Sgraffitos erhalten Sonderbehandlung
17.09.2020 Gelterkinden, SissachElia Napoli
Zwei Kinder füttern sechs Tauben. Über ihnen strahlt eine lachende Sonne. Dieses Sgraffito von Walter Eglin hat seinen Umzug unbeschadet überstanden und schmückt seit einer Woche die Fassade der «Kopfstandhalle» in Gelterkinden. Das Kunstwerk lagerte seit ...
Elia Napoli
Zwei Kinder füttern sechs Tauben. Über ihnen strahlt eine lachende Sonne. Dieses Sgraffito von Walter Eglin hat seinen Umzug unbeschadet überstanden und schmückt seit einer Woche die Fassade der «Kopfstandhalle» in Gelterkinden. Das Kunstwerk lagerte seit dem Frühling 2017 bei der Gelterkinder Firma Buess AG. Grund für den Umzug und die Erneuerung des Sgraffitos war der Abriss des Kindergartens Bützenen, in dessen Fassade das Kunstwerk eingearbeitet war. Die Gemeinde Gelterkinden und der Verein Freundeskreis Walter Eglin hatten sich dafür eingesetzt, das Werk zu erhalten.
Nachdem Stefan Buess und seine Mitarbeitenden das massive Kunstwerk sorgfältig entfernt hatten, mussten sie es sichern. Daraufhin ist es mit einem speziellen Restaurierungskleber auf einer Trägerplatte fixiert worden. Diese Trägerplatte wurde in eine Konstruktion montiert, die sozusagen den Rahmen für das Werk formt. «Der Rahmen wurde seitlich verputzt und farblich so abgestimmt, dass er mit dem Sgraffito eine Einheit bildet», sagt Geschäftsführer Mirco Gutzwiller.
Mit der Restaurierung hatte die Firma jedoch nur die erste Hürde überwunden, denn das nun rund 150 Kilogramm schwere Kunstwerk musste noch an seinen neuen Ort gebracht werden. Dieses Vorhaben wurde mit Unterstützung der Firmen BM Metallbau AG aus Tecknau und Welti Furrer AG aus Liestal realisiert. Die Spezialisten haben vor einer Woche die Kranführung koordiniert und das zwei auf drei Meter grosse Werk an den vorgesehenen Befestigungsprofilen mit Fingerspitzengefühl montiert. Die Restaurierung eines Sgraffitos ist das Produkt etlicher Arbeitsschritte. «Wir müssen uns an die bestmögliche Lösung herantasten», sagt Gutzwiller. Es wurden Muster angefertigt, um zum besten Resultat zu gelangen und zugleich den wirtschaftlichen Aufwand abschätzen zu können. So auch im Falle des Sgraffitos «Urzeit» beim Sekundarschulhaus in Sissach, das die Firma Buess AG ebenfalls betreut.
Das Werk wird unter die Lupe genommen und analysiert, dann gesäubert. Dies geschieht in zwei Schritten. Zuerst wird das Werk mit Pinseln und einer Art Radiergummi in einer sogenannten Trockenreinigung geputzt. In einem zweiten Schritt folgt die Nassreinigung, bei der das Werk mit einem feuchten Schwamm vom Schmutz befreit wird.
Von Rost- und Kalkwasserschäden
In Sissach bestehe das Problem, dass das Werk nicht vor Regen geschützt ist und es somit langsam verwitterte, erklärt Gutzwiller. Es seien Risse, Abplatzungen, Rost- und Kalkwasserschäden entstanden. Zudem habe der am Boden abprallende Niederschlag zu Humusspritzern geführt, die das Werk im untersten Bereich stark verschmutzt hätten.
Bei einer solchen Restaurierung gehe es darum, die heilen Teile des Werks zu konservieren. Was bedeutet, dass diese Teile erhalten und geschützt werden. Jene Teile, die durch die Verwitterung verloren gegangen sind, gilt es soweit wiederherzustellen, dass der Gesamteindruck des Werks erhalten bleibt. «Es geht nicht darum, ein Bild nachzumalen oder im Fall eines Sgraffitos nachzukratzen», sagt Gutzwiller. Gegen Ende der kommenden Woche ist die Restaurierung beim Tannenbrunnschulhaus voraussichtlich abgeschlossen.