In den «Anden» von Wintersingen
06.10.2020 BaselbietBesuch bei der Alpaka-Züchterin Tanja Sprenger
«2019 haben Alpakas zuerst unser Herz und dann unseren Betrieb erobert», sagt Tanja Sprenger vom Hof Breitfeld in Wintersingen. 18 Tiere umfasst die Alpaka-Herde derzeit. Ein Besuch auf dem Hof.
Christian Roth (Text ...
Besuch bei der Alpaka-Züchterin Tanja Sprenger
«2019 haben Alpakas zuerst unser Herz und dann unseren Betrieb erobert», sagt Tanja Sprenger vom Hof Breitfeld in Wintersingen. 18 Tiere umfasst die Alpaka-Herde derzeit. Ein Besuch auf dem Hof.
Christian Roth (Text und Bilder)
Hoch über Wintersingen steht der Hof Breitfeld; nicht einfach zu finden. Dort begrüsst uns die 38-jährige Tanja Sprenger, eine richtige Frohnatur. Natürlich ist die erste Frage, wie man zum Halten von Alpakas kommt – auf einem Baselbieter Bauernhof mit Rindermast, Kirschbaumbewirtschaftung und dem Anbau von Mais oder Raps.
Die studierte Biologin aus Basel beteiligte sich früher an vielen Projekten mit Bauern aus der ganzen Welt. Sie erstellte Anleitungen für den richtigen Anbau und die Ernte von Kartoffeln. Das wurde ihr mit der Zeit aber zu theoretisch. Deshalb entschloss sie sich kurzerhand für eine Landwirtschaftslehre am Ebenrain.
Und es kam, wie es kommen musste: Sie verliebte sich während der Ausbildung in einen Landwirt – in den Wintersinger Beat Sprenger – und gründete mit ihm eine Familie. Drei Kinder sind es heute, wobei das jüngste fünf Monate alt ist. Nun wohnt Tanja Sprenger seit sieben Jahren auf dem Hof.
Sofort begeistert
Auf die Idee mit den Alpakas brachte Tanja Sprenger einst ihr Bruder. Denn sie fand schon immer Gefallen an wolligen Tieren – Schafe haben es ihr deswegen ebenfalls angetan. Da der Hof Breitfeld von der Milchwirtschaft auf Mastbetrieb umgestellt wurde, gab es plötzlich wieder mehr Weideplatz. Der entscheidende Auslöser war dann der Besuch einer Alpaka-Show in Uster, an der die Tiere bewertet werden – der wichtigste Event im Jahr für Alpaka-Züchter in der Schweiz. Tanja und ihr Mann Beat waren von der Spezies sofort begeistert.
Die Tiere sind gutmütig und liebenswert, können aber auch widerspenstig sein. Charaktereigenschaften wie diejenigen einer Katze: Sie haben ihren eigenen Kopf. Das widerspiegelt sich beim Spaziergang mit den putzigen Tieren. Die einen freuen sich darauf, die anderen ducken sich ins Gras und bewegen sich keinen Meter. Das Züchten und damit die Suche nach der optimalen Genetik findet Tanja Sprenger am spannendsten. Deshalb soll ein richtiger Zuchtbetrieb entstehen.
Doch wo besorgt man sich diese speziellen Tiere? Ein glücklicher Umstand führte sie zu einem Schweizer Züchter mit besonders schönen Tieren. Dieser allerdings gab gerade seine Zucht auf und verkaufte die Tiere «en gros». Plötzlich war Sprenger Besitzerin von sechs prachtvollen Huacaya-Exemplaren. Sie sagt: «Sie ähneln Kuschelbären …»
Wertvolle Wolle
Daneben gibt es auch die Rasse Suri. Sie unterscheiden sich in der Struktur der Wolle. Das Huacaya-Alpaka hat eine feine, gleichmässig gekräuselte Faser, sprich Wolle (oder Vlies im Fachjargon). Das Suri-Alpaka hingegen hat keine Kräuselungen in der Faser. Das Haar bildet gelockte Strähnen, ähnlich wie «Dreadlocks». Beide Rassen stammen von einer domestizierten Kamelrasse ab, welche aber kleiner als das uns bekannte Lama ist und auch kleiner als ein durchschnittliches Alpaka. Herkunft ist Südamerika.
Die Wolle der Huacaya ist sehr wertvoll. Tanja Sprenger kann sich vorstellen, dereinst die veredelte Wolle zu spinnen. Auch Duvets sind in Planung. Die Wolle weise dafür hervorragende Eigenschaften auf, sagt sie – was selbstverständlich von den beiden Produzenten im Eigenversuch getestet wird. Möglicherweise entsteht auch bald eine spezielle Modekollektion aus den «Anden von Wintersingen».
Für die Zukunft sind Führungen für Schulklassen und Interessierte geplant. Die Herde umfasst heute 18 Alpakas – darunter auch das Lieblingstier der Bäuerin: «Mia ist total verschmust.» Der Kuschelfaktor ist also garantiert. Allerdings, so Sprenger, seien Alpakas von Natur aus Distanztiere, was das Schmusen im Normalfall leider ziemlich erschwere …