Wird es kühler und ist mit Frost zu rechnen, gehen neben anderen Nützlingen auch Marienkäfer in ihre Winterruhe. Darunter eine asiatische Art, mit der wir uns anfreunden müssen – und die den hiesigen Arten nicht gut bekommt.

Brigitt Buser

Vergangen sind die Zeiten, in der uns oft ein herangeflogener Sieben- (Coccinella punctata) oder Zweipunkt-Marienkäfer (Adalia bibunctata) Glück versprachen. Vor 15 Jahren waren dies noch die am häufigsten vorkommenden Arten. Doch nun werden sie immer seltener. Im Gegensatz zu ihrem Verwandten, dem Asiatischen Marienkäfer (Harmonia axyridis).

Der Verwandte wurde zur biologischen Bekämpfung von Blattläusen in Gewächshäusern aus Asien eingeführt. Unter Glas seine Arbeit getan, büxte er aber irgendwann aus und frass sich durch sämtliche Blattlauskolonien im Freien. Dies zunächst nur im benachbarten Ausland. 2005 bei uns noch nicht gefunden, meldeten ein Jahr später neben dem Baselbiet neun weitere Kantone Funde der etwas grösseren Art als unsere einheimischen, die sie zunehmend verdrängt.

Erstaunlich beim Asiatischen Marienkäfer ist die grosse Variabilität der Färbung. Die häufigste Variante ist ein helles Orange. Es gibt aber auch schwarze Varietäten mit roten Punkten. Ausser seiner Grösse und den roten Beinen ist ein wichtiges Merkmal das schwarze M auf seinem weissen Halsschild, das aber nicht immer vorhanden ist.

Grundsätzlich sind Marienkäfer sehr gefrässig. Eine Larve vertilgt pro Tag bis zu 100 Blattläuse und andere Weichtiere. Wo die Nahrung fehlt, sei es durch Frass von Fressfeinden oder Abtöten durch Insektizide, werden die asiatischen, wie auch unsere rund 80 einheimischen Arten, zu Kannibalen. Sie verschmähen sich auch gegenseitig nicht, da sie sich oft in denselben Territorien aufhalten – schliesslich sind alle auf Laus-Jagd. Die Folgen für die einheimischen Arten sind fatal, verfügt der Asiatische Marienkäfer doch über eine raffinierte Biowaffe. Er trägt Sporen von winzigen Parasiten in sich, die Pilzen ähneln. Dank ihrer Robustheit kann die asiatische Art diese Parasiten in Schach halten. Frisst aber eine einheimische Art eine asiatische und somit auch den Parasit, so ist ihr Todesurteil gesprochen.

Während die einheimischen Arten draussen an geschützten Stellen überwintern, benötigt ihr asiatischer Verwandter während der kalten Jahreszeit frostfreie Überwinterungsorte. So kann es vorkommen, dass man Ansammlungen von kleinen Populationen im Haus vorfindet. Zugunsten unserer einheimischen Arten ist es sinnvoll, diese durch Einsaugen mit dem Staubsauger und Einfrieren im Tiefkühlfach zu eliminieren. «Es gilt aber zu bedenken, dass auch sie Nützlinge sind. Und haben sie sich einmal etabliert, lassen sie sich nicht mehr zurückdrängen», erklärt Ralph Schwarz, Geschäftsführer der Andermatt Biogarten AG in Grossdietwil, auf Anfrage. «Viel wichtiger ist, dass wir unsere einheimischen Arten schützen und sie nicht mit Pflanzenschutzmitteln töten, sondern sie aktiv fördern», so Schwarz.

Garten unaufgeräumt lassen
Daher sollte bei einem Blattlausbefall unbedingt auf chemische Insektizide verzichtet werden, würden doch auch die Nützlinge Schaden nehmen. Förderlich ist es zudem, für mehr Biodiversität im Garten zu sorgen. Dazu gehört das Pflanzen von einheimischen Wildstauden und artenreichen (Wild-)Hecken sowie das Belassen von Moos an schattigen Stellen. All dies sind ideale Überwinterungsorte für unsere Marienkäferarten, vorausgesetzt, man lässt den Garten unaufgeräumt in den Winter gehen. Das heisst, man entsorgt Äste von zurückgeschnittenen Gehölzen nicht, sondern schichtet sie zusammen mit Herbstlaub zu lockeren Haufen auf, worin nicht nur Käferarten, sondern auch Amphibien, Reptilien und Igel überwintern.

Zudem sollten die hohlen Stängel von (Wild-) Stauden bis zum Frühling stehen gelassen werden. In ihnen finden Marienkäfer ein Winterversteck. Unter den ebenfalls nicht entfernten Blatthorsten machen sich auch andere Nützlinge wie Bergmolch, Blindschleiche oder Erdkröte breit. Zudem sind die Pflanzen durch die belassenen Horste in Frostperioden besser geschützt.

Von Nützlingen und Kannibalen

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