Für jedes Kind ein Apfelbaum
29.10.2020 WenslingenDer Schulbaumgarten kommt nun in sein 10. Pflanzjahr
Seit neun Jahren pflanzen die Kinder der ersten Primarklasse Wenslingen im Herbst ihren Baum im Schulbaumgarten auf der leichten Erhöhung südlich des Dorfes. Eltern und weitere Erwachsene legen dabei auch tatkräftig ...
Der Schulbaumgarten kommt nun in sein 10. Pflanzjahr
Seit neun Jahren pflanzen die Kinder der ersten Primarklasse Wenslingen im Herbst ihren Baum im Schulbaumgarten auf der leichten Erhöhung südlich des Dorfes. Eltern und weitere Erwachsene legen dabei auch tatkräftig Hand an. Das Projekt kommt mit dem zehnten Pflanzjahr langsam zum Abschluss.
Peter Stauffer
Der Apfel ist die älteste kultivierte Frucht. Archäologen fanden sogar Überreste in prähistorischen Siedlungen, und immer wieder kommt der Apfel in der Geschichte der Menschheit ins Spiel, sei es im Paradies bei Adam und Eva oder beim bekannten «Wilhelm Tell» von Schiller. Wohl keines der Wenslinger Schulkinder dachte am vergangenen Dienstag allerdings an diese Geschichten, als sie sich auf den Weg zum Schulbaumgarten machten. Sie wollten dort, wie es seit neun Jahren für die Erstklässler Tradition ist, den ihnen zugelosten Apfelbaum setzen.
Bevor die Kinder eintrafen, informierte Regula Waldner, Präsidentin des Natur- und Vogelschutzvereins Wenslingen, die bereits eingetroffenen Eltern und Besucher über Idee und Geschichte des Schulbaumgartens, der bald 90 Bäume umfassen wird. Sie zog eine Art erster Bilanz über das Pionierprojekt und seinen Ursprung. Sie wies auf die enormen Möglichkeiten dieses Lernorts hin: Naturkunde, Ernährungsfragen, Malstunden, landwirtschaftlicher Anschauungsunterricht, und und und. Das Generationenprojekt (es schlägt Brücken zwischen den Generationen) komme nun in sein zehntes und bald letztes Pflanzjahr. Jeder Baum trägt eine andere Sorte Äpfel, Sorten, die es kaum mehr gibt oder die gefährdet sind. Auch einige wenige Birnbäume sind im Baumgarten zu finden.
Per Traktor trafen die Kinder dann – warm eingepackt – um neun Uhr am Ort des Geschehens ein. Mit Freude trugen sie den bereits anwesenden Eltern und Helfern ein Lied vor, bevor sie Schaufeln fassten und sich um das erste von elf vorbereiteten Löchern versammelten. Sie lauschten mehr oder weniger aufmerksam den Ausführungen von Max Wirz, der ihnen Schritt für Schritt – versehen mit den nötigen Erklärungen – das Einpflanzen praktisch vorführte. Sie durften gleich selbst mithelfen, den Wurzelstock unter dem Aushubmaterial verschwinden zu lassen.
In den Unterricht eingebettet
Anschliessend machten sie sich in Gruppen daran, die Jungbäume wie auch die Mäusegitter und Pfähle zu den bereits am vergangenen Naturschutztag von Mitgliedern und Freunden des Natur- und Vogelschutzvereins ausgehobenen Pflanzgruben zu tragen. Mit Begeisterung und Eifer halfen die Kleinen bei den Arbeiten mit. Vor allem beim Eindecken und Auffüllen legten sie Hand, respektive Schaufel an. Nach Abschluss der Arbeit (oder war es mehr ein Vergnügen?) erhielten die Jungbäume ein Schild mit den Namen der Apfelsorte und des Kindes, dem der Baum nun während seiner Primarschulzeit gehören wird. Selbstverständlich gehört zu einem solchen Projekttag auch ein währschafter kulinarischer Abschluss. Dazu gesellten sich auch die Zweitklässler, die während der Pflanzaktion der Erstklässler an den bereits gepflanzten Bäumen Nistkasten gereinigt hatten.
Wie die Lehrerin Ursula Mauderli ausführte, beschäftigt der Schulbaumgarten nicht nur am Pflanztag die Kinder. Im Verlauf des Schuljahrs besuchen die Kinder immer wieder ihren Baum, beobachten das Geschehen in den verschiedenen Jahreszeiten und befassen sich in den verschiedensten Unterrichtsfächern mit dem Projekt. «Der Corona-Lockdown in diesem Jahr hat uns allerdings in dieser Beziehung schon etwas ausgebremst», bedauert sie.