Das Scherznamen-Gedicht

  30.10.2020 Baselbiet, Kultur

Zu Anwil leben hoch die Gugger,
In Füllinsdorf die Güllenrugger.
Es leben auch hoch die Oltinger Schafrollen,
So gut als die Rothenfluher Rossbollen.
Die Zeglinger Tannzäpfensuuger sind auch brave Leut,
Sehen es nicht gern, wenn\'s im Sommer schneit.
In Kilchberg müsste man aber vor Hunger verräbeln,
Könnte man dort nicht die Steine lind prägeln.
In Rünenberg hingegen gibt\'s akurat
Alle Tag einen Gänsfeckten-Salat.
Mit diesem im Leibe möchte man springen
Ins Rauchlöcher-Dorf nach Häfelfingen.
Willst du dich noch mit einem Milch­mäuchli laben,
So kannst du solches in Läufelfingen haben.
In Bückten sitzt man früh an das Essen
Um eine dicke Suursuppe zu fressen.
Man trinkt dazu echten Lagottenwein (La Côte)
Mit gebratenen Känerkinder Fröschenbein.
Als Zugemüs ist dazu auserkoren
Ein Dutzend Rümlinger Eselsohren.
Es wird aber nicht übel grauen,
Wenn die Wittinsburger Gläsaugen herunterschauen.
In Diepflingen geben sie Äpfelschnitz
Und mancher kriegt noch beim Erb (Wirt) einen Dips.
In Thiirnen hingegen, wer sollte es meinen,
Logiert man im Hotel zur Schäferzeinen.
Will man aber lieber in Böckten sein,
So kehrt man bei den Hirslöffeln ein.
Und bleibst dann zu Gelterkinden Übernacht,
So mach dich auf Bratwurstzipfel gefasst.
Quakt dich dann ein Frosch aus dem Schlafe wach,
So denke, er komme von Rickenbach.
In einem Zigersäcklein kann er dann reiten und singen:
Juhe! jetzt sind wir zu Ormalingen.
Die Tecknauer Heuel lässt man nur schrei\'n
Und kehrt bei den Wenslinger Grasrätschen ein.
Groppen und Katzen, es ist ein wahrer Grus,
Sind zu Hemmiken daheim und zu Buus, Buus, Buus
Dagegen zu Hölstein und zu Waldenburg hinten
Kann man ferne Katzenrälli und Wölffuess finden.
Aber zu Maisprach sind daheimen
Die lichtscheuen Nachtwandler Mucheimen.
Wollt ihr sie jagen zum Land hinaus frisch,
So holt einen Eptinger Ofenwisch.
Doch wäre ihre Zahl zu stark und zu viel,
So nehmet dazu einen Diegter Birenstiel.
Zeigt euch dabei mutig, wie\'s Männern gebürlig,
Nicht, dass man noch muss holen die Tenniker Hürlig.
Und wenn auch die Zunzger nicht lieben die Zöpf,
So tragen sie doch alle Schuhnägelköpf.
In Augst weiss man guten Bescheid
um die Töpf\' Gebratener Fische und famoser Kröpf.
Aber was die Graubüntel sollen bedeuten,
Das muss ich vernehmen von Arisdorfer Leuten.
Von dort geht der Weg auf die Sissacher Fluh
Den Krüselidörnburen auf den Hersberg zu.
Um sich zu stützen bei jedem Tritt,
Nimmt man einen guten Nussbengel mit.
Damit man nicht hungert auf dieser Reis\',
Geniesst man zu Wintersingen eine Krutlämpenspeis.
Jetzt wird mir aber das Maul so ganz lecker.
Wenn ich denk an die (Sissacher) Radschienenschlecker.
In Itingen will es mir dagegen nicht belieben,
Ich weiss schon, wie dort die Säubengel fliegen.
Aber zu Lausen im warmen Ofeneggen
Gibt\'s allezeit gute Kümiweggen.
Darnach wässert, so sagt man, der Mund immer scharf
Den Wähenmäulern im benachbarten Bubendorf.
Die Ziefener können sich dazu nicht vereinen,
Man sagt, sie haben gar viele Walcherzeinen.
Auch Tannzäpfen und Oel haben sie viel,
Ich meine im Dorf Reigoldswil.
In Bretzwil oben nahe am Ziel
Sind alte und neue Löffelstiel.
Zu Lauwil hört ich einst auf der Jagd,
Wie der Fuchs zum Hasen sagt: «Gute Nacht!»
Die Liste muss ich nun vollends ergänzen
Zu Langenbruck bei den Zipperliränzen.
Will jemand ein fettes Kalbeli haben,
Zu Oberdorf kann er es sicherlich erfragen.
Und falls er nur ein Kutscheli will,
So hält er beim Isach in Niederdorf still.
Will er noch dazu haben Geiger und Pfeifer,
So geht er zu den Bennwiler Löffelschleifern.
Zu Arboldswil sind weder Seiden- noch Sammetfärber,
Wohl aber recht wackere Küechliberger.
An Fett ist kein Mangel, ist alles wie\'s soll,
Die Lupsinger haben eine Schmalzgrube voll.
Wenn mich die Eissen und die Geschwüre erbitterten,
So heilt\' ich sie durch die Salbe mit Harzplätz von Titterten.
Wenn du gute Pflaumen und Wein willst kaufen,
So musst du nach Ramlinsburg zu den Kriechenmäulern laufen.
Hoch leben in Reinach die Linsenschnitzer,
Sowie in Seltisberg die Erdbeerenschnitzer.
In Giebenach, da gibt es kurze und lange Birenstiel,
Und haben eure Taschen Fetzen,
So lasset sie in Liestal plätzen.
Die Olsberger tun immer vorwärts rücken
Mit ihrem gekünstelten Kümmiknüpfen.
Die Bärenwiler hingegen wohnen nahe beim Hübel
Und sollen haben alte und neue Lirenkübel.
Die Schönenbucher kann ich nicht vergessen,
So wenig als ein zärtlich Maienkäfer-Essen.
Gibt\'s Prügel dann, und machen sie Schmerzen,
So heilt man sie mit einer Pratteler Kräzen.
So lang aber der Mann noch kann schlucken,
Bedarf er noch nicht einer Muttenzer Krücken.
Weit besser möcht\' als Arznei für ihn sein
Gebratene Kabissterzli aus Münchenstein.
Und hat er sich daran noch nicht satt gegessen,
So kann er noch Allschwiler Krautstorzen dazu fressen.
Arlesheimer Krallenzähler braucht man dazu nicht,
Es wäre besser ein Benkener Schinken-Gericht.
Eine Platte gesottener Pfeffinger Schnecken,
Die würden dabei auch nicht übel schmecken.
Potz Donner! wie tun sie schon d\'Hörner ausstrecken.
Nach Aesch zu den Krüselischnitzern gang mi go verstecken;
Von da nach Therwil in Apothekerverein
Dort müssen die klügsten Einwohner sein:
Sie steigen hinauf bis 99 Prozent,
Doch dort sei dann aber das Ende der Welt.
Zu Oberteil, alle Wetter und Hagel!
Haben sie guten Katzenwadel.
In Bottmingen wollen sie Stegen strecken
Und sonst noch viele Künste aufdecken.
Die Binninger gehen nach Neubad spazieren
Und tun jede Woche sich dort amüsieren;
Es gibt freilich dann zuweilen auch kleine Zöpf,
Doch das kümmert nicht viel unsere Weyenköpf.
Es kümmert auch nicht die Ettinger Christen
Noch die Taubenstössel unter den Pfirsten.
So wenig als die Liedertswiler Sürmel
Mit ihren baumwollenen Tschoopen-Ermel.
Am Ende sind wir doch alle im Fehler,
So sagen es die Lampenberger Erbslizähler.
Der Lögelisuuger von Frenkendorf
Wünscht euch zu diesem Neuen Jahr
Gesundheit, Glück und Segen.
Und wenn euch dieser Wunsch gefällt
Mir solchen abzunehmen,
Es wird euch niemals reuen.


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