führen.»
Gemeinde soll Bunker kaufen
Im Gespräch mit der «Volksstimme» erzählen Patrick und Markus, beide Gysin – nicht verwandt, aber in Oltingen ist das ein gar nicht seltener Familienname –, wie sie sich diese Zukunft vorstellen, falls das kürzlich eingereichte Baugesuch bewilligt wird. Die unterirdische Bunkeranlage, rund 20 mal 23 Meter gross und ausgerüstet mit WC, Dusche, Küche, Mannschaftsraum, einem Minenwerfer, Stromanschluss und eigener Wasserquelle, hat der Bund Ende 2019 ausser Betrieb gesetzt. Sie erleidet damit das gleiche Schicksal wie schweizweit mehr als hundert andere Festungsminenwerferanlagen.
Beim Verkauf verfolgt die Armasuisse das klare Ziel, den historischen Wert der gesamten Anlage inklusive Grundstücksfläche zu bewahren. Das ist auch der Grund, weshalb die gesamte Anlage nur als Ganzes – es sind inklusive Wald rund 36 Aren – verkauft wird. Da der Verkauf von landwirtschaftlichen Grundstücken über 25 Aren den geltenden Bundesbestimmungen über das bäuerliche Bodenrecht unterliegt, erhoffen sich die Initianten eine Ausnahmebewilligung. Im Beiblatt zum Baugesuch hält die FSGO fest, dass es ihr dabei ein grosses Anliegen ist, die landwirtschaftliche Nutzfläche zu bewahren und zu beschützen. Der Zugang zur Parzelle ist über einen mit Fahrverbot belegten Waldweg möglich.
Der Kauf soll so vor sich gehen: Die Gemeinde Oltingen macht von ihrem Vorkaufsrecht – vor möglichen A-qualifizierten Vereinen, die bereits militärhistorische Anlagen betreiben und unterhalten – Gebrauch und tritt als Erstkäufer auf. Die FSGO ist Zweitkäuferin. Sollte die Übernahme gelingen, wird wohl als erster Schritt ins Auge gefasst werden müssen, wie die Anlage besser zugänglich gemacht wird. Die beiden treibenden Gysins sind voller Hoffnung, dass das Vorhaben gelingt und dass schon ab Sommer 2021 erste Führungen und Besichtigungen möglich sein werden. Sie betonen: «Es ist uns wichtig, dass die 1984 erbaute Anlage der Öffentlichkeit präsentiert werden kann, denn wir machen es sicher nicht nur für uns zwei; es muss wachsen und sich entwickeln.»