Sanierungen sorgen für Bauchweh
20.10.2020 Bauprojekte, Finanzen, Gemeinden, Politik, Hölstein, Bezirk WaldenburgMarkante Mehrkosten bei Ribigasse und Stutzweg
Nach der unerwartet teuren Instandsetzung der Ribigasse wird auch die Sanierung des Stutzwegs mehr kosten als geplant. Es wird mit Budgetüberschreitung von insgesamt fast 1,4 Millionen Franken gerechnet.
Elmar ...
Markante Mehrkosten bei Ribigasse und Stutzweg
Nach der unerwartet teuren Instandsetzung der Ribigasse wird auch die Sanierung des Stutzwegs mehr kosten als geplant. Es wird mit Budgetüberschreitung von insgesamt fast 1,4 Millionen Franken gerechnet.
Elmar Gächter
«Stutz»-Weg: Nomen est omen. Und in der Tat macht jene Strasse, die einen der drei Sonnenhügel von Hölstein erschliesst, ihrem Namen alle Ehre. Da ist einmal die Steilheit des Geländes, die nicht nur Radfahrer, sondern auch Fussgänger kurzzeitig ins Schwitzen bringt, und neuestens in pekuniärer Hinsicht, denn der Ausbau des Stutzweges kostet, salopp ausgedrückt, mehr Stutz. Statt mit den bewilligten rund 1,2 Millionen Franken rechnet die Gemeinde neu mit 1,9 Millionen.
Als wären diese Mehrkosten nicht schon ärgerlich genug, sieht sich der Gemeinderat noch mit einem zweiten Nachtragskredit konfrontiert. Denn Mehrkosten ergeben sich auch bei der inzwischen weitgehend abgeschlossenen Sanierung der Ribigasse: rund 670 000 Franken bei einer Bausumme von 3,7 Millionen.
Wie konnte es dazu kommen? In einzelnen Punkten decken sich die Begründungen bei beiden Projekten. So etwa bei den Eingriffen in die vordere Frenke und den Uferschutzmassnahmen, die aufgrund der kantonalen Vorschriften wesentlich teurer seien als angenommen. Bei der Ribigasse schenkt eine grössere, nicht vorhergesehene Bachmauer ein. Beim Stutzweg ergeben sich laut Bauverwalterin Christine Bürgin unter anderem Mehrkubaturen an abzubauendem Material und Fels sowie höhere Deponiegebühren. Und nicht zuletzt seien die Submissionspreise höher als im Kostenvoranschlag ausgefallen. Einen wesentlichen Unterschied zwischen den beiden Strassensanierungen gibt es allerdings auch. Während die Mehrkosten bei der Ribigasse im Lauf der Arbeiten entstanden sind, waren jene für den Stutzweg bereits vor Baubeginn im August bekannt.
Sichere Verbindung für Schulkinder
Der Ausbau des Stutzwegs wurde von der Gemeindeversammlung oppositionslos bewilligt. An dieser Gemeindestrasse, die eine tägliche Verkehrsbelastung von rund 400 Fahrzeugen aufweist, fehlt heute ein Trottoir. Zudem zeigen sich schon seit längerer Zeit Abrisse in der Strasse. «Vom baulichen Zustand her hätte man mit der Sanierung allerdings noch zuwarten können, doch mit dem Neubau der Waldenburgerbahn ergibt sich eine neue Situation», sagt Bürgin. Sie spricht die neue Haltestelle Unterfeld an. Für Fussgänger muss die Gemeinde eine neue Verbindung schaffen. Deshalb wurde der Ausbau des Stutzwegs samt Trottoir vorgezogen, zudem entsteht so eine sicherere Wegverbindung für die Schulkinder. Die Gemeinde stehe unter Zugzwang. Die Arbeiten am Stutzweg müssten bis zum Baubeginn der WB abgeschlossen sein. Die BLT steuert an alle Massnahmen der Gemeinde 315 000 Franken für die Anpassung von Fusswegverbindungen bei.
Die Arbeiten im Gelände sind laut Christine Bürgin gut angelaufen und weitere grössere bauliche Überraschungen sind bisher ausgeblieben. Sollte dies so bleiben, wird der neue Stutzweg ab Mitte des nächsten Jahres befahrbar sein. Bis dann wird sich der Fahrzeugverkehr auf dem Stutz über die stellenweise enge Umleitung via Langenbaumweg und Lerchenstrasse zwängen müssen. Am 30. November werden die beiden Nachtragskredite dem Souverän vorgelegt. Es dürfte eine spannende Gemeindeversammlung werden.
NACHGEFRAGT | ANDREAHEGER, GEMEINDEPRÄSIDENTIN
«Wir müssen den Gürtel sehr eng schnallen»
Frau Heger, weshalb informiert die Gemeinde erst jetzt über die Mehrkosten des Stutzwegs, obwohl diese bereits seit dem 9. Juni bekannt sind?
Andrea Heger: Der Gemeinderat wurde vor den Sommerferien von der Bauleitung über Mehrkosten informiert. Er entschied sich, die Gemeindeversammlung darüber zusammen mit dem parallelen Zusatzbedarf für die Ribigasse zu informieren. Allerdings mussten dafür noch restliche Abklärungen abgewartet werden. Diese lagen im September vor.
Was bedeuten die grossen Mehrkosten für den Stutzweg und die Ribigasse im Hinblick auf kommende Projekte?
Wir müssen den Gürtel sehr eng schnallen und dazu weiterhin auf die wichtigsten und dringendsten Infrastrukturbauten fokussiert planen. Darüber hinaus gehende Wünsche müssen zurückgestellt werden. Wir werden künftig vertiefte Vorabklärungen tätigen. Das erhöht zwar die Gesamtkosten, dient aber der Planungssicherheit.
Welche Projekte müssen allenfalls zurückgestellt werden?
Die aktuell bekannten Kosten sind sowohl in der Investitionsrechnung als auch im Budget 2021 eingerechnet und können wie vorgesehen angegangen werden.
Neben dem Stutzweg stehen vor allem der Kindergarten Neumatt und Arbeiten rund um das Gemeindehaus als grössere Projekte an.
Über die Bücher müssen wir, was die darüber hinaus gehende Planung betrifft. Einige Infrastrukturbauten für die Schule sind zwingend. Allenfalls bestehen bei weiteren Strassenprojekten und rund um die Wasserversorgung noch Möglichkeiten, Projekte hinauszuschieben.
Hat die Gemeinde Hölstein generell Probleme mit der Einhaltung der Kosten bei Strassenprojekten?
Nein. Die letzten Projekte am Steinenweg und am Lampenbergerweg beispielsweise konnten unter dem bewilligten Kredit abgerechnet werden. Die Ribigasse und der Stutzweg sind besonders anspruchsvolle Tiefbauprojekte, unter anderem wegen der Lage am Bach. Und es ist so, dass bei Tiefbauprojekten, noch dazu bei Sanierungen, mit mehr Unsicherheiten zu rechnen ist als bei Neubauten im Hochbau.