«Nun haben wir eine echte Wahl»
26.11.2020 BaselbietIn drei Oberbaselbieter Gemeinden finden am kommenden Sonntag Ersatzwahlen in den Gemeinderat statt. Während sich in Lupsingen und Reigoldswil gleich mehrere Kandidierende einer Kampfwahl stellen, herrscht in Wenslingen Flaute.
Sebastian Schanzer
Eine echte Wahl – ...
In drei Oberbaselbieter Gemeinden finden am kommenden Sonntag Ersatzwahlen in den Gemeinderat statt. Während sich in Lupsingen und Reigoldswil gleich mehrere Kandidierende einer Kampfwahl stellen, herrscht in Wenslingen Flaute.
Sebastian Schanzer
Eine echte Wahl – so etwas habe sie seit 1979 noch nie erlebt, sagt die stellvertretende Gemeindeverwalterin von Reigoldswil, Eliane Rudin. Nach dem auf Ende Jahr angekündigten Rücktritt des Gemeinderats Rafael Moser haben bis jetzt drei Kandidaten ihr Interesse am Amt bekundet. Die Ersatzwahl findet am kommenden Abstimmungs- und Wahlsonntag statt.
Ginge es nach dem abtretenden Moser, wäre Gerin Cherian der zu wählende Kandidat für das Amt. Eine entsprechende Empfehlung gibt Moser im «Reigetschwyler Bott» ab. Der 24-jährige Cherian studiert Politikwissenschaften und Geschichte. Ihm liegen der «Fortschritt des Dorfes und der Umweltschutz am Herzen», wie er jüngst im «Bott» mitteilte. Bemerkenswert: Während der Corona-Pandemie stellte sich Cherian der Schweizer Armee zur Verfügung und wurde anschliessend zum Gefreiten befördert.
Die Empfehlung des ehemaligen Gemeindepräsidenten Urs Casagrande im Dorfblatt hat hingegen der Kandidat Martin Kunz. Der gelernte Zimmermann arbeitet zurzeit als Abteilungsleiter bei der Firma Axova AG in Sissach, Produzentin von Solarstromanlagen. Kunz ist aktiver Fasnächtler. Für Aufsehen sorgt der 33-Jährige durch seine sportliche Tätigkeit. Vor zehn Jahren entdeckte er den Bobsport und konnte als Teil der Nationalmannschaft die Schweiz im Europacup vertreten, schreibt er im «Bott». Kunz ist verheiratet und auf dem Hof Dootsch zu Hause.
Spannung nach zwei Rücktritten
Mit Martin Hurni befindet sich sogar ein dritter Kandidat in der Auswahl. Der 39-jährige Banntagsschütze interessiere sich für das Dorfleben «mit all den verschiedenen Facetten und Traditionen», wie er in seinem Empfehlungsschreiben auf der Website der Gemeinde schreibt. Der gelernte Dachdecker ist heute selbstständig und bezeichnet sich als «Familienmanager». Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Nicht minder spannend als in Reigoldswil ist die Ersatzwahl in Lupsingen. Dort ist man sich Kampfwahlen allerdings bereits gewohnt. An den Gesamterneuerungswahlen im Februar dieses Jahres kandidierte neben den Bisherigen auch Verena Gauthier Furrer. Sie unterlag ihrem ebenfalls neu kandidierenden Konkurrenten Nicolas Hug aber deutlich. Nun versucht es die im Dorf gut verankerte Grüne noch einmal. Gauthier Furrer ist Fachverantwortliche für Diakonie der Römisch-Katholischen Kirche Baselland.
Anlass für ihre Kandidatur sind die beiden sofortigen Rücktritte von Urs Zimmermann und Monika Piazza Ende September. Seither schaltet und waltet die Lupsinger Exekutive nur noch zu dritt. Für die beiden freien Sitze kandidieren neben Gauthier Furrer auch Marie-Rose Beutling und Peter Bürki. Die parteilose Beutling wohnt seit 25 Jahren in Lupsingen und ist Mutter von vier Kindern. Seit 40 Jahren ist sie in der Transportbranche und im Gesundheitswesen tätig. Familie, Gesellschaft und die Umwelt sind der 56-Jährigen wichtig, wie sie im Dorfblatt über sich schreibt. Sie wirft dabei ihre berufliche und familiäre Erfahrung sowie ihre «ausgleichende Gelassenheit» in die Waagschale.
Auch Peter Bürki liegt das Klima am Herzen. Er ist als Betriebsökonom und Finanzplaner in der Finanzbranche tätig und bezeichnet seine politische Ausrichtung als liberal. Viel wichtiger sei es ihm aber, Sachpolitik zum Wohl der Gemeinde zu betreiben, so der 62-Jährige. Bürki verfüge über ein grosses persönliches Netzwerk bis nach Bundesbern, aber auch über Beziehungen zu vielen Unternehmen, hält er in seiner Wahlempfehlung fest.
Wenslingen noch auf der Suche
Nicht so komfortabel aufgestellt wie Lupsingen und Reigoldswil ist Wenslingen. Nachdem Gemeinderat Thomas Börlin seinen Rücktritt per Ende Jahr bekannt gegeben hat, sucht das Dorf nach einem möglichen Ersatz. Bis jetzt ist allerdings noch keine Kandidatur eingegangen, wie von der Gemeindeverwaltung auf Anfrage zu erfahren ist.