Vom Depot zum Bürgerhaus
29.10.2020 HemmikenDas in Fronarbeit umgebaute Gebäude ist im Frühjahr bezugsbereit
Die Bürgergemeinde Hemmiken hat ein altes Munitionsdepot der Armee erworben und baut es zu einem Bürgerhaus um. Zu Hilfe eilen den Initianten dabei Corona und Burglind.
Jürg ...
Das in Fronarbeit umgebaute Gebäude ist im Frühjahr bezugsbereit
Die Bürgergemeinde Hemmiken hat ein altes Munitionsdepot der Armee erworben und baut es zu einem Bürgerhaus um. Zu Hilfe eilen den Initianten dabei Corona und Burglind.
Jürg Gohl
Umbau Forstwerkhof: So steht es zumindest auf dem Bauplan der Bürgergemeinde Hemmiken. Doch diese Bezeichnung wird dem Bauprojekt nicht gerecht. Zahlreiche Fronarbeiter sind gegenwärtig im Gebiet Schlegel an der Kantonsstrasse Richtung Buus damit beschäftigt, ein ausgedientes Munitionsdepot in ein schmuckes, zweigeschossiges Bürgerhaus umzubauen.
Thomas Alispach, der Präsident der Bürgergemeinde und zugleich die treibende Kraft hinter dem Projekt, besteht auf dieser Bezeichnung. Waldhütte töne ihm zu sehr nach Feststube. «Und das soll das Haus nicht sein», sagt er. Das neue Bürgerhaus soll weiterhin als Forstwerkhof dienen, um davor Holz zu verarbeiten und zu verkaufen. Die Lage unmittelbar an der Hauptstrasse ist dafür ideal. Aber das Haus wird auch für verschiedene Anlässe der Bürgergemeinde bereitstehen, zum Beispiel an Banntagen und für Versammlungen.
Der Armee abgekauft
Da Hemmiken zu den Bürgergemeinden zählt, die finanziell eher bescheiden gebettet sind, musste Thomas Alispach von Beginn weg mit einem bescheidenen Budget arbeiten, als er sich im Sommer 2017 daran machte, diese alte Idee zu verwirklichen. Und das hiess: Zuerst mit der Schweizer Armee sprechen. Denn sie hatte 1966 der Gemeinde im Schlegel ein Stück Land abgekauft und dort ein gesichertes Munitionsdepot errichtet. 2012 hätte es abgerissen werden sollen. Es blieb zwar stehen, doch waren die Hemmiker Gelüste geweckt.
Die Vertreter der Armee und der Bürgergemeinde waren sich über den Verkaufspreis bereits einig. Da fegte im Januar 2018 der Sturm «Burglind» über das Land. Im Schlegel knickte er eine mächtige Tanne, die prompt auf das Munitionsdepot stürzte und das Dach ziemlich beschädigte. Die Bürgergemeinde trat darauf erneut mit der Armee in Kontakt. «Ich rechnete ihnen vor, was sie eine Reparatur des Dachs oder der Abriss kosten würden und dass ein Verkauf der beschädigten Liegenschaft für sie die beste Lösung sei», erzählt Alispach. Die Zuständigen bei der Armee willigten ein, und so gelangte die Bürgergemeinde günstig in den Besitz des ausgedienten Munitionsdepots. Der Preis ist wie so vieles im Militär Geheimsache.
Zuerst behob man den Sturmschaden – rund 350 Gratis-Arbeitsstunden waren dazu nötig –, und im November 2018 begann eine Projektgruppe, den Umbau in ein Bürgerhaus zu planen. Damit dieser überhaupt finanzierbar ist, mussten zwei Grundbedingungen erfüllt sein: Alispach benötigt Freiwillige, die anpacken, und Geldgeber. Vereine, Einwohner, Heimweh-Hemmiker, Betriebe zeigen sich über Erwarten grosszügig, auch wenn sich die Zahlen noch immer im roten Bereich bewegen.
Zudem haben rund 30 verschiedene Personen bis dato 1900 unbezahlte Arbeitsstunden geleistet. Sie planieren den Aussenplatz neu, streichen Wände, schneiden Fensterlöcher in die einst fensterlosen Wände, errichten einen Kamin, verlegen Holzböden und -decken. «Wir sind ein geselliger Haufen, die Leute kommen gerne helfen», sagt Alispach, «und am Schluss legen wir noch etwas auf den Grill.»
Helfer finden plötzlich Zeit
Dabei spielt ihm auch die aktuelle Pandemie in die Hände. Weil Anlässe und Trainings abgesagt sind, haben die Leute Zeit. Ob die Einweihung des Bürgerhauses im kommenden April sowie der Banntag, der dort ausklingen soll, stattfinden können, steht auch noch in den Sternen. Ausgefallen ist im August insbesondere auch das «Kräftemessen». In Hemmiken hätten an einem gemeinsamen Anlass die Schweizer Handdruckspritzen-Meisterschaften, die nationalen Steinhebermeisterschaften sowie kantonale oder regionale Titelkämpfe im Steinstossen und -heben, im Seilziehen und im Hochweitsprung stattfinden sollen. Das hätte viele Arbeitskräfte gebunden. Doch Corona verhinderte dies. Das Pech der Kraftmeier war das Glück für das Bürgerhaus.
Nun wurde der Anlass im «Copy-paste»-Verfahren um ein Jahr auf Daten verschoben, die leicht zu merken sind: 20. und 21. August 2021. Der OK-Präsident bleibt derselbe: Bürgerhaus-Bauer und Bürgerratspräsident Thomas Alispach.