Hoffnung für uralte Militäranlagen
20.10.2020 Baselbiet, Kultur, Politik, GesellschaftDenkmalschutz soll sich mit der Fortifikation Hauenstein befassen
Die Wehranlage aus dem Ersten Weltkrieg entlang des Jurakamms zerfällt. Jetzt soll die Fortifikation Hauenstein dokumentiert und später Teile davon möglicherweise unter Schutz gestellt werden. So jedenfalls sieht es die ...
Denkmalschutz soll sich mit der Fortifikation Hauenstein befassen
Die Wehranlage aus dem Ersten Weltkrieg entlang des Jurakamms zerfällt. Jetzt soll die Fortifikation Hauenstein dokumentiert und später Teile davon möglicherweise unter Schutz gestellt werden. So jedenfalls sieht es die Umweltschutz- und Energiekommission des Landrats.
tho. «Rettet die Fortifikation Hauenstein»: Dies forderte CVP-Landrat und Historiker Pascal Ryf (Oberwil) 2018 mit einem Vorstoss im Landrat. In einem so fulminanten wie fundierten doppelseitigen Beitrag in der «Volksstimme» plädierte er kurz nach der Einreichung seines Postulates dafür, dieses «Zeugnis einer zentralen Epoche der Schweizer Geschichte» zumindest teilweise zu erhalten und unter Schutz zu stellen (siehe «Volksstimme» vom 4. Oktober 2018).
Die vor 100 Jahren gebauten Wehranlagen entlang des Jurakamms sind teilweise stark zerfallen und die Schützengräben in den Gebieten des Rehag, des Bölchens und des Wisenbergs sind mittlerweile fast aufgefüllt mit Erde, Steinen und Laub. Die Stützmauern aus Bruchstein seien über weite Strecken eingebrochen. Ryf in seinem Artikel: «Das Baselbieter Parlament und der Regierungsrat haben es nun in der Hand. Sie können ausgewählte Teile der Fortifikation Hauenstein retten und für Schulklassen, Wandernde und Touristen zugänglich machen.»
Zwischen Oensingen und Aarau, auf einer Strecke von rund 30 Kilometern, erstellten die Truppen ab 1914 rund 500 Bauten, darunter Beobachtungsposten, Geschützstände, Scheinwerferpositionen, Munitionslager, Reservoirs, Unterkünfte, Stallungen und anderes mehr. Dafür waren gerade im bergigen Gelände grosse Anstrengungen nötig. Beispielsweise der Beobachtungsposten auf der Bölchenfluh wurde auf die heutige Form zurechtgesprengt.
Zuerst eine Dokumentation
Für eine Unterschutzstellung – und damit für den Erhalt – brauche es zwingend eine Dokumentation der Gesamtanlage. Überdies müsse eine kultur- und militärhistorische Bewertung vorgenommen werden, schrieb die Regierung daraufhin in ihrem Bericht und veranschlagte dafür Kosten von geschätzten 90 000 Franken.
Erst bei Vorliegen dieser Unterlagen könne über eine Unterschutzstellung nachgedacht werden. Die Regierung stellte etwas vage in Aussicht, die Aufnahme des benötigten Betrags in den kommenden Jahren in den Aufgaben- und Finanzplan zu prüfen.
Die Umweltschutz- und Energiekommission nimmt die Regierung nun beim Wort. In einer Konsultativabstimmung sprach sich die Kommissionsmehrheit dafür aus, eine Dokumentation der Anlagen vornehmen und in einem zweiten Schritt die Unterschutzstellung prüfen zu lassen. Es sei denkbar, allenfalls einzelne Elemente «als Zeitzeugen für die Nachwelt zu erhalten und für die Öffentlichkeit zugänglich(er) zu machen», wie es im Bericht heisst. Eine Möglichkeit dafür bestehe beispielsweise auf dem Chilchzimmersattel oberhalb von Eptingen.
Zweifellos kämen aber auch andere Anlageteile infrage. Eine Schwierigkeit ist laut der Regierung, dass bei vielen der Anlagen die Eigentümerschaft bislang nicht geklärt sei. Die Armee hatte die Anlagen vor Jahrzehnten an die Grundbesitzer abgetreten, Dokumente darüber existieren beim Bund aber nicht oder nicht mehr. Ebenso wenig wie Pläne für die gesamte Anlage. Die heutigen Eigentümer müssten einer Unterschutzstellung zustimmen und allenfalls auch für den Unterhalt mitbezahlen.
Das Anliegen ist nun für die Landratssitzung vom Donnerstag traktandiert. Zwar ist die Empfehlung der Kommission zugunsten der Erstellung einer Dokumentation eindeutig ausgefallen, zu einem konkreten Zeitplan soll die Regierung allerdings nicht verpflichtet werden. Einzelne Kommissionsmitglieder hätten den Wunsch geäussert, dass die nötigen 90 000 Franken «nicht schon in den nächsten zwei oder drei Jahren eingestellt werden», heisst es im Kommissionsbericht. Spannend wird zu beobachten sein, ob die Mühlen der Politik schneller mahlen, als der Zahn der Zeit nagt.