«Waldenburg erscheint wieder auf der Landkarte»
03.11.2020 Bezirk Waldenburg, Waldenburg, KulturDie «Ville des Arts» ist abgeschlossen
Dem «Stedtli» seinen alten Glanz wiedergeben, so lautete eines der Ziele der Ausstellung «Ville des Arts», die am Samstag nach rund fünf Monaten zu Ende gegangen ist. Die Organisatoren sind überzeugt, dass ihnen dies gelungen ...
Die «Ville des Arts» ist abgeschlossen
Dem «Stedtli» seinen alten Glanz wiedergeben, so lautete eines der Ziele der Ausstellung «Ville des Arts», die am Samstag nach rund fünf Monaten zu Ende gegangen ist. Die Organisatoren sind überzeugt, dass ihnen dies gelungen ist.
Elmar Gächter
In den vergangenen fünf Monaten haben viele Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Schweiz und darüber hinaus den Weg nach Waldenburg gefunden. Primär angelockt von der «Ville des Arts» mit ihren mehr als 100 Kunstwerken von 36 Kunstschaffenden waren manche von ihnen auch überrascht vom Charme der Gassen und Winkel des Bezirkshauptorts. Für die Macher der Ausstellung, Sibylla Dreiszigacker, Renato Wellenzohn und Pt Whitfield, alle in Waldenburg wohnhaft, steht heute schon fest, dass es in zwei Jahren eine Fortsetzung gibt.
Welches Fazit ziehen Sie, wenn Sie die vergangenen fünf Monate Revue passieren lassen?
Sibylla Dreiszigacker: Wir haben in kürzester Zeit eine wirklich grosse Ausstellung organisiert und durchgeführt und dafür von verschiedenen Seiten sehr positive Feedbacks erhalten. Viele Besucher fanden «Ville des Arts» inspirierend, und die Künstlerinnen und Künstler zeigten sich glücklich darüber, trotz Corona ihre Kunstwerke zeigen zu können.
Pt Whitfield: Die Ausstellung hat zweifellos dazu beigetragen, die Stimmung in Waldenburg zu heben. Auch hat sie mitgeholfen, dass das «Stedtli» wieder auf der Landkarte erscheint.
Renato Wellenzohn: Viele Besucher waren überrascht und hatten sich gar nicht vorstellen können, dass so viele Objekte in dieser Vielfalt und Qualität ausgestellt werden. Einige kamen mehrmals und haben immer wieder Neues entdeckt.
Haben sich Ihre Erwartungen vom Besucherstrom her erfüllt?
R. W.: Es kamen viel mehr Leute, als wir uns je vorgestellt haben. Wir hatten geplant, einmal pro Monat eine Führung zu machen; tatsächlich war jedoch die Nachfrage so gross, dass ich zeitweise fast jeden Tag mit Gästen unterwegs war. Wir durften auch viele Auswärtige begrüssen sowie ganze Gruppen, vom Kunstverein bis zur Schulklasse. Und ganz besonders freut mich, dass Leute unsere Ausstellung besuchten, die sonst eher weniger mit der bildenden Kunst in Berührung kommen.
Welchen Einfluss hatte die Coronavirus-Pandemie, die Ihnen eine «normale» Vernissage verunmöglichte und die Finissage ganz ins Wasser fallen liess?
P. W.: Ich denke, dass uns Corona vom Besucherstrom her geholfen hat, da unsere Ausstellung weit und breit die einzige war. Aus Sicht der Kunstverkäufe hat uns die Pandemie eher geschadet, da die Kunstinteressierten in Anbetracht der unsicheren wirtschaftlichen Zukunft eher zurückhaltend sind.
Wie zufrieden sind die Kunstschaffenden mit dem Verkauf ihrer Werke?
S. D.: Da wir noch nicht alle reservierten Werke ausgeliefert haben, ist eine absolute Bezifferung momentan nicht möglich. Grundsätzlich sind die Kunstschaffenden sehr zufrieden. Einige von ihnen kamen mit ihren Freunden und Kunden mehrmals zu Besuch. So genoss beispielsweise auch Giorgi, unser französischer Künstler aus Nizza, den Rundgang.
P . W.: Es ist beeindruckend, wie die beteiligten Kunstschaffenden an uns geglaubt haben und bereit waren, dieses Wagnis «Ville des Arts» mitzutragen. Sie haben nicht nur einen Obolus geleistet, um hier dabei zu sein, sondern auch die Transportkosten, um ihre Objekte nach Waldenburg zu bringen, selber berappen müssen.
Und wie zufrieden sind die Organisatoren mit der finanziellen Seite?
S. D.: Wir müssen finanziell nicht drauflegen, da wir ja fast alles selber gemacht haben, was wir technisch und organisatorisch bewältigen konnten.
P. W.: Klar ist, dass jeder von uns drei mindestens sieben Monate für die Ausstellung gearbeitet hat. Dies heisst, dass das, was wir von Gönnern und dem Kanton erhalten haben, nur ein Tropfen im Wasserglas ist.
Gab es auch Kritik an der Ausstellung?
R. W.: Aus meiner Sicht nur eine. So hat uns eine Dame geschrieben, sie vermisse eine Bäckerei und ein Café. Sie habe am Kiosk amerikanischen Fertigkaffee trinken müssen. Dies werden wir bei der nächsten Ausstellung wohl ändern müssen (lacht).
Wie stand es mit der Unterstützung durch die Gemeinde Waldenburg?
P.W.: Die Gemeinde sowie die Kirchgemeinde haben uns sehr unterstützt. Ohne die Mithilfe ihrer Mitarbeitenden sowie im Speziellen ohne die Unterstützung durch unsere Gemeindepräsidentin Andrea Kaufmann wäre diese Ausstellung undenkbar gewesen. Danken möchte ich auch den Bewohnern der Altstadt, die zum Teil ihren Grund und Boden zur Verfügung gestellt haben.
Waren keine Vandalenakte zu verzeichnen?
R. W.: Mein goldenes «Fischli» im Brunnen hat ein wenig gelitten und das Kleingeld darin fand bei gewissen Kindern Gefallen. Aber dies ist auch schon alles, nirgends ging etwas kaputt oder wurde mutwillig zerstört. Dies spricht für Waldenburg und deckt sich mit dem guten Eindruck, den ich von seiner Bevölkerung seit jeher habe.
Wie beurteilen Sie die Nachhaltigkeit der Ausstellung?
S. D.: Ich denke, dass die Ausstellung bei den Besuchern zu Nachhall führen wird. Viele Gäste wollten wissen, ob es im nächsten Jahr wieder eine «Ville des Art» gibt. Das entsprechende Bedürfnis ist zweifellos vorhanden.
P. W.: Für meine Basler Freunde gibt es sicher eine nachhaltig positive Resonanz, denn sie haben feststellen können, dass Waldenburg eine sehenswerte Ortschaft ist und hier sogar die Sonne scheint.
R. W.: Wenn ein Immobilienhändler, wie erst kürzlich geschehen, seine Wohnungen in Waldenburg als «Ville des Arts-Kunstwerke» anbietet, dürfen wir annehmen, dass unsere Ausstellung mit Qualität verbunden wird.
Würden Sie im Nachhinein etwas anders machen?
R. W.: Aus heutiger Sicht nur wenig. Den Stil der Ausstellung werden wir wohl beibehalten, in technischer Hinsicht allenfalls dies und jenes ändern. Ich denke da vor allem an eine informativere Beschriftung der Werke vor Ort.
Sie sprachen von Anfang an von einer «Biennale», die ja vom Begriff «Biennium» abgeleitet ist und auf den Zeitraum von zwei Jahren hindeutet. Dürfen sich demnach die Besucher auf eine Wiederholung der «Ville des Arts» freuen?
R. W.: Ja klar, es geht weiter, wir wollen 2022 die nächste Ausstellung machen und hoffen, dass auch die Künstler wieder dazu bereit sind.
P . W.: Wenn wir alle gesund und munter bleiben, wird es sie auch 2030 noch geben.
Und was wünschen Sie sich für eine künftige Ausstellung?
P . W.: Wir wollen unsere Gönnerschaft vergrössern. Auch muss den staatlichen Ämtern die Wichtigkeit unseres Tuns bewusster werden. Dies heisst, dass wir finanziell grössere Unterstützung erhalten sollten. So könnten wir eines Tages noch Jeff Koons nach Waldenburg lotsen, um bei uns auszustellen.
S. D.: Schön wäre es, wenn der Kanton und grössere Firmen, die in der Region ansässig sind, Kunst kaufen würden. Wir möchten den Künstlerinnen und Künstlern nicht nur einen Ausstellungsort, sondern auch eine Verkaufsplattform bieten. Denn Kunst im öffentlichen Raum kann nicht nur gratis sein. Dies ist vielleicht Volksmeinung, deckt sich aber überhaupt nicht mit den Absichten der Künstlerinnen und Künstler. Kunst erschaffen heisst nicht, Fronarbeit für die schönen Künste zu leisten. Auch Kunstschaffende müssen essen, Miete zahlen und darüber hinaus Material für ihre Kunstobjekte beschaffen.
Die Doku-Box zur Ausstellung enthält 36 A6-Fotokarten von je einem Kunstobjekt der Kunstschaffenden inklusive Texte über ihr Ausstellungswerk. Sie ist erhältlich bei Ville des Arts, Schanzstrasse 16, 4437 Waldenburg, 079 704 15 66 oder wb@touch.ch.